Fête de la Musique gut besucht
Die Koblenzer Altstadt ist voller Musik
Der Platz an der Liebfrauenkirche ist gut gefüllt, als hier zum Beispiel der Singkreis 70 mit Chorleiter Wolfgang Fink auftritt.
Doris Schneider

Eine ganze Stadt voller Musik: Am 21. Juni verwandelt sich Koblenz nun schon zum dritten Mal in eine Festival-Stadt. Nach dem Vorbild der französischen Fête de la Musique gibt es viel zu erleben – und alles ohne Eintritt.

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Mehr als 40 Bands, Chöre, Combos und Einzelkünstler sind am Samstag an ganz unterschiedlichen Orten in der Stadt zu hören. Gemeinsam mit ihrem Publikum schwitzen sie – und genießen den Tag voller Musik, an dem viele Besucher auch Orte besuchen, an denen sie sonst nicht so oft sind oder die sie vielleicht gar nicht kennen.

Als Kulturdezernent Ingo Schneider am Nachmittag die Bühne auf dem Jesuitenplatz besteigt, um die Fête de la Musique zu eröffnen, knallt die Sonne noch unbarmherzig auf die Köpfe der ersten Gäste. Auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen wird sogar das Denkmal von Johannes Müller zweckentfremdet, der als Mediziner sicherlich Verständnis dafür gezeigt hätte.

Die Künstler treten ohne Gage auf

Ohne jede Gage sind die Künstler aus der Region unterwegs, verteilen sich auf den Plätzen, in Innenhöfen. An jedem Ort gibt es eine andere Atmosphäre, eine andere Musik. Mit der Location in der Schlaraffenburg in Ehrenbreitstein mischt auch die rechte Rheinseite bei dem musikalischen Großevent mit.

Zunächst aber zurück zum anderen Ufer: Neben den historischen Altstadtplätzen, wie dem Florinsmarkt, auf dem es mit der Indie-Musik etwa von Nova-B auch gern einmal fetziger zugehen darf, sorgen einige Innenhöfe dafür, dass das Publikum die Musik auch in aller Ruhe und Abgeschiedenheit genießen kann.

Sandra Bastian ist eigens aus der Normandie angereist, um Vater Manfred und Mutter Erika mit auf einen musikalischen Rundgang durch die Altstadt zu nehmen.
Alexander Thieme-Garmann

Im Garten der Peter-Friedhofen-Kapelle setzen Café Noir mit Geigerin Isabelle Roger und Pianistin Sabine Monschau klassische Akzente. Während das Duo den „Libertango“ von Astor Piazzolla erklingen lässt, nutzt ein Teil der Gäste bereitgelegte Decken auf dem grünen Rasen als Liegewiese. Sichtlich entspannt genießen sie Rogers gefühlvollen Vortrag auf der Violine.

Unter den Zuhörern befinden sich Manfred und Erika Bastian, deren Tochter Sandra eigens aus der Normandie angereist ist. „Ich habe mir einfach meine Eltern geschnappt, und nun touren wir hier zusammen durch die Gegend“, verrät Sandra.

Überall in der Stadt zeigen die Aufsteller, wo die Musik spielt.
Doris Schneider

Das Trio war vorher schon zu Besuch auf der Terrasse des Hotels Sander, die ebenfalls etwas versteckt und abseits der Zentren liegt. Hier spielte der Gitarrist Takokan Flamenco- und Tangomusik, gern auch einmal kombiniert mit arabischen Einflüssen. „Wir lassen uns musikalisch gern inspirieren und sind auch offen für neue Stilrichtungen“, sagt die Tochter stellvertretend für ihre Familie, bevor die drei weiterziehen, um nun vielleicht im Brunnenhof einzukehren.

Der Brunnenhof ist unter anderem Schauplatz jiddischer Musik.
Alexander Thieme-Garmann

Dort zelebrieren Gruppen wie Klezfuentes und die Monjoy-Band jiddische Musik. Unterdessen füllen sich die Plätze allmählich. Die größte Hitze ist mittlerweile vorbei, und die Temperaturen werden zusehends mild und angenehm. Auf den Stufen zu Füßen der Liebfrauenkirche genießen die Menschen ihr Eis, während der Kinderchor Oranta ukrainische Volkslieder aufführt, später spielen hier unter anderem Piri Piri ihre mitreißende Percussionmusik, und Chöre treten auf der Bühne vor der DRK-Begegnungsstätte auf.

Gleichzeitig spielen die Pferdediebe auf dem Plan unter den Augen von Stella, Tina und Nina auf. Die drei Kölnerinnen sind eigentlich für einen Tagesausflug nach Koblenz gekommen, um sich die Stadt anzusehen. Eher zufällig sind sie nun in die Veranstaltung geplatzt und haben direkt Feuer gefangen.

Bereit für Samba: die Kölnerinnen Stella, Tina und Nina (von links).
Alexander Thieme-Garmann

„Wir wollen gleich auf jeden Fall Samba tanzen“, verrät Stella, die mit ihren Freundinnen noch auf der Suche nach der im Programm angegebenen Location ist. Unter den Aufführungsorten sind auch ein paar Indoor-Plätze. So hat sich der Mainzer Solokünstler Leslie on the Roof mit seinem ganzen Musikequipment im „Baristaz“ in der Schlossstraße ausgebreitet. Mit E-Gitarre und Keyboard spielt er Songs wie „The heat is on“ von Glen Frey, „I can't dance“ von Genesis oder „Blackbird“ von den Beatles.

Abschluss-Gig in der Ehrenbreitsteiner Schlaraffenburg mit der Band Blues & So
Alexander Thieme-Garmann

Nach sechs Stunden Fête nonstop kündigt die beginnende Dämmerung das nahende Ende des Musikevents am längsten Tag des Jahres an. Auch in der Schlaraffenburg, dem ehemaligen Pallottiner-Kloster in Ehrenbreitstein, läutet die Band Blues & So ihre letzten Akkorde auf der akustischen Gitarre ein. Im nächsten Jahr kehrt sie dorthin zurück – ganz bestimmt. Denn um mit den Worten von Kulturdezernent Ingo Schneider zu schließen: „Koblenz ist eine weltoffene Stadt, und ein internationales Fest wie dieses ist umso wichtiger. Gerade in Zeiten, wie wir sie gerade erleben.“

Was ist die Fête de la Musique?

Die Fête de la musique (Fest der Musik) ist eine Veranstaltung, bei der Musiker aller Sparten im öffentlichen Raum honorarfrei auftreten. Sie findet jedes Jahr am 21. Juni, dem kalendarischen Sommeranfang, statt. Die Fête de la Musique wird in vielen Ländern gefeiert und hat 1982 mit einem Straßenfest in Paris begonnen. Im Jahr 2022 wurde die Fête de la Musique weltweit in rund 1300 Städten, davon über die Hälfte in Europa, gefeiert, weiß das Internetlexikon Wikipedia

Die Veranstaltungsorte sind zum Beispiel öffentliche oder öffentlich zugängliche Plätze, Wege, Parks oder Höfe, vor Cafés und Kneipen, Restaurants, Museen, Kirchen. Es wird kein Eintrittsgeld verlangt. Koblenz hat sich zum dritten Mal beteiligt.

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