Rund 300 Personen aus Horchheim nutzen das Angebot der Deutschen Bahn
Einblick in spektakuläres Bauprojekt: Bahn öffnet Tunnel in Horchheim für Anwohner
An eine Kristallhöhle erinnern die hellen Folien aus Kunststoff, die zwischen der äußeren Spritzbetonschale und dem endgültigen Betongewölbe verbleiben. Fotos: Hans-Peter Günther
Hans-Peter Günther

Seit dem 17. August 2021 ist das Verbindungsgleis von der Horchheimer Brücke in Richtung Pfaffendorf und Ehrenbreitstein für den Zugverkehr gesperrt, um den 456 Meter langen Horchheimer Tunnel aus dem Jahr 1905 komplett zu erneuern. Rund 300 Anwohner haben nun einen Blick hinter die Kulissen der Bauarbeiten werfen können.

Hauptsächlich für die Anwohner rund um die Baustelle hatte DB Netz in Zusammenarbeit mit den in der Arbeitsgemeinschaft Erneuerung Horchheimer Tunnel (Arge EHT) zusammengeschlossenen Firmen einen Tag des offenen Tunnels organisiert. Von der Zufahrt an der Ravensteynstraße wurden die Besucher in kleinen Gruppen – ausgerüstet mit Schutzhelmen und Warnwesten – zwischen 10 und 14 Uhr durch die Baustelle geführt.

Verschiedene Ausbaustufen auf einen Blick

Gleich zu Beginn bildete der große Gewölbeschalwagen am zukünftigen Nordportal einen eindrucksvollen Blickpunkt. Im Inneren des Tunnels konnten dann die verschiedenen Ausbaustufen in Augenschein genommen werden. Wieder am Tageslicht an der Emser Straße angekommen, konnten sich alle Teilnehmenden mit einem Freigetränk und einer Baustellenbratwurst stärken und sich noch bestehende Fragen beantworten lassen.

Vor allem der intensive Eintritt von sehr kalkhaltigem Wasser aus dem Berg machte jetzt die aufwendige Erneuerung des Tunnels erforderlich. Während bei Tunnelsanierungen auf der Lahnstrecke, im Nahetal oder am Petersbergtunnel bei Neef ein Zugverkehr mit der sogenannten „Tunnel-im-Tunnel-Methode“ auch während der Bauarbeiten möglich war, schied diese Variante in Horchheim aus.

Umfangreiche Bauarbeiten

Nachdem das Tunnelprofil im oberen Bereich erweitert und mit einer Spritzbeton-Innenschale gesichert war, musste auch die Sohle unter der Gleisbettung ausgehoben werden. Dabei ist ein nahezu kreisrunder Querschnitt von rund zehn Metern Durchmesser entstanden, wie er beim Vortrieb des neuen Kaiser-Wilhelm-Tunnels an der Moselstrecke mit einer Tunnelbohrmaschine erfolgte.

Während an der Mosel Beton-Fertigteile (Tübbings) die neue Röhre bilden, erhielt der Horchheimer Tunnel zunächst eine stahlbewehrte neue Tunnelsohle, die seit Mitte November 2022 abschnittsweise betoniert werden konnte. Darauf baut jetzt die neue Betoninnenschale für das Tunnelgewölbe auf, die in 59 Blöcke aufgeteilt ist. Mit dem auf Schienen rollenden Gewölbeschalungswagen wurde auf der Südseite an der Emser Straße begonnen.

Nach inzwischen 25 fertiggestellten Blöcken wurde der Schalungswagen nun zum Nordportal an der Ravensteynstraße umgesetzt. Dort sind im Anschluss noch zahlreiche Arbeiten zum Bau des Portals notwendig, sodass nun von der Nordseite die noch fehlenden 34 Blöcke der Innenschale betoniert werden.

Nach dem aktuellen Stand wird die Bahnverbindung durch den Tunnel Ende Oktober wieder für den Zugbetrieb zur Verfügung stehen.

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