Besuch auf der Baustelle
Die neue B49 bei Koblenz nimmt erste Formen an
Teile des 210 Meter langen Kragarms bei Lay sind schon gut zu erkennen. Moselseitig erweitert er den Platz, den es braucht, um den Fuß- und Radweg zu bauen.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Die Arbeiten auf der Bundesstraße laufen auf Hochtouren. Nach den ersten rund zwölf Wochen Vollsperrung ist der Fortschritt deutlich sichtbar. Woran zurzeit gearbeitet wird – und welche Probleme Anwohner durch die Baustelle vor der Haustür haben.

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Braune Erdpartikel werden bei jedem Schritt aufgewirbelt. Die Bundesstraße 49 zwischen Lay und Moselweiß gleicht nicht nur einer, sie ist aktuell eine staubige Ruckelpiste. Rohre, wie Ähren zusammengebunden, liegen an der Einfahrt zur Legiastraße in Lay, die Sonne glänzt in der Mosel, am Ufer macht sich der Geruch von frischem Beton breit, ein Bohrbagger verharrt in seiner Arbeitsposition, ein Kormoran setzt zum Landeanflug an. Für Baustellenromantiker hat die B49 dieser Tage einiges zu bieten.

Für die Bürger in Lay bedeutet sie dagegen seit rund drei Monaten, von der Kernstadt Koblenz abgeschnitten zu sein. Denn gebaut wird hier seit März und voraussichtlich noch bis Ende September unter Vollsperrung. Nicht verwunderlich, dass in dem Moselstadtteil viele Menschen interessiert: Wie läuft denn der Ausbau der B49 bisher? Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Cochem-Koblenz hat bei einer Baustellenführung Einblicke gegeben – genauso wie Anwohner, die seit zwölf Wochen mit einer Großbaustelle vor der Haustür leben müssen.

Heike Jung, Projektingenieurin des LBM, führt interessierte Bürgerinnen und Bürger über die B49-Baustelle.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Erste Teile des neuen Rad- und Fußwegs zu erkennen

Anfang März 2025 sah der Ortsausgang von Lay in Richtung Moselweiß noch komplett anders aus. „Ich finde das tatsächlich den totalen Wahnsinn, was hier in der Baustelle passiert“, sagt Lays Ortsvorsteher Thomas Jost (CDU) zu den 60 Interessierten, die zur ersten Baustellenbegehung gekommen sind. Dann schiebt Jost hinterher: „Wir haben aber zurzeit auch das perfekte Baustellenwetter.“

Tatsächlich kann LBM-Projektingenieurin Heike Jung an diesem sonnigen Tag – der für die Arbeiten auf einer Baustelle vielleicht schon zu sonnig ist – einige sichtbare Fortschritte präsentieren. Besonders hervor sticht ein neues, zur Fahrbahn verlaufendes Bauwerk am Flussufer. Es sind die ersten Teile des geplanten und von Layern so lang ersehnten Rad- und Fußwegs entlang der Bundesstraße, wie Heike Jung erklärt. Auf 210 Metern vom Ortsausgang aus wird der Fuß- und Radweg auf einem sogenannten Kragarm verlaufen, eine Art betonierter Balken, der zum Fluss hin hinausragt.

Links sieht man den Verlauf des Kragarms, parallel zur (noch sehr staubigen) Fahrbahn.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

„In Lay hat der Kragarm die Besonderheit, dass wir ihn tief gründen müssen“, sagt Projektingenieurin Jung. Bedeutet: Es müssen zahlreiche Pfähle metertief in den Untergrund gebohrt werden, die später einmal die Last (ab)tragen. Dieser Tage werden die ersten Meter des Kragarms fertig betoniert.

Auch am Moselweißer Ortsausgang wird der Fuß- und Radweg über einen Kragarm verlaufen. Diese Arbeiten sollen in zwei Wochen starten. Zuvor musste dort noch eine Gasleitung auf 650 Metern verlegt werden, was mittlerweile aber geschehen ist, sagt Jung.

Aufwendiger Rückbau

Den ersten neuen Bauwerken ging ein aufwendiger Rückbau voraus. Auf der Hangseite der B49 gab es einige Stützmauern, die alle beseitigt wurden. Auf einer Länge von jeweils 500 Metern an den beiden Ortsausgängen hat man auch die gesamte Fahrbahn samt Unterbau entfernt.

Auf dem 1,9 Kilometer langen Mittelteil bleibt der Unterbau vorhanden, „weil der noch in Ordnung ist“, so Jung. Dadurch habe man auch weniger Masse zu entsorgen. Das wiederum spart Zeit in dem Langzeitprojekt ein. Planmäßig soll die neue B49 samt Fuß- und Radweg im Sommer 2028 fertig sein. Nach der Vollsperrung sollen die Arbeiten ab Herbst 2025 unter halbseitiger Sperrung mit Baustellenampel weitergehen.

Mit einem Bohrbagger müssen für die Kragarme teils metertiefe Löcher für Pfähle gebohrt werden.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

In Teilen schon fast fertig sehen die bergseitigen Stützmauern am Ortsausgang in Lay aus. „Hier ist schon ein sehr guter Baufortschritt“, bestätigt Jung. Die Stahlbetonwände werden mit Naturstein verkleidet. Einige Meter weiter Richtung Moselweiß zeigt die Projektingenieurin, wie bergseitig die bis zu fünf Meter hohen Stützwände errichtet werden. „Ein Haus fängt man im Keller an, wir fangen hier oben an, damit wir den oberen Teil bei den unteren Arbeiten schon gesichert haben“, erklärt Jung.

Die bergseitigen meterhohen Stützwände werden von oben nach unten gebaut.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Zumindest sicherer fühlt sich Anwohner Arndt Schug, seitdem er sich eine Taschenlampe zugelegt hat. Mit seiner Familie wohnt er in einem Haus, das rund 100 Meter vom Ortsausgang von Lay entfernt liegt – also mitten in der Baustelle. „Weil wir hier direkt wohnen, können wir mit dem Auto nicht raus- und reinfahren“, sagt Schug. Stattdessen bleibt das Auto gezwungenermaßen in der Legiastraße stehen.

Der Weg zur Haustür führt danach nur über die Baustelle – und das regelmäßig auch nachts, wenn es stockduster ist. Der Grund: „Wir arbeiten beide auch im Nachtdienst im sozialen Bereich, meine Frau und ich. Wir haben uns deswegen extra eine Lampe geholt, dass wir da nicht ins Loch fallen.“

Arndt Schug wohnt mit seiner Familie direkt an der B49-Baustelle.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Trotz der Umstände freut sich Schug, dass die Bauarbeiten voranschreiten, weil es dann endlich einen Rad- und Fußweg von seinem Haus bis nach Lay geben wird. Bisher war selbst der kurze Weg nach Lay eine Herausforderung. Außerdem kann er der Baustelle noch aus einem ganz anderen Grund etwas abgewinnen. „Mein Sohn ist so begeistert von den vielen Baufahrzeugen, Baggern und Lkws, die hier vorbeifahren.“ Sohn Niklas nickt zustimmend.

Die wohl wichtigste Botschaft für Schug und für die Menschen in Lay serviert Heike Jung im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Bauablauf. Es ist alles in einem guten Zeitplan.“ Das Wetter stimmt bisher, und selbst die Kampfmittelsondierung zu Beginn brachte – ein bisschen überraschend ob der Nähe zur im Krieg bombardierten Gülser Brücke – keine bösen Überraschungen hervor. „Natürlich ist bei so einem großen Projekt immer der Baugrund ein bisschen anfällig für weitere Überraschungen. Da kann noch einiges kommen – aber bisher sind wir da auf einem guten Weg.“

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