Nach dem Ausstieg der Marienhaus Holding sei es den Pallottinern schlicht nicht möglich, die Fakultät weiter zu finanzieren. Zu wenige vollzahlende Studierende seien es, die ihren Beitrag an der Aufrechterhaltung der Fakultät mit ihren Studiengebühren leisten würden. Fehlbetrag pro Jahr: 1,5 Millionen Euro, schätzt Geschäftsführerin Julia Sander.
Beeindruckende Zahlen, die aber nicht dafür gesorgt haben, dass die Kritik an der Entscheidung der PTHV abgerissen wäre. Im Gegenteil, nach einer Demonstration von Studierenden vor dem Vallendarer Rathaus trudeln immer mehr Stellungnahmen auch bei der Rhein-Zeitung ein – allesamt mit der gleichen Stoßrichtung: Die Schließung der Fakultät sei ein Fehler.
Der Deutsche Pflegeverband für Pflegeberufe (DBfK) meldet sich ebenso früh wie das Ehemaligennetzwerk zur Wort. Dazu die DBfK-Präsidentin Christel Bienstein: „Das Aus für die Fakultät wird sich negativ auf die Hochschullandschaft der Pflege auswirken. Im internationalen Vergleich ist Deutschland jetzt schon beim Grad der Akademisierung der Pflege ein Entwicklungsland, deshalb braucht es in Zukunft mehr und nicht weniger Angebote für Pflegewissenschaft“, so Bienstein.
Die CDU-Landtagsfraktion äußert sich ebenfalls, in ihrem Fall deren pflegepolitischer Sprecher Michael Wäschenbach: „Die gegenwärtige Corona-Situation zeigt besonders deutlich, wie wichtig es ist, gut ausgebildete Pflegekräfte in unseren Krankenhäusern und Seniorenheimen zu haben. Dementsprechend muss es unser aller Ziel sein, die Attraktivität der pflegerischen Ausbildung und auch die Qualität der Ausbildung zu steigern – doch genau das gegenteilige Bild vermittelt die angekündigte Abwicklung der Pflegewissenschaftlichen Fakultät. Ich bin erschüttert, dass es offensichtlich kein ernst gemeintes Bestreben der Landesregierung zum Erhalt dieses wichtigen Studienangebotes gegeben hat.“
Eine RZ-Leserin äußert sich ebenfalls zu der Schließung – ihre Freundin, schreibt sie, gehöre zu den zwölf bereits abgelehnten Promotionsbewerbern an der PTHV, die nun nicht mehr an der Hochschule angenommen werden. „Mit einem Handstreich haben die Pallottiner der Pflege in Deutschland einen herben Schlag versetzt! Es gibt nicht nur den Pflegenotstand am Patienten, sondern auch in den Pflegeschulen“, schreibt sie. Alle Beteiligten im „Pflegefall Pflege“ müssten zusammenhalten, die Politik müsse die nötigen Rahmenbedingungen schaffen. „Da finde ich es mehr als ungehörig, dass sich die Pallottiner aus der Verantwortung stehlen wollen.“
Die Koblenzer Stadtratsfraktion der Grünen nennt die Schließung der PTHV-Pflegefakultät einen „Abriss eines Leuchtturms“. Gordon Gniewosz, Sprecher der Fraktion für Hochschulfragen: „Die jetzige Entscheidung hat auch Konsequenzen für den Hochschulstandort Koblenz. Nur durch eine Kooperation der PTHV kann die Universität Koblenz-Landau den Lehramtsstudiengang ,Pflege für Berufsbildende Schulen' anbieten. Neben dem praxisorientierten Bachelorstudium ,Pflegeexpertise' und dem Masterstudium ,Pflegewissenschaft' unterhält die PTHV bislang auch ein pflegewissenschaftliches Promotions- und sogar Habilitationsprogramm. Das gibt es nur an ganz wenigen Universitäten in Deutschland und ist in Rheinland-Pfalz einmalig.“
Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz wirft derweil der Landespolitik Nachlässigkeit vor. Die Kammer fordere bereits seit Jahren mehr Unterstützung der Hochschule, mit Verweis auf deren privaten Status aber sei das immer abgelehnt worden.
Das Land Rheinland-Pfalz äußerte sich in der vergangenen Woche schriftlich gegenüber dem SWR. Demnach sei eine weitere finanzielle Unterstützung der PTHV nicht geplant. Verwiesen wird laut dem Bericht auf Pflegestudiengänge in Trier und Ludwigshafen sowie an die Katholische Hochschule in Mainz.
Karin Herrmany-Maus, Studierende an der PTHV, hat sich während der Demo in der Vorwoche gegenüber der RZ geäußert: „Unsere Forderung ist, dass das Land in der Verantwortung ist, seine Zuschüsse anzuheben, um so den Standort Vallendar zu erhalten.“
Aussichten auf Unterstützung vom Land gibt es aber keine. Bereits in der Pressekonferenz kurz nach den Osterfeiertagen hatte Provinzial Pater Helmut Scharler versichert, auch bei öffentlichen Stellen um Hilfen für den Erhalt der Fakultät gebeten zu haben. Die Antwort sei ebenso negativ ausgefallen wie die der privaten Einrichtungen, die die Pallottiner angefragt hatten.