Künstlerin schenkt Papst Bild
Ein Koblenzer Mariengemälde im Vatikan
Noch immer freudestrahlend denkt Eva Maria Enders an diesen Moment zurück: Im Herbst 2014 übergibt sie Papst Franziskus auf dem Petersplatz ein von ihr geschaffenes Gemälde.
Theodor Enders

Diesen Tag im Herbst 2014 wird die Koblenzer Künstlerin Eva Maria Enders wohl nie vergessen: Sie reiste nach Rom, um Papst Franziskus persönlich eines ihrer Gemälde zu schenken.

Der Tod des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche ist ein Ereignis von Weltrang. 1,4 Milliarden Katholiken weltweit haben am Ostermontag mit Papst Franziskus jenen Mann verloren, der in der Nachfolge des Apostels Petrus stand. Die Koblenzer Künstlerin Eva Maria Enders hatte im Jahr 2014 eine sehr persönliche Begegnung mit Franziskus. Wertschätzend, nahbar und menschlich sei er gewesen, erinnert sie sich im Gespräch mit unserer Zeitung. Auslöser des damaligen Treffens war nicht etwa der fromme Glaube der Christin, sondern ein Gemälde, das einst im Mittelrhein-Museum in Koblenz ausgestellt war.

Heute befindet es sich zwischen Werken von Pablo Picasso oder Vincent van Gogh im Vatikan. Enders fertigte das Bild 2002 für eine Ausstellung mit dem Titel „Nexus – Dialog mit alten Meistern“ an, bei der sich Künstler der Region kreativ mit bereits vorhandenen Werken auseinandergesetzt und diese neu interpretiert haben. „Ich wählte damals das Gemälde ‚Krönung der Maria‘ des gebürtigen Koblenzers Josef Anton Nikolaus Settegast. Das Motiv der Gottesmutter Maria am Kreuz empfand ich als hoch spannend“, begründet Enders heute ihre Wahl.

Papst zeigte Interesse an Gemälde der Koblenzer Künstlerin

Hoch spannend und überaus gelungen fand man die atypische Darstellung offenbar auch im Vatikan. Wie und wann genau man dort auf ihr Werk aufmerksam wurde, weiß Enders nicht. Sicher ist aber Folgendes: In der Anfangszeit seines Pontifikats traf sich Papst Franziskus regelmäßig mit drei Deutschen zur gemeinsamen Mahlzeit, darunter Benedikt XVI. und dessen Privatsekretär Georg Gänswein. Der spirituellen Bereicherung der Geistlichen diente bei deren Zusammenkünften stets eine Tischvorlage, etwa ein Gebet, ein Gedicht oder ein Gemälde – und eines Tages wohl auch ein Abbild des Marienwerkes von Eva Maria Enders.

Dieses muss auf Franziskus eine solche Faszination ausgeübt haben, dass Gänswein bei Enders in Koblenz anrief und ein Kaufangebot unterbreitete. „Ich war damals völlig überrumpelt. Es war für mich zunächst unvorstellbar, dass der Papst Interesse an meinem Bild haben könnte“, schildert die Künstlerin. Doch spätestens seit der schriftlichen, von Gänswein unterzeichneten Anfrage, die sie einige Tage nach dem Telefonat erhielt, wich ihr anfängliches Misstrauen der Vorfreude.

Ihre kreative Ader brachte sie bis zum Papst nach Rom: Die Koblenzer Künstlerin Eva Maria Enders schuf 2002 eine Darstellung der Gottesmutter Maria am Kreuz. Der kürzlich verstorbene Papst Franziskus zeigte große Bewunderung für das Bild und nahm es 2014 in seine Sammlung auf.
Julia Berlin

Diese gründete sich vor allem darauf, dass ihr über das reine Interesse an dem Mariengemälde hinaus die persönliche Übergabe des Bildes an Papst Franziskus versprochen wurde. Glückselig packten sie und ihr Mann ihre Koffer und begaben sich im Herbst 2014 auf die Reise in die Ewige Stadt.

„Das Bild war mir sehr ans Herz gewachsen und eine sehr intime Arbeit. Eine Veräußerung gegen Geld kam für mich auf gar keinen Fall infrage. Auf der anderen Seite konnte ich aber auch nicht den Wunsch des Papstes unerfüllt lassen“, sagt Enders. Die Aussicht auf das Treffen mit dem Papst wog schließlich mehr als Münzen und Scheine – und folglich beschloss die Koblenzerin, dem Papst das Bild zu schenken.

Vor der Übergabe war Eva Maria Enders unglaublich aufgeregt

Am Tag der Übergabe sei die Aufregung der Künstlerin ins Unermessliche angewachsen. Bei einer Audienz zählte sie zu den von der Apostolischen Präfektur ausgewählten Gästen der „prima fila“ (erste Reihe), denen der Papst für gewöhnlich besonders viel Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Sie legte sich im Voraus einige Worte auf Englisch zurecht, um sich mit dem Stellvertreter Jesu Christi auf Erden kurz über das Bild austauschen zu können.

Und siehe da: „Franziskus reichte mir die Hand und unterhielt sich mit mir eine halbe Stunde lang – auf Deutsch wohlgemerkt. Er war unfassbar zugewandt, bewunderte mein Bild und lobte das rheinländische Gemüt, das ihm von seiner Zeit in Boppard vertraut war. Er zeigte keinerlei Machtattitüde, sondern war bodenständig und sehr freundlich.“ Zum Abschied schenkte Papst Franziskus ihr sogar noch einen Rosenkranz: eine besondere Geste der Dankbarkeit, an die sich Enders dieser Tage gern erinnert.

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