Die Stadtbibliothek Koblenz beherbergt seit Neuestem eine Kreativwerkstatt, gefüllt mit ganz viel Technik und digitalen Spielereien. Der sogenannte Makerspace soll Raum zum Experimentieren und Werkeln schaffen – und nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen ganz praktisch technisches und digitales Wissen vermitteln. Wenige Tage vor der Nacht der Bibliotheken am 4. April stellten Kulturdezernent Ingo Schneider und Bibliotheksdirektorin Susanne Ott den Makerspace vor.

Die Zeit, in der die Stadtbibliothek nur Bücher in Regalen stehen, ist längst vorbei. Die Saatgutbibliothek ist in Koblenz auch in diesem Frühjahr wieder gut angelaufen, die Bibliothek der Dinge erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit. Mit dem Makerspace gibt es nun ein weiteres Angebot, das wenig mit Büchern zu tun hat. „Er wird die Stadtbibliothek als Lernort erweitern. Hier wird man sehr experimentierfreudig sein können“, sagt Kulturdezernent Schneider bei der offiziellen Einweihung. Doch was kann diese digitale Werkstatt im Kulturbau überhaupt?

Auf dem grauen Teppichboden des Vorlagenraums im zweiten Obergeschoss der Bibliothek bewegt sich der kleine blaue Roboter namens Miika mit seinen spinnenähnlichen Beinen hin und her, vor und zurück. Gesteuert wird er von einer Frau, die vor ihm steht – aber nicht per Fernbedienung, sondern einfach nur mit Armbewegungen. Sie hat den kleinen Roboter dafür trainiert, dass er erkennt, was er tun soll. Reißt die Frau die Arme hoch, läuft er nach vorn. Arme runter und er bewegt sich nach hinten.
Miika ist ein Roboter von vielen, der im Makerspace getestet werden kann. Es gibt auch einen Greifarmroboter oder einen, der Treppen hinaufsteigen kann. Für Tüftler, die gerne selbst Hand anlegen, sind technisch anspruchsvolle Bausätze angeschafft worden, zum Beispiel ein Helikopter, der per Luftdruck abheben kann oder ein Baukasten für ein Solarpanel.

Lötkolben liegen bereit, um damit kleine LED-Kunstwerke zu bauen. Virtual-Reality-Brillen ermöglichen beispielsweise einen digitalen Rundgang durch das Anne-Frank-Haus in Amsterdam. Zum Inventar gehört auch ein 3D-Drucker. Für die Nacht der Bibliotheken am Freitag, 4. April, wurden mit ihm bereits viele kleine Eulen vorgedruckt.
Bibliotheksleiterin Susanne Ott sagt, im Vordergrund des neuen Angebots stehe, einen Ort zu schaffen, in dem technische Bildung und digitales Wissen gefördert werden. „Das Konzept sieht vor, dass der Makerspace über regelmäßige Veranstaltungen genutzt wird.“ Workshops sollen sehr interaktiv gestaltet werden und Menschen für Technologien begeistern. Es sei auch ein enger Austausch mit Kitas und Schulen geplant, sagt Ott. Für diese Institutionen sollen auch Ausleihen von Experimentierkästen möglich sein, für Privatpersonen sind diese nicht vorgesehen.

Die zwei ersten Veranstaltungen stehen schon fest: Am 6. Mai soll es um 16 Uhr eine Roboter-Rallye geben, am 3. Juni wird man einen 3D-Drucker-Führerschein machen können. Für die Anfangszeit will die Stadtbibliothek einmal im Monat eine Veranstaltung anbieten. Informationen zu den geplanten Terminen veröffentlicht die Bibliothek auf ihrer Internetseite.
Ziel ist es laut Ott auch, dass Menschen eigene Werke und Basteleien mit nach Hause nehmen können, zum Beispiel dreidimensionale Figuren aus dem Drucker. Erweitert werden soll der Makerspace noch um eine Gravier- und eine Siebdruckmaschine, mit der T-Shirts mit eigenen Motiven bedruckt werden können.

Ein anderes Angebot richtet sich vor allem an Erwachsene und Nostalgie-Freunde: Im Makerspace ist Technik vorhanden, um analoge Medien zu digitalisieren: seien es alte Dias, Schallplatten oder Kassetten. „Das funktioniert auch echt gut“, sagt Bibliotheksmitarbeiter Maximilian Kirner. Er wird die digitale Werkstatt mit seiner Kollegin Marion Eikschen betreuen.

Insgesamt rund 11.000 Euro wurden investiert, um den Makerspace einzurichten, sagt Susanne Ott. Rund 8000 Euro davon habe das Land dazugegeben. Für einen ersten Eindruck müssen Interessierte aber nicht erst bis zur Roboter-Rallye am 6. Mai warten. Bei der Nacht der Bibliotheken am Freitag sollen die vielen Technologien schon zum Ausprobieren und Experimentieren bereitstehen.