Wie tickt Donald Trump?
Ein Blick aus der Rhein-Mosel-Halle auf die Weltpolitik
Ingo Zamperoni zu Gast in der Rhein-Mosel-Halle.
Alexander Thieme-Garmann

Es geht um Geld, aber es geht auch um viel mehr als das: Interessante Einblicke in die Politik Donalds Trumps hat der Journalist und Fernsehmoderator Ingo Zamperoni in Koblenz bei der Vertreterversammlung der VR Bank gegeben.

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Die Vertreterversammlung der VR Bank RheinAhrEifel konnte mit dem Journalisten und Fernsehmoderator Ingo Zamperoni einen prominenten Gastredner in der Rhein-Mosel-Halle begrüßen, wo er im großen Saal einen Vortrag über die US-Wahlen und deren Auswirkungen auf Deutschland hielt. Zamperoni, 1974 in Wiesbaden geboren, war von 2014 bis 2016 für die ARD als Auslandskorrespondent in Washington tätig. Darüber hinaus ist der in Hamburg lebende Deutsch-Italiener mit einer US-Amerikanerin verheiratet, mit der er drei gemeinsame Kinder hat.

Weltwirtschaftsordnung kann auf den Kopf gestellt werden

Im Zentrum von Zamperonis Rede stand US-Präsident Donald Trump, dessen zweite Regierungszeit vor gut vier Monaten begann und als Konsequenz rasante Veränderungen auf dem weltweiten Handelssektor und auf militärischer Ebene, speziell im Hinblick auf Europa einläutete. Zamperoni wies darauf hin, dass die von Trumps Regierung verhängten Strafzölle das Potenzial hätten, die Weltwirtschaftsordnung auf den Kopf zu stellen.

Auch wenn die neuen Bestimmungen aktuell für 90 Tage ausgesetzt seien, bliebe nichtsdestotrotz eine gewisse Unsicherheit im Raum – frei nach dem Motto „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“. In Bezug auf die militärische Unterstützung und Zusammenarbeit mit den USA beobachte er in Europa einen Verlust an Verlässlichkeit auf den Partner.

„Ständig wird eine Sau nach der nächsten durchs Dorf getrieben.“
Zamperoni über Trump

Das wirke gerade auf Deutschland befremdlich, beriefen sich doch immerhin rund 50 Millionen US-Bürger auf deutsche Wurzeln. Zamperoni nannte als Beispiel Nachnamen aus der Nachbarschaft seines in Wisconsin lebenden Schwiegervaters, die zweifellos deutschen Ursprungs seien. Auch Donald Trumps Großeltern väterlicherseits stammen bekanntlich aus dem pfälzischen Kallstadt.

Insgesamt falle es schwer, Trumps Pläne und Visionen in Ruhe sacken zu lassen, da ständig „eine Sau nach der nächsten durchs Dorf getrieben würde“, so Zamperonis bildgewaltiger Vergleich. Hinter der Flut von Ankündigungen, Entscheidungen und Dekreten vermutet er ein System, das bewusst eingesetzt würde, damit die Welt allmählich den Überblick verliere.

Von der „Riviera des Nahen Ostens“ und anderen Ideen

Es folgten Beispiele, so etwa die Gedankenspiele, Grönland zu annektieren, Kanada als Bundesstaat einzugliedern, den Panamakanal für sich zu beanspruchen, den Gazastreifen in die „Riviera des Nahen Ostens“ zu verwandeln oder das Gefängnis Alcatraz wieder zum Leben zu erwecken.

Zamperoni stellte fest, dass Trump aus den Fehlern seiner ersten Amtszeit gelernt habe. So arbeite ihm nun eine Anzahl republikanisch gesinnter Denkfabriken zu. Darüber hinaus würden Massenentlassungen in Behörden und Ministerien zu einer gewissen Stromlinienförmigkeit im Staatsapparat führen.

Toleranz gegenüber Minderheiten nimmt ab

Ein Blick auf die innerstaatliche Kulturpolitik zeige, dass die Toleranz gegenüber Minderheiten abnehme, sei es im ethnischen Bereich oder im Bereich der sexuellen Orientierung. Als Folge von Trumps diversitätsfeindlicher Politik streiche der deutsche Softwarekonzern die für die USA vorgesehenen Programme für mehr Geschlechtervielfalt und Frauenförderung, um eigenen Angaben zufolge weiterhin gesetzeskonform zu bleiben.

Einen größeren Abschnitt widmete Zamperoni Trumps Haltung zum Krieg in der Ukraine. Dabei stellte er eine scheinbare Willkürlichkeit fest, die dazu führe, dass das Wort von heute dann morgen vielleicht nicht mehr gelte. Als Beispiel nannte er die öffentliche Zurechtweisung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus, auf welche im Nachgang die wieder vollständige Militärhilfe folgte.

Der Krieg in Europa ist in Amerika ganz weit weg

Laut Zamperoni liege das Augenmerk der USA mehr auf der pazifischen Seite, von wo viele Einwanderer ins Land strömten und wo mit China eine andere Großmacht existiere, mit der man sich im Wettbewerb befinde.

Währenddessen sei der Krieg in Europa für viele US-Amerikaner weit entfernt. Insofern „dankte“ Zamperoni Trump, weil er Deutschland als Teil Europas dazu zwinge, selbst verteidigungsfähig zu sein, anstatt sich rein auf die Hilfe der Vereinigten Staaten zu verlassen. Mit großem Applaus verabschiedete die Versammlung Zamperoni vom Rednerpult.

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