Insgesamt 220 Interessenten wollten Vortrag von Bischof Bätzing im Cusanus-Gymnasium erleben
Deutscher Sonderweg bei Kirchenreform? Bischof Bätzing spricht in Koblenz vor rund 150 Interessierten
Über die Anliegen des Synodalen Wegs sprach Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Limburg, beim katholischen Forum im bischöflichen Cusanus-Gymnasium. Foto: Bistum Trier/Julia Fröder
Bistum Trier/Julia Fröder

Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken haben vor drei Jahren den Synodalen Weg beschlossen. Auslöser des Reformprojekts waren die Ergebnisse der 2018 veröffentlichten „MHG-Studie“ über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland. In der römischen Kurie stoßen die Vorschläge des Synodalen Wegs allerdings teilweise auf heftige Kritik, wie die deutschen Bischöfe erst bei ihrem jüngsten Ad-limina-Besuch im Vatikan feststellen mussten.

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Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Limburg, sprach nun im Bischöflichen Cusanus-Gymnasium im Rahmen der Vortragsreihe Katholisches Forum. Ein Heimspiel für den 61-Jährigen, war er doch Ende der 80er-Jahre Kaplan in der Koblenzer Vorstadtpfarrei St. Josef. Einer Zeit, in der die Sonntagsmessen noch recht gut besucht waren.

ZUlassung von Frauen zu Diakonat und Priesteramt

Die großen Anliegen des Synodalen Weges wie Zulassung der Frauen zu Diakonat und Priesteramt, Pflichtzölibat, Laienpredigt, Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten und Neubewertung der Homosexualität schwelen in der katholischen Kirche dabei schon seit dem Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils 1965. „Der Synodale Weg greift den Reformstau von Jahrzehnten auf, ich kenne diese Fragen bereits seit meiner Zeit als Kaplan in St. Josef“, betonte Georg Bätzing.

Unter allen Reformthemen scheint sich die Frage nach der Frauenordination beim Synodalen Weg besonders herauszukristallisieren. „Das Thema Frauen ist das zentrale Zukunftsthema. Die Zugänge zum kirchlichen Amt müssen geebnet werden, oder die Zukunft der Kirche in unserem Land ist schwer vorstellbar“, sagte Georg Bätzing. Aber gerade bei diesem Punkt mauert man in Rom, Kardinal Ouellet verwies in diesem Zusammenhang erst jüngst auf das apostolische Schreiben von Papst Johannes Paul II. von 1994, wonach nur Männer für die Priesterweihe in Betracht kommen. Aber auch dieses Nein werde die Debatte um die Frauenordination auch nicht beenden, betonte Bätzing. „Der Geist hierfür ist aus der Flasche“, sagte Georg Bätzing.

„Bei weltkirchlichen Fragen können wir nur um Bearbeitung bitten“

Den Vorwurf, dass man in Deutschland mit dem Synodalen Weg einen Sonderweg beschreite, wies Georg Bätzing ebenfalls zurück. „Prozesse ähnlicher Art gibt es weltweit“, betonte Georg Bätzing mit Blick auf Bischofskonferenzen anderer Nationen. Allerdings bremste der gebürtige Siegerländer zu hohe Erwartungen an den Synodalen Weg und die Themen Pflichtzölibat oder Frauenordination. „Bei weltkirchlichen Fragen können wir nur um Bearbeitung bitten“, so Georg Bätzing.

Jedoch gibt es für den Synodalen Weg nicht nur eine weltkirchliche, sondern auch eine nationalkirchliche Dimension. Georg Bätzing verwies in diesem Zusammenhang auf die gerade beschlossene Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts. So müssten Menschen, die der Gemeinschaft der LGBTQ+ angehörten oder wiederverheiratete Geschiedene keine Sorge mehr haben, von katholischen Arbeitgebern entlassen zu werden. Außerdem bereitete man die Beteiligung von Laien bei der Bischofswahl vor.

In der Diözese Paderborn sei dies bereits konkret der Fall. Mit Blick auf die Kritiker des Synodalen Wegs, die gut vernetzt und kommunikativ sehr aktiv seien, ermunterte der Bischof die Reformbefürworter, sich stärker zu Wort zu melden. „Sie würden uns unterstützen, wenn Sie dem Nuntius schrieben“, sagte Georg Bätzing zum Abschluss seines Vortrags, zu dem rund 150 Besucher ins Cusanus-Gymnasium gekommen waren. Online verfolgten noch 70 Teilnehmer die Veranstaltung.

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