Am 2. Februar 2026 hätte Valéry Giscard d’Estaing seinen 100. Geburtstag gefeiert. Das Leben des früheren Staatspräsidenten von Frankreich (1974 bis 1981) begann in einem Haus am Rhein in Koblenz. In seiner Geburtsstadt wurde Giscard d’Estaing, der 2020 verstarb, 2006 zum Ehrenbürger ernannt. Die FDP-Fraktion im Koblenzer Stadtrat sieht den bevorstehenden 100. Jahrestag als Anlass, das Andenken an den französischen Schängel auszuweiten und eine Statue zu errichten. Andere Mitglieder im Rat halten das für überzogen.
FDP-Ratsmitglied David Hennchen erinnerte in der jüngsten Ratssitzung an die Verdienste Giscard d’Estaings für ein geeintes Europa: „Als Präsident Frankreichs war er eine der prägendsten Persönlichkeiten Europas, er war Modernisierer seines Landes, überzeugter Europäer, Architekt des Europäischen Rats, Mitbegründer der G7, Vordenker einer gemeinsamen Währung. Und er war Brückenbauer – vor allem zu Deutschland.“
Die Idee: Statue und Festakt mit dem amtierenden Staatspräsidenten
Bei einem Gedenken zum 100. Geburtstag müsse der europäische Geist, den Giscard d’Estaing ausstrahlte, zum Ausdruck gebracht werden, so Hennchen. Der FDP schwebt ein Festakt vor, der ein Zeichen für die Zukunft Europas, für die deutsch-französische Freundschaft und für das kulturelle Gedächtnis der Stadt setzt.
Neben dem Festakt, zu dem nach Ansicht der Liberalen auch der amtierende französische Staatspräsident Emmanuel Macron eingeladen werden soll, soll die Stadt prüfen, ob eine Statue, Stele oder Büste von Valéry Giscard d’Estaing errichtet werden kann. Als Standort schlug Hennchen die Rheinanlagen vor. Dort, in der Nähe der Pfaffendorfer Brücke, stand früher das Geburtshaus Giscard d’Estaings. Heute erinnert an dieser Stelle ein Gedenkstein daran.
Ratsmitglieder sind anderer Meinung
Ein Festakt: ja, eine Statue oder eine Einladung für den französischen Staatspräsidenten: nein: So positionierte sich CDU-Fraktionschef Stefan Otto zu den Ideen der FDP. Zweifelsfrei sei Giscard d’Estaing eine verdiente Persönlichkeit der Zeitgeschichte, sagte Otto und schloss ein großes Aber an: „Die Tatsache aber, dass er in Koblenz nicht einmal ein halbes Jahr gelebt, noch in der Stadt selbst gewirkt hat, die Verbindung also seit der Geburt ausgesprochen dünn gewesen ist, rechtfertigt aus Sicht der CDU-Fraktion nicht das Aufstellen einer Statue oder Büste.“ Den Christdemokraten würde ein deutsch-französischer Festakt im kleinen Rahmen genügen.
Christian Altmaier (Freie Wähler) sah das ähnlich. „Es ist halt ein Zufall der Geschichte, dass der französische Staatspräsident hier geboren wurde“, meinte er. Aus seiner Sicht reicht das Andenken an Giscard d’Estaing, das es in der Stadt gibt und gab, aus. Die Ernennung zum Ehrenbürger im Jahr 2006 sei bereits ein „denkwürdiger“ Tag und „wahnsinnig würdig“ gewesen. Die Laudatio beim Festakt damals im Koblenzer Schloss hielt Altbundeskanzler Helmut Schmidt.
„Ich glaube, es wäre sinnvoll, zu gucken, in welchem Maß das Würdige stattfinden kann.“
Kulturdezernent Ingo Schneider
Altmaier verwies zudem auf die schwierige Haushaltslage, „man sollte es so machen, wie es der Haushalt der Stadt hergibt“. Kulturdezernent Ingo Schneider sagte, es sei nur richtig, den 100. Geburtstag in Koblenz würdig zu begehen, aufgrund der Haushaltslage fügte er allerdings an: „Ich glaube, es wäre sinnvoll, zu gucken, in welchem Maß das Würdige stattfinden kann.“ Einig war man sich, dass bei den Planungen der Freundschaftskreis Koblenz-Nevers mit einbezogen werden soll. Alles Weitere wird voraussichtlich im Kulturausschuss im September besprochen.