Theatergruppe feiert Premiere
Ein Hauch von Psychoanalyse im Kärlicher Pfarrsaal
Obwohl er ein falsches Spiel spielt, wird Versicherungsvertreter Otto Kaiser (2. von rechts; Martin Witte) vom Ingenieur Rudi Müller (links; Wolfgang Wilbert), dessen Frau Brigitte (2. von links; Karin Wilbert) und Professor Eisig (rechts; Ingo Rutschmann) mit Dank überschüttet. Lediglich Ingenieurstochter Lisa (3. von links; Laura Wilbert) und Hausmädchen Olga (3. von rechts; Elke Chandoni) sind skeptisch.
Johannes Kirsch

Zum ersten Mal nach dem Tod ihres Gründers Friedrich Stock feiert die Kolping-Theatergruppe aus Kärlich die Premiere eines neuen Stücks. Mit der Komödie „Der eingebildete Doktor“ wollen die Laiendarsteller unterhalten und zum Nachdenken anregen.

Jahr für Jahr füllt sich an Ostern und den Wochenenden danach der Pfarrsaal unter der katholischen Kirche St. Mauritius in Kärlich – denn es ist Theater angesagt. Wobei das eigentlich eine Untertreibung ist: „Jahrzehnt für Jahrzehnt“ würde es eigentlich viel besser treffen. Seit mehr als 40 Jahren führt die Theatergruppe der hiesigen Kolpingsfamilie nämlich regelmäßig ein Theaterstück mit Premiere am Ostersonntag auf. Lediglich in den Pandemiejahren 2020 und 2021 musste eine Zwangspause eingelegt werden. Und doch war in diesem Jahr etwas anders als sonst.

Noch vor Beginn der eigentlichen Aufführung erinnerte Regisseur Thomas Anheier an den kürzlich verstorbenen Gründer der Theatergruppe: „Im Februar mussten wir Abschied von Friedrich Stock nehmen. Er gründete im Jahr 1978 die Theatergruppe und leitete sie bis 2013. Bis zu seinem Tod war er ein unverzichtbarer Teil unserer Theaterfamilie.“ Noch im Vorjahr war Stock bei der Premiere anwesend – und hocherfreut über die Leistung von Anheier, der auch damals schon Regie führte, und seines Teams. Nach einer Gedenkminute zu Stocks Ehren ging schließlich der Vorhang auf. Präsentiert wurde die vom Österreicher Hans Weigel geschriebene Satire „Der eingebildete Doktor“.

Luisa Garbe gab als Sekretärin im Versicherungsbüro von Otto Kaiser (Martin Witte) ein überzeugendes Debüt in der Theatergruppe der Kolpingsfamilie.
Johannes Kirsch

Darin sucht der Versicherungsvertreter Otto Kaiser (Martin Witte) im festen Glauben, eine Police an den Mann bringen zu können, den Ingenieur Rudi Müller (Wolfgang Wilbert) auf. Dieser hält jenen jedoch für den weltbekannten Psychologen Professor Eisig, der tatsächlich zum Hausbesuch bestellt wurde, da Rudis Sohn Andreas (Udo Chandoni) seit einiger Zeit nervenkrank zu sein scheint. Der eigennützige, sein Geschäft witternde Versicherungsvertreter spielt das Spiel mit – und gibt sich kurzerhand als exzellenter Kenner der Psychoanalyse aus.

Ob seiner Unbeholfenheit und manch Freudschem Versprecher wird er alsbald vom Hausmädchen Olga (Elke Chandoni) und der Ingenieurstochter Lisa Müller (Laura Wilbert) enttarnt. Allein, da der Versicherungsvertreter Kaiser mit seinen unkonventionell-unbeholfenen Heilmethoden tatsächlich Erfolg hat, wird jenen beiden Damen, die sich partout keinen Bären aufbinden lassen wollen, kein Gehör schenkt. Selbst der wahre Professor Eisig (Ingo Rutschmann) ist am Ende von den psychoanalytischen Kompetenzen seines Doubles überzeugt und fühlt sich ihm zum Dank verpflichtet, da – so gibt jedenfalls der renommierte Psychologe selbst kund – der Versicherungsvertreter seine Schlafstörungen geheilt habe.

„Das Publikum wird schon ein wenig gefordert und zum Nachdenken angeregt.“
Regisseur Thomas Anheier

Dieser treibt die Komik des Zweiakters auf die Spitze. „Manchmal besteht die Kunst nicht darin, aus einem Kranken einen Gesunden zu machen, sondern einem Gesunden aufzuzeigen, dass er gar nicht krank ist“, so der hochstaplerische Schein-Psychologe. Dumm nur, dass er, der das ganze Spiel doch nur mitgemacht hat, um Versicherungen zu verkaufen, keine Chance mehr hat, seine falsche Identität abzulegen.

Regisseur Anheier, der auch selbst wieder auf der Bühne zu sehen ist, sagt zur Stückauswahl: „Beim diesjährigen Stück handelt es sich nicht um eine klassische Komödie, bei der es nur ums Lachen geht. Das Publikum wird schon ein wenig gefordert und zum Nachdenken angeregt.“ Was aber nichts daran ändert, dass es auch an komischen Elementen keineswegs mangelt. Stolz ist Anheier darauf, dass in diesem Jahr mit Luisa Garbe, die die Sekretärin aus dem Versicherungsbüro mimt, eine Debütantin mit von der Partie ist: „Wir sind immer froh über neue Gesichter und Nachwuchs auf der Theaterbühne.“

Von Samstag, 26. April, bis Samstag, 31. Mai, findet an jedem Samstag und Sonntag um 19.30 Uhr eine Aufführung im Pfarrsaal (Kirchstraße 17) unter der Kirche St. Mauritius statt. Karten gibt es im Schreibwarenladen Toto Lotto Geyik (Kapellenstraße 19) in Mülheim-Kärlich.

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