Koblenz
Ein Engel für Bullis: Koblenzer Schrauber ist in der Szene bekannt

Frank Engel.

Nina Borowski

Koblenz. Von der Hauptstraße ab, nochmal in zwei Seitenstraßen eingebogen, liegt, etwas versteckt, das Firmengelände von VW Bus Engel in Koblenz-Metternich. Den Weg zur Werkstatt säumen rechts und links Bullis. Die einen sind deutlich in die Jahre gekommen – andere sehen noch recht gut aus. Vor den Werkstatttoren stehen große Blumenkübel, im Inneren der Werkstatt sind an den Wänden und an der Decke Glühbirnen wie zu einer Lichterkette aneinander gereiht. Eine wahre Idylle.

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Eigentlich war die Reparatur von VW Bussen für Frank Engel nur ein Nebenjob, um sich sein Studium zu finanzieren. Der angehende Maschinenbauer schraubte für Freunde und Bekannte an den Bullis. Doch als die Nachfrage immer größer wurde, mussten das elterliche Schwimmbad, das nie fertig geworden war, und die Doppelgarage herhalten. Frank Engel, gerade mal 24 Jahre, kaufte drei reparaturbedürftige Busse, zerlegte sie und verstaute die Teile in dem ehemaligen Schwimmbad, das er zum Lager umfunktioniert hatte. „Ich habe ein Gewerbe angemeldet und Handzettel mit der Aufschrift ‚Ich verkaufe VW-Bus-Ersatzteile‘ gedruckt und sie auf Flohmärkten verteilt“, erzählt Engel. Freunde halten ihn für verrückt, mit „Schrott“ Geld verdienen zu wollen. Doch seine Idee findet Abnehmer: „Nach nur vier Tagen hatte ich so viele Teile verkauft, dass ich die drei Busse bereits refinanziert hatte“, sagt er heute immer noch stolz.

Frank Engel – 60 Jahre alt, groß, braungebrannt, ein Lächeln im Gesicht, immer mit Hut – im Sommer aus Stroh und im Winter aus Filz – ein empathischer Typ, ein Macher.

Das Geschäftsmodell von damals war das Fundament für seine heutige Firma. Seit 1985 hat „VW-Bus Engel“ seinen Firmensitz in Koblenz-Metternich. Neben dem Handel mit Ersatzteilen und den Reparaturen hat er bis vor gut 15 Jahren auch Innenausbauten gemacht. Doch dann wurden die Konkurrenz und der Preisdruck zu groß. „Heute machen wir nur noch Teil- oder Spezialausbauten“, sagt der VW-Bus-Experte. Schwerpunkt seiner Firma sind seitdem neben den Reparaturen die Restaurationen. Und da macht ihm keiner was vor: „Wir reparieren ausschließlich VW-Busse. Das heißt: Wir kennen jede Schraube“, sagt Engel und ergänzt: „Fremdwerkstätten rufen oft bei uns an und fragen um Rat.“

Neben Frank Engel und seinem Sohn Till, der die Firma übernehmen wird, gibt es noch sechs Mitarbeiter in der Werkstatt. Wenn es nach den Anfragen und Aufträgen geht, könnte Frank Engel das Team noch vergrößern, aber das möchte er gar nicht: „Unsere Firmengröße jetzt ist genau richtig. Wir wollen für jeden Kunden Zeit haben und ihn beraten. Es wäre für uns eine persönliche Niederlage, wenn ein Kunde unzufrieden vom Hof fahren würde.“ Neben Erfahrung braucht Engel in seinem Job noch etwas: Empathie. „Wenn ein Bulli, der eigentlich ein wirtschaftlicher Totalschaden ist, bei uns in der Werkstatt steht und wir ihn wieder flott machen sollen, dann muss man empathisch sein und den individuellen Wert, den der Bus für die Besitzer hat, sehen“, sagt er.

Frank Engel und seine Werkstatt sind mittlerweile so bekannt, dass er sogar die „schlechte Internetseite“, wie er selbst sagt, behält. „Ich will die gar nicht auf Vordermann bringen. Mehr Anfragen würden wir gar nicht schaffen.“ Die Anfragen kommen dabei nicht nur aus dem Raum Koblenz – Engel ist international bekannt: „Wir haben Kunden aus Barcelona oder England“, sagt er. Irgendwann kamen auch Anfragen von Fachmagazinen dazu.

Unter seinen Kunden ist jede Altersgruppe vertreten. Und auch „viele weibliche Kunden“, wie Engel sagt. Nicht all seine Kunden sind passionierte Schrauber. „Aber das ändert sich mit der Zeit.

Ein paar Grundlagen bringen wir jedem bei“, sagt Engel und lacht. Eins legt er seinen Kunden immer besonders ans Herz: „Ein Bulli muss bewegt werden. Mindestens einmal pro Woche sollte er fahren. Denn die Standschäden sind meist teurer als die Gebrauchsschäden.“

Der 60-Jährige ist früher selbst viel mit dem VW-Bus auf Reisen gewesen. Heute hat er selbst keinen Bulli mehr – „keine Zeit“. Schlimm findet er das nicht. Er mag seinen Job: „Wenn ich die meiste Zeit im Jahr morgens gern aufstehe und in die Werkstatt gehe und nur ein paar Tage habe, die nicht so gut sind, dann habe ich fast das ganze Jahr Urlaub.“ Trotzdem will er sich nach und nach aus der Firma zurückziehen und seinem Sohn Till die Geschäfte übergeben.

Doch bis es endgültig soweit ist, genießt er das Urlaubsgefühl auf der Arbeit. Die idyllische Atmosphäre vor der Werkstatt und vor allem im Park dahinter helfen sicher dabei. Für den Park ist sein zweiter Sohn Felix zuständig. Aus riesigem Bambus, Kakteen, Bananenpflanzen und allerhand mehr hat er eine grüne Oase geschaffen. In der fühlen sich nicht nur Engel und die Kunden wohl, sondern auch zig Hühner, fünf Pfaue und Fasane. Nina Borowski

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