Wohnen im Alter
Die Winninger Mitte wird im Sommer teils bezugsreif 
Man kann schon erahnen, wie es in ein paar Monaten an der Winninger Mitte aussehen soll. Zum Jahreswechsel könnten auch die sechs Wohnungen fertig sein, die Gewerbeflächen werden wohl schon im Sommer an den Start gehen.
Stefanie Braun

Senioren sollen in Winningen gut leben können. Ein Investor baut dazu sechs barrierefreie Wohnungen, ein Tante-Enso-Laden und eventuell eine Bäckerei inklusive Cafe sollen das Ganze abrunden. Wir erklären den Stand der Dinge.

Nach langer Zeit – 2015 gab es die erste Anfrage an die Gemeinde – neigt sich in Winningen nun ein Projekt der Vollendung entgegen. Ein Projekt, das groß gedacht war, vielleicht zu groß, denn gegen die Idee regten sich Widerstände. Investor Horst Kröber wollte mit der Winninger Mitte einen seniorengerechten Bau schaffen, der Gemeinschaft und Solidarität hochhält und gleichzeitig ein Weiterwohnen im Heimatort im hohen Alter ermöglicht. Zwei Bauprojekte sollte es geben, doch das erschien vielen als zu wuchtig für den Moselort. Nun wird wohl zur Mitte dieses Jahres der eine verbliebene Bauabschnitt vollendet – inklusive Wohnungen und Einkaufsmöglichkeiten. Es gibt auch noch eine zweite, derzeit brachliegende Fläche hinter dem entstehenden Bau.

Ortschef Achim Reick (CDU) freut sich über das heranreifende Projekt, auch wenn er die früheren Entwicklungen etwas bedauert.
Stefanie Braun

Erstmal das Positive: Der neue Bürgermeister, Achim Reick (CDU), möchte im Gespräch mit unserer Zeitung zunächst das Gute hervorheben. Denn Mitte des Jahres kommt nicht nur Bewegung in die Angelegenheit „Winninger Mitte“, sondern ein Abschnitt kann vollendet werden. In dem Neubau direkt neben der ehemaligen Schule am Marktplatz entstehen derzeit sechs senioren- und behindertengerechte Eigentumswohnungen. Drei davon sind etwa 70 Quadratmeter groß, zwei haben etwa 84 Quadratmeter, eine ist 82 Quadratmeter groß, erzählt Investor Kröber in einem spontanen Telefonat mit dem Bürgermeister im Beisein unserer Zeitung.

Barrierefrei sollen sie sein, mit einem Aufzug. Auf Erdgeschossebene wird es einen Tante-Enso-Laden geben, eine genossenschaftliche Einkaufsmöglichkeit, die 24/7 auf einer SB-Basis für Genossen betrieben wird und einige Stunden in der Woche von jedem, also auch von Touristen der Campinginsel beispielsweise, genutzt werden kann: „Die mussten sonst immer zu einer Einkaufsmöglichkeit in eine andere Ortschaft fahren“, sagt Reick.

Im Erdgeschoss soll ein Tante-Enso-Laden einziehen, zudem hoffentlich eine Bäckerei inklusive Cafe, doch darüber schweben derzeit noch Fragezeichen.
Stefanie Braun

Über einer Bäckerei mit Café schwebt derzeit noch ein Fragezeichen. Zwar hat es eine Interessensbekundung gegeben, doch die Umsetzung kam letzten Endes nicht zustande. Nun gibt es weitere Gespräche, sagt Kröber. Sollte die – von der Bevölkerung sehr gewünschte – Café-Option ultimativ nicht zustande kommen, könnte die restliche Fläche ebenfalls an den Tante-Enso-Laden gehen. Bis zur Mitte des Jahres soll das Erdgeschoss bezugsfertig sein, sagt Kröber, „ein Monat hin oder her“. Etwa zum Jahreswechsel soll das gesamte Projekt zum Abschluss kommen.

Ein Café wäre eine willkommene Belebung des Marktplatzes, glaubt Reick, dann könne man auch weitere Überlegungen zur Umgestaltung des Platzes starten, etwa das Wegfallen von Parkplätzen zugunsten von Aufenthaltsmöglichkeiten.

Das brachliegende Baugrundstück in der Fährstraße sollte eigentlich Teil der neuen Winninger Mitte werden - einer Art Wohnprojekt für Senioren. Was nun aus dem Gelände werden soll, ist unklar.
Stefanie Braun

Doch es gibt auch Negatives: Traurig ist Reick weiterhin über den gescheiterten Ursprungsplan, der ebenfalls einen zweiten Bauabschnitt mit einem großen Gemeinschaftsbereich und kleineren Wohnungen sowie einer möglichen parkähnlichen Anlage im Blick gehabt hätte. Er muss Fehler eingestehen: Man habe für das Projekt damals das ganz große Rad geschwungen, es „overhyped“ (auf deutsch etwa hochgejubelt), zu viel für die Bevölkerung. Das Projekt wurde in seiner Größe infrage gestellt, nun kommt es in deutlich verkleinerter Version zum Tragen. Bewundernswert findet er, dass Investor Kröber über all die Jahre am Ball geblieben ist – alleine wenn man an die laufenden Kosten und Preisentwicklungen denke. Für den zweiten Bauabschnitt, der nun eine Freifläche in der Fährstraße darstellt, gibt es noch keine konkreten Pläne.

Das sagt der Investor Horst Kröber

Investor Horst Kröber antwortet schriftlich auf unsere Fragen zum Projekt. Warum ist er so viele Jahre am Ball geblieben? Was soll mit dem brachliegenden Bauabschnitt Fährstraße geschehen? „Wir sind von dem Projekt überzeugt!“, betont Kröber und verweist auch auf Fachleute, die laut seinen Aussagen „weiterhin den Bedarf für die geplanten Nutzungsinhalte“ sehen. Es habe eben bis März 2021 gedauert, ehe die Gemeinde mit dem Bebauungsplan ihre städtebaulichen Ziele „endgültig definiert hatte“. Diese fasst Kröber mit Wohnraumverdichtung in der Ortsmitte, einem Konzept für Gemeinschaft und gegen Altersvereinsamung, und einer Möglichkeit, dem demografischen Wandel zu begegnen, zusammen. Der Bauabschnitt an der Fährstraße sei zurückgestellt, wegen der „bekannten Bau- und Zinskostenentwicklungen“. Allerdings: „Es existiert eine Baugenehmigung für das Objekt, und es sind Kfw-Zuschüsse zugesagt.“

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