Müllhalde statt Moselblick
Ein Rentner befreit Moselufer regelmäßig von Wildwuchs
Der Müll aus der Mosel bleibt im Gestrüpp hängen. Aus dem gestrandeten Müll hat sich hier wohl jemand ein eigenes Areal gebaut.
Aurélie Johann

Kobern-Gondorfer Rentner pflegt mit viel Engagement das Moselvorgelände, bald braucht aber mehr Unterstützung bei der Pflege des Ufers. Freiwillige werden gesucht.

Zigarettenstummel, Plastikplanen und jede Menge Müll – das ist keine Szene von einer Müllhalde, sondern vom Moselufer in Kobern-Gondorf. „Ich bin sauer“, sagt Hans Reck. „Damals war das ein Paradies, heute ist es eine Müllhalde.“ Der 70-jährige Rentner ist in Kobern-Gondorf aufgewachsen und kümmert sich seit drei Jahren um die Pflege des Moselufers, das regelmäßig freigeschnitten werden muss. Vom Fahrradweg aus sieht er auf das Ufer, wo sich Brombeersträucher und Wildwuchs ranken – und viel Müll, der bei Hochwasser im Gestrüpp hängen bleibt. „Wenn man sich zur Erholung auf die Bank setzt, kann man im Sommer nicht mal die Mosel sehen“, beschwert er sich.

Neben ihm erstreckt sich der Fahrradweg, an dem fünf Bänke vor Sträuchern platziert wurden. Diese Bänke versprechen einen Blick auf die Mosel, doch stattdessen schaut man nur in den Wildwuchs.

Hans Reck pflegt seit drei Jahren das Moselvorufer und braucht Unterstützung, auch vor der Gemeinde.
Aurélie Johann

Wer davon betroffen ist: Während Reck auf die Mosel blickt, läuft eine ältere Dame mit ihrem Rollator vorbei. Sie erzählt, dass sie gerne an der Mosel spazieren geht und es schade findet, dass es kaum Bänke mit schöner Sicht gibt. „Die ältere Generation stört sich natürlich stark daran“, erklärt Reck. „Sie sind stolz auf unsere Mosel und wollen sie auch sehen.“ Auch die jüngere Generation würde profitieren; früher gab es einen schönen Strand an der Mosel, an dem man gut baden konnte. Aus Gesprächen weiß Reck, dass sich Anwohner hier ein Naherholungsgebiet wünschen würden. Gerade für die ältere Bevölkerung sei das Moselufer ein gern gewähltes Ziel, weil es von der Ortschaft aus für die Meisten fußläufig und einfach zu erreichen sei. Gerade im Sommer fehle allerdings ein Schattenplatz mit Bänken, um sich zu erholen.

Wie kam es dazu: Laut Reck führten guter Wille und Unwissenheit zu dem unkontrollierbaren Wildwuchs am Ufer. Vor einigen Jahren wurden Bäume gepflanzt – jedoch nicht-heimische Pappeln, die sich schnell verbreiten und die Sicht versperren. Diese Bäume mussten gefällt werden, aber sie haben genug Samen gestreut, sodass nun neue Bäume wachsen. Die Pappeln verdrängen einheimische Pflanzen und ziehen Biber sowie Nutrias an. Das könnte Folgen für die Hobbyschifffahrt haben: Baumstämme oder Äste gelangen durch diese Tiere ins Wasser und können Unfälle etwa mit kleinen Sportbooten verursachen. Wichtig ist Reck: „Wir wollen keine Bäume einfach fällen, sondern die richtigen Bäume an den richtigen Ort, die auch dem Klimawandel standhalten, pflanzen.“

Durch das Hochwasser verfängt sich viel Müll in den Bäumen und Sträuchern am Moselufer in Kobern-Gondorf.
Aurélie Johann

Warum kaum etwas passiert: „Die Verantwortlichen haben bisher nichts unternommen“, erklärt Reck. Das Moselufer gehört der Regierung und somit dem Wasser- und Schifffahrtsamt, das das Fällen der Bäume nicht genehmigt, da es gegen den Naturschutz verstoßen würde. Reck fordert eine Änderung des Nutzungsvertrags, benötigt dafür jedoch ein konkretes Konzept zur langfristigen Pflege des Ufers. „Hier gehört Sachverstand dazu, ein richtiges Gesamtkonzept für das Moselufer von Leuten, die sich damit auskennen.“ Damit sieht er alle Beteiligten mit im Boot, darunter etwa die Gemeinde, das Umweltamt und das Wasserschifffahrtsamt.

Bislang hat er zu wenige Helfer an seiner Seite. Er wünscht sich zudem mehr Engagement von der Gemeinde, da viele Bürger unzufrieden sind: „Es kann nicht sein, dass nichts unternommen wird, obwohl so viele betroffen sind“, sagt Reck.

Er selbst kann durch sein Alter nicht mehr so viel arbeiten und deswegen braucht er dringend mehr Helfer, die ihn unterstützen. Bei Interesse kann man sich bei der Gemeinde Kobern-Gondorf unter Telefon 02607 - 1057 melden. 

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