Auf dem großzügigen Freigelände des DB-Museums war die ganze Pracht exzellenter Ingenieurleistung im großen Zeitalter der „analogen” Mechanik aufgefahren. Teils aus Eigenbeständen, teils eigens zur Veranstaltung herangefahren, hier war Eisenbahn-Nostalgie zu erleben. Ob es der legendäre TEE war, das Urgestein Adler oder die bekannten Arbeitspferde aus den 1970-ern, der hautnahe Kontakt sorgte beim traditionellen Sommerfest im DB-Museum in Koblenz-Lützel generationsübergreifend für strahlende Augen und große Begeisterung.

„Da kommt eine V60”, rief ein kundiger Besucher aufgeregt. Der Rangierlok-Klassiker löste Erinnerungen an die Kindheit aus. „Die hatte ich mal auf meiner Modelleisenbahn-Anlage.” Nicht nur wegen der kühleren Temperaturen lohnte sich der Gang durch die Lokschuppen des DB-Museums. Da stand untere anderem die beeindruckende Dampflok 89-7462, die auch nach mehr als 120 Jahren quasi wie neu aussieht, gerade so, als ob gleich das stampfende Geräusch zu hören ist und der dichte Qualm aus dem Schornstein steigt. „Hier riecht es so einmalig nach Metall und Öl, ich mag das einfach”, rief ein Besucher aus.
Museumsdirektor Oliver Götze konnte sich gerade paar Minuten Freizeit gönnen, weil der Adler kurzzeitig seine Flügel hängen ließ und die Rundfahrten pausierten. Er berichtete von seinem Spezialjob: „Ich bin eingeteilt als Adlerbremser.“ Auf den fragenden Blick lieferte er auch gerne die Erklärung: „Bei dem historischen Adlerzug hat jeder der drei Waggons eine eigene Bremse, die von je einem Bremser betätigt werden muss.“

Der betriebsfähige Nachbau der im 19. Jahrhundert verschollenen Originallokomotive Adler wurde 1935 anlässlich der 100-Jahr-Feier der deutschen Eisenbahn angefertigt und wurde auch in diesem Jahr eigens aus Nürnberg zum Sommerfest nach Koblenz gebracht. Das Original war die erste Lokomotive, die kommerziell erfolgreich im Personen- und Güterverkehr in Deutschland fuhr.
Ein besonderes Highlight bildeten die Führerstandsmitfahrten auf verschiedenen Lokomotiven. Rundfahrten um Koblenz in historischen Nahverkehrszügen, eine Lokausstellung an der Drehscheibe, verschiedene Vorführungen der Modellbahn-Anlagen, Zugsimulatoren und ein vielfältiges gastronomisches Angebot rundeten das Programm an beiden Tagen ab.

Der Sonntag brachte die ersehnte Abkühlung und damit auch eine kompakte Version der Lokparade. Die große Version war am Samstag der Hitze zum Opfer gefallen. Organisiert wurde das Ganze vom DB-Museum und mehr als 100 Ehrenamtlern aus ganz Deutschland der BSW-Gruppe zur Erhaltung historischer Schienenfahrzeuge. Diese Vereinigung ist eine ehrenamtliche Initiative innerhalb des Bahn-Sozialwerks (BSW). Hier werden übrigens noch weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter gesucht.