Oberbürgermeisterwahl Nach Langners Triumph folgt Stichwahl - Bert Flöck hat zwar schlecht abgeschnitten, ändern will er aber nicht viel
Die Wahl geht weiter: Wer wird der neue Chef von Koblenz?

Die verbliebenen Kandidaten um das Amt des Koblenzer OB sind am Tag nach der Wahl zu Gast bei der RZ: Redaktionsleiter Ingo Schneider (2. von links) und Redakteurin Stephanie Mersmann mit David Langner (links) und Bert Flöck an der Wand mit den aktuellen Wahlseiten.

Andreas Egenolf

Koblenz. Es war wohl eine kurze Nacht für die beiden Männer, die am Tag nach der Wahl zum Gespräch in die RZ-Redaktion kamen. David Langner hatte deutlich mehr Grund zum Feiern als Bert Flöck, nachdem am späten Sonntagabend endgültig feststand, dass er in der ersten Runde der Oberbürgermeisterwahl haushoch gewonnen hatte.

Doch beide werden in der Nacht auf Montag auch darüber nachgedacht haben, wie es nun weitergehen soll in den drei Wochen bis zur Stichwahl, die am 15. Oktober eine endgültige Entscheidung bringen soll.

Langner geht als klarer Favorit in diese zweite Wahl, in der sich zwei der ursprünglich vier OB-Kandidaten messen werden – das sagt auch Flöck, der am Sonntag ein überraschend schwaches Ergebnis eingefahren hatte. Doch er ist gleichzeitig überzeugt, dass noch nichts entschieden ist, und tatsächlich zählt bei der Stichwahl keine der Stimmen, die an diesem Sonntag abgegeben wurde.

Das Ergebnis ist also offen, gleichwohl hat die erste Wahlrunde eindrücklich gezeigt, wie die Wähler bisher zu den Kandidaten stehen. Unterm Strich hat David Langner (42, SPD) 42,8 Prozent geholt, Bert Flöck (59, CDU) 25,6 Prozent. Die Frage, wie man nun vorgehen will, um die entscheidende Stichwahl zu gewinnen, ist für Langner dementsprechend leichter zu beantworten.

„Der Wahlkampf geht direkt weiter“, sagt der SPD-Mann, der als unabhängiger Bewerber angetreten war: weitere drei Wochen Hausbesuche, Wahlstände, Plakate – damit will Langner weiter auf sich und seine Ziele aufmerksam machen. Vor allem aber will er seinen Wählern klar machen, dass sie noch ein zweites Mal zur Wahl gehen müssen, wenn sie wollen, dass er tatsächlich OB wird.

Bert Flöck will stärker als bislang über sich als Person reden, den Koblenzern klarmachen, dass er in mehr als 40 Jahren bei der Stadt nicht nur typische Verwaltungsaufgaben übernommen hat, sondern auch zum Beispiel für Stadtmarketing und Buga-Bewerbung verantwortlich war. Gleichzeitig betont Flöck: Obwohl der erste Wahlgang für ihn schlecht ausgegangen ist, findet er nicht, dass er seinen Kurs ändern sollte.

„Ich bin kein Fähnchen im Wind, und ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagt Flöck. Sein Profil sei bestimmt von Erfahrung und Kompetenz, und darauf würde er wieder setzen. Auch dass er – ebenso wie Langner – nicht als Kandidat seiner Partei, sondern als Einzelbewerber angetreten ist, bereut er nicht.

Nun könnte man vermuten, dass es Langner eventuell eher geschadet hätte, wenn er für die bei dieser Bundestagswahl äußerst schwache SPD angetreten wäre. Aber wäre das bei Flöck auch so gewesen? Immerhin ist er Mitglied der CDU, und die schneidet bei vielen Wahlen doch deutlich besser ab als andere Parteien. Doch wie auch immer: Flöck und auch Langner wollten eine breitere Basis für ihre Kandidatur haben und klar machen, dass das Amt des OB kein Parteiamt ist.

Was die Inhalte angeht, so unterscheiden sich Langner und Flöck gar nicht sehr. Mehr Radwege, Ausbau des ÖPNV, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum wollen sie beide. Vom Typ her unterscheiden sie sich aber durchaus.

Langner ist jünger, die Wähler erwarten von ihm vielleicht mehr Schwung und neue Ideen als vom altgedienten Verwaltungsmann Flöck. Spricht der Sozialdemokrat von „Visionen“, so sind es bei Flöck „Ziele und Maßnahmen“. Nicht alles Neue sei automatisch gut, „ich setze auch auf Kontinuität“, sagt er.

Dabei betont Flöck auch, dass manche „Visionen“ seines Konkurrenten bloße Augenwischerei seien. Das 2-Euro-Busticket zum Beispiel, das Langner flächendeckend einführen will, betreffe ausschließlich die E-Ticket-Kunden, die deutlich in der Minderheit sind.

Die drei Dinge, die er selbst als neuer Oberbürgermeister als Erstes angehen würde, sind ein Masterplan „Raum für Vereine“, in dem es für jeden Stadtteil ein Konzept gibt, wie Räumlichkeiten geschaffen werden können, zweitens ein gemeinsames Gespräch mit Akteuren aus der Region, in dem es um eine stärkere Zusammenarbeit gehen soll, und als Drittes die Schaffung von Wohnraum.

Letzteres steht auch bei Langner auf dem Plan, außerdem klare Regelungen für Radfahrer in der Innenstadt und die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Ehrenamtler bei der Verwaltung.

Um für die Stichwahl Stimmen zu sammeln, wollen beide Kandidaten auch das Gespräch mit den anderen Parteien in Koblenz suchen. Eine Möglichkeit wäre es, dass diese oder auch einzelne prominente Vertreter Wahlempfehlungen abgeben und somit einige ihrer Anhänger dazu bewegen, ihre Stimme bei der Stichwahl einem der verbleibenden Kandidaten zu geben.

Noch ist unklar, ob dies zustande kommt. Angeblich soll die CDU den Grünen bereits angeboten haben, dass diese den nächsten Baudezernenten stellen können, falls sie Flöck (der aktuell der Baudezernent ist) unterstützen und dieser die Wahl gewinnt. Langner berichtet, er habe aus den Kreisen der Grünen von diesem Angebot gehört, Flöck beteuerte, dass er nichts davon weiß. Eigentlich gilt aktuell eine Absprache zwischen CDU und SPD, dass die eine Partei den Baudezernenten stellt, die andere den Kulturdezernenten.

Von unseren Redakteuren Stephanie Mersmann und Ingo Schneider

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