Durch den Neubau der Pfaffendorfer Brücke fällt der Lebensraum der geschützten Tiere weg
Eidechsen müssen in neues Quartier umziehen: Durch Neubau der Pfaffendorfer Brücke fällt Lebensraum weg
Die Stadt Koblenz hat im Bienhorntal auf einem alten Weinberg eine rund 2000 Quadratmeter große Ausgleichsfläche anlegen lassen. Damit die Eidechsen sich dort langfristig ansiedeln, bleibt der Schutzzaun ein Jahr stehen.
Ricarda Helm

Die Vorbereitungen für den Neubau der Pfaffendorfer Brücke laufen auf Hochtouren. Durch die baulichen Veränderungen fällt jedoch der Lebensraum für zwei besonders geschützte Tierarten weg: Fledermäuse und Mauereidechsen.

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Die Stadt Koblenz hat im Bienhorntal auf einem alten Weinberg eine rund 2000 Quadratmeter große Ausgleichsfläche anlegen lassen. Damit die Eidechsen sich dort langfristig ansiedeln, bleibt der Schutzzaun ein Jahr stehen.
Ricarda Helm
Florian Benninghoff (links) und Christian Joswig haben auf einer Wiese vor der Brücke eine Mauereidechse entdeckt und fangen sie mit einem gezielten Griff ein. Der Schwamm dient dem Schutz des zarten Tieres.
Ricarda Helm
Das winzige Mauereidechsenweibchen hat bei der Einfangaktion seinen Schwanz behalten. Das ist ein gutes Zeichen, denn bei Panik verlieren die Eidechsen ihren Schwanz.
Ricarda Helm
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Die Tiere werden derzeit umgesiedelt. „Die Fledermäuse, die in den Gewölben leben, können mit Lockstoffen in ihre neuen Nistkästen in der näheren Umgebung gelotst werden“, erklärt Peter Schwarz, Leiter vom Koblenzer Tiefbauamt. Bei den Eidechsen, die im Pfaffendorfer Hafen beheimatet sind, ist der Aufwand größer: Die flinken Kriechtiere müssen eingefangen werden, um sie in ihr neues Reich im Bienhorntal zu bringen. Damit die Echsen bei der Fangaktion nicht ausbüxen können, wurde temporär ein 360 Meter langer undurchdringbarer Zaun unterhalb der Mole gebaut. Die Rhein-Zeitung begleitete zwei Faunaexperten bei ihrer Arbeit. Im Hafen leben nach einer Zählung im Jahr 2016 rund 30 Mauereidechsen.

Mittwoch, 15 Uhr: Neben den Mitarbeitern vom Wasser- und Schifffahrtsamt, das den Hafen betreibt, fallen zwei Personen besonders auf: Im Zeitlupentempo bewegen sich die Männer oben auf der Hafenmole. Fast sieht es so aus, als würden sie Qi-Gong-Übungen machen. Immer wieder bücken sie sich, heben mal einen Stein an oder wischen sanft das Kraut beiseite. Doch heute flitzt ihnen hier keine Mauereidechse über den Weg. Deswegen wechseln Christian Joswig und Florian Benninghof von der Fachfirma Sweco das Revier und gehen weiter zu einer Wiese unmittelbar vor der alten Brücke. Erneut bewegen sie sich ganz langsam vorwärts.

An einem alten verwitterten Vogelhäuschen, das auf einer Bruchsteinmauer steht, bleiben sie abrupt stehen: Auf dem warmen Stein sonnt sich ein Mauereidechsenweibchen. Joswig weiß: „Ich muss jetzt sehr schnell reagieren, denn durch die hohen Temperaturen der Nachmittagssonne sind die Eidechsen besonders flink.“ Beide Männer greifen beherzt mit einem dicken flauschigen Schwamm – er dient dem Schutz des Tieres – in der Hand zu. Beim dritten Versuch gelingt es Joswig, das vermutlich trächtige Weibchen einzufangen. Schnell bringt Kollege Benninghof einen Kasten, der mit Lüftungsgittern versehen ist und den er unten mit Grünzeug ausgelegt hat. Das Mauereidechsenweibchen gleitet entspannt hinein. Der Schwanz ist noch dran – ein gutes Zeichen dafür, dass das Tier während der Aktion nicht in Panik geraten ist.

Direkt fahren die beiden Männer das Weibchen ins Bienhorntal. Dort hat ein Landschaftsbaubetrieb ein gut 2000 Quadratmeter großes Areal auf einem alten Weinberg hergerichtet und eingezäunt. „Das Gebiet ist ideal für die Mauereidechse“, erklärt Benninghof. „Die Sonne scheint fast den ganzen Tag, und der Boden hat die richtige Beschaffenheit“, so der Experte.

Die Männer müssen sich mit ihrer Einfangaktion allerdings so langsam beeilen. Bis Ende Mai, wenn die Weibchen ihre Eier im Sand vergraben, müssen die kleinen Reptilien umgesiedelt sein. „Das Ziel ist, so viele Tiere wie möglich in die Ausgleichsfläche zu bringen, damit eine stabile Population erhalten werden kann“, so Benninghof. Die Kosten für die Umsiedlungsaktion, die im Planfeststellungsbeschluss festgehalten wurde, beziffert Peter Schwarz mit rund 10.000 Euro, die vom Land bezuschusst werden. Er ist überzeugt, dass die Umsiedlung für die Tiere einen positiven Aspekt hat: „Die Fledermäuse und die Mauereidechsen ziehen aus einem Zwei-Sterne-Quartier in ein Fünf-Sterne-Quartier“, so Schwarz.

Von unserer Mitarbeiterin Ricarda Helm

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