1Was genau wird gemacht? Im Grunde ist es seit weit mehr als drei Jahren an verschiedenen Stellen auf der großen Verbindung vom Hunsrück in den Westerwald immer das Gleiche: Die Fahrbahn muss erneuert werden, ebenso die Geländer und Schutzeinrichtungen und vielfach auch die Übergangskonstruktionen, die wichtig sind, damit die einzelnen Brückenteile sich bei wechselnder Witterung und unter Verkehr leicht bewegen können.
Doch was einfach klingt, birgt viele Überraschungen, die erheblich mehr Arbeit machen und die Baustellen immer wieder verzögern. Und: Im Gegensatz zu einem Neubau sieht man als Autofahrer hinterher kaum, dass etwas gemacht wurde. Die neuen Geländer und die neue Fahrbahn nimmt man kaum wahr, viele fragen sich deshalb, warum das alles so lang dauert.
2Was sind die Hauptprobleme? Die Baustelle ist ohnehin riesig, umfasst zig Teilbauwerke. Dass vieles außerdem länger dauert, als man zunächst angenommen hatte, das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass man die buchstäblich nackten Tatsachen erst sieht, wenn man die Asphaltfläche heruntergenommen hat. Dabei hat sich bei einem Teil der Fläche gezeigt, dass es große Schäden gab, die mit einer komplizierten schachbrettartigen Betonsanierung bearbeitet werden mussten, damit die Brücke während der Sanierung stabil bleibt.
Und das zeigt sich auch immer wieder, wenn man beispielsweise eine Übergangskonstruktion öffnet und darin bröckligen, porösen Beton findet, erklärt Projektleiter Sebastian Lerbs vom Landesbetrieb Mobilität beim Baustellenbesuch mit der RZ. „Man kann ja nicht einfach neuen Beton draufkippen. Natürlich muss man das dann sanieren, alles andere würde keinen Sinn ergeben.“
3Warum wird es überhaupt gemacht? Spätestens, wenn eine neue Bauphase und damit neue Sperrungen kommen, gibt es auch beim LBM immer wieder Nachfragen: Muss das alles sein? Ja, sagt Lerbs, das Bauwerk ist in die Jahre gekommen und es gibt – nicht nur bei der Südtangente, nicht nur in Koblenz – einen gravierenden Sanierungsstau bei Brücken. Und da über die Jahre der Verkehr – vor allem der Schwerlastverkehr – enorm zugenommen hat, muss nun etwas geschehen, um diese wichtige Verbindung zwischen Hunsrück und Westerwald aufrechtzuerhalten. Beim Bauen selbst ist auch die Sicherheit der Arbeiter wichtig, sodass viele Schutzvorkehrungen nötig sind.
4Wie geht es aktuell weiter? Die Arbeiten an dem Abfahrtast von Lahnstein kommend nach Koblenz-Oberwerth und Boppard haben sich leicht verzögert, zuletzt auch wegen der Witterung. Aber eine Spur konnte jetzt freigegeben werden. Noch muss die eine Seite saniert werden, die niedrige Betonschutzwand ist bereits aufgestellt. Die gelbe Markierung der Baustelle kann im Moment nicht erfolgen, weil sie bei der Witterung nicht halten würde. Über Neujahr gibt es eine kürzere Winterpause, weil man verschiedene Arbeiten bei Frost und Regen oder Schnee ohnehin nicht zuverlässig erledigen kann, ab Mitte Januar wird wieder gearbeitet. Und bis Mitte/Ende März sollen die beiden Spuren Richtung Koblenz dann wieder komplett befahrbar sein.
5Und was steht dann an? Die für den Verkehr vermutlich gravierendste Änderung erfolgt schätzungsweise Ende März. Dann nämlich wird die Abfahrt vom Hunsrück kommend Richtung Koblenz wieder gesperrt, im Zuge der Bauarbeiten war das schon einmal der Fall. Zunächst soll sie etwa zehn Wochen geschlossen sein, in dieser Zeit wird nicht die Strecke selbst saniert, sondern ein Stück auf der Südtangente am Ende der Schleife. Später wird die Vollsperrung dann noch einmal, nötig sein, wenn die Fahrbahn selbst saniert wird.
Überraschungen kann es auch hier wieder geben: Erst wenn die Asphaltschicht runter und der Beton nackt ist, kann man mithilfe bestimmter Messtechniken herausfinden, wie der Zustand des Betons ist. Die Umleitung wird im Übrigen vermutlich über den U-Turn in Horchheim ausgeschildert, sagt Lerbs. Das war in einer früheren Phase der Mega-Baustelle schon einmal so und hat ganz gut geklappt. Ohnehin finden die Autofahrer bei jeder Änderung nach kurzer Zeit den für die passenden Weg, wissen die Planer.
6Ein Blick auf die kommenden Sanierungsphasen der nächsten Jahre: Ein Teil der Bauwerke, aus denen die Südtangente besteht, wird vermutlich im zweiten Quartal 2023 zusätzlich mit sogenannten Spanngliedern verstärkt. Dies geschieht aber im Hohlkörper der Brücke und hat keine oder kaum Auswirkungen auf den Verkehr. „Es besteht im Moment keinerlei Gefahr, aber manchmal ist man schon überrascht, wie wenig Stahlbeton tatsächlich in den Brücken früher verbaut wurde“, sagt Sebastian Lerbs. Deshalb wird da stellenweise nachgebessert.
Und: Auch auf der Unterseite eines Teils der Bauwerke müssen noch Sanierungen erfolgen. Das wird auch Auswirkungen auf den Schwerlastverkehr haben, denn die Erschütterungen beim Überfahren der Stellen sind bei den Arbeiten schlecht. Vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 2023 wird also auf einem Teil der Strecke der Lkw-Verkehr verboten sein.
2025 ist das Bauprojekt komplett abgeschlossen
Vermutlich im Jahr 2024 wird dann die große Schleife vom Hunsrück kommend nach Koblenz komplett saniert und dann noch einmal voll gesperrt. Die Strecke ist zu schmal, als dass man neben dem Verkehr arbeiten könnte.
Die Gegenrichtung, die Rampe von Koblenz kommend Richtung Hunsrück, ist dann voraussichtlich für das Jahr 2025 geplant. Auch hier war schon einmal gesperrt, weil die Anschlüsse an die Strecke von Lahnstein Richtung Hunsrück hergestellt wurden, sodass es Erfahrungen mit den Umleitungen gibt. „Verkehrsuntersuchungen zeigen, dass da keine großen Probleme zu erwarten sind“, so Sebastian Lerbs.
Zahlen, Daten, Fakten
Bei dem jüngsten Bauabschnitt von der Südtangente Richtung Oberwerth und Boppard gibt es bemerkenswerte Zahlen:
- Auftragswert: 8.2 Millionen (bereits verbaut 3,5 Mio.)
- Asphaltfläche und Abdichtungen: 7500 Quadratmeter (bereits saniert 2500)
- Geländer: 1500 Meter (erneuert 2500)
- Schutzeinrichtungen: 1600 Meter (erneuert 750)
- Bauwerkskappen 1750 Meter (erneuert 750)
- Betonstahl: Bisher sind 45 Tonnen verbaut.