Wie entwickelt sich Koblenz?
Der Stadtgestalter
Sebastian Althoff ist seit Oktober 2024 Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Bauordnung.
Doris Schneider

Stadtentwicklung und Bauordnung: Was etwas sperrig klingt, beinhaltet fast alles, was eine Stadt wie Koblenz ausmacht. Wohnen, Verkehr, Gewerbe, Freizeit. Sebastian Althoff ist der Chef von alledem – und hat eine klare Meinung zur kleinen Großstadt.

Er brennt für Koblenz, auch wenn er nicht (mehr) hier wohnt: Der noch recht neue Leiter im Amt für Stadtentwicklung und Bauordnung Sebastian Althoff liebt es, an der Gestaltung der kleinen Großstadt mitzuwirken. Allerdings stößt man manchmal auch an Grenzen als Verwaltung. Der 42-Jährige im Interview.

Herr Althoff, was ist Ihr persönlicher Lieblingsplatz in Koblenz?

Es gibt einige. Die Rheinanlagen, aber auch die Festung. Wenn man von oben aufs Deutsche Eck schaut in der Abenddämmerung, das ist etwas ganz Besonderes. Oder auch im Stadtwald, da gibt es eine Ecke, da liegt links die Mosel, rechts der Rhein ... Das ist wirklich schön.

Der Blick von der Festung aufs Deutsche Eck
Doris Schneider

Wohnen Sie denn auch in Koblenz?

Wir haben hier gewohnt, aber nur übergangsweise. Wir waren von der Ahrflut betroffen und sind dann von Bad Neuenahr hierhergezogen. Aber so schön es auch hier ist, Koblenz ist eine wunderbare Stadt, aber wir sind – gerade wegen der Flut – emotional mit dem Ahrtal tief verbunden. Deshalb sind meine Frau, unsere beiden Söhne und ich vor einem Jahr wieder zurückgezogen. Wie viele andere auch pendle ich morgens mit dem Zug aus der ländlichen Region in unser Oberzentrum.

Was sind denn – aus Sicht eines Gestalters – die Pluspunkte von Koblenz, neben der Tatsache, dass es viele schöne Ecken gibt?

Die zentrale Lage mit guter Erreichbarkeit des Rhein-Main-Gebiets oder Köln-Bonn ist ein großer Pluspunkt. Das gilt für die Einwohner, aber auch für Gewerbeansiedlung. Und dann gibt es viele weiche Faktoren, die beispielsweise für Firmen sehr wichtig sind, um Arbeitskräfte anziehen zu können. Dazu gehört die unheimlich hohe Lebensqualität mit den beiden Flüssen, der Altstadt, den vielen kulturellen Angeboten. Aber Koblenz ist gleichzeitig so beschaulich, dass man viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen kann. Was diese Standortfaktoren angeht, haben wir ja viele Berührungen mit der Wirtschaftsförderung. Überhaupt ist das Interessante an Stadtentwicklung, dass man so viele Aspekte betrachtet, die verzahnt sind, egal ob es die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege oder mit der Verkehrsplanung ist.

Was gehört denn alles zu Stadtentwicklung und zu Ihrem Amt?

Wir haben mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und Stadtentwicklung ist eine Querschnittaufgabe. Wir berühren ja alle Lebensbereiche, von Straßen, die gebaut werden sollen, über Freizeitflächen, Wohnen und Gewerbe. Wir beschäftigen uns quasi mit dem Inneren einer Stadt. Alles, was nachhaltige Stadtentwicklung angeht, ist unsere Aufgabe.

Was meint denn das Stichwort „nachhaltige Stadtentwicklung“ in diesem Zusammenhang?

Es gibt viele Aspekte. Eine Herausforderung ist beispielsweise der Klimawandel. Wir brauchen mehr Grün in unseren Stadtvierteln. Da machen wir gerade ein Projekt im Rauental mit klimaangepasster Begrünung und mehr Begegnungsmöglichkeiten für Bewohner. Aber es gehört auch das Thema Wohnen dazu: Wir versuchen, mehr Wohnraum zu schaffen. Auch da ist viel im Gang – vom Moselbogen im Rauental, wo die Wohnbau eine Bebauung plant, bis zur ganz neuen Entwicklung verschiedener Quartiere.

Welche neuen Pläne gibt es denn aktuell?

Der Bereich David-Roentgen-Straße, die Ecke, wo heute Thomas-Philipps ist, ist beispielsweise ein Viertel, wo man sich gut eine Mischung aus Wohnen, Gewerbe und Dienstleistungen vorstellen kann. Das Rauental ist ja ohnehin ein extrem stadtnahes Viertel mit einer guten Versorgung, sehr interessant. Da erarbeiten wir gerade für verschiedene Stellen Rahmenplanungen für zukünftige Entwicklungen.

Oder es gibt das große Fritsch-Quartier, da sind wir schon viel weiter. In diesem Quartier ist es ein großes Thema, ein möglichst verkehrsarmes Viertel zu schaffen. Auch das gehört zu Stadtentwicklung, wie die Menschen aus ihren Wohngebieten in die Innenstadt oder zur Arbeit kommen. Und Schutz vor Starkregen ist hier oben in Niederberg auch ein wichtiges Thema.

Auf dem Gelände der ehemaligen Fritsch-Kaserne geht es mit der Planung gut voran, bei anderen Planungen stockt es. Wie sieht es denn beispielsweise mit dem Brauereiquartier an der Königsbach aus?

Man ist in Gesprächen, aber ja, es ist unklar, wie es da weitergeht. Da stößt man als städtische Verwaltung auch an Grenzen: Das Gelände ist in Privatbesitz, und Politik und Verwaltung haben zwar Einfluss darauf, wie etwas entwickelt und ausgebaut wird, aber wir können niemanden zwingen, es auch zu tun. Die Zeiten sind für Wohnungsbau im Moment wirklich auch nicht einfach.

In Sachen Münzmeisterhaus möchte die Stadt aktiv werden.
Doris Schneider

Bei diesem Stichwort fallen einem auch andere Gebäude und Planungen ein, wie das seit Ewigkeiten eingezäunte Münzmeisterhaus oder das noch nicht gebaute Hotel Rheinanlagen.

Ja, auch da hat die Stadt wenig Einfluss, auch wenn wir immer wieder Gespräche führen. Beim Münzmeisterhaus sind wir dran und haben Klage auf Rückübertragung eingereicht. Aber häufig sind die Möglichkeiten begrenzt, wenn es um privates Eigentum geht. Aber es gibt andere Projekte, wo man gute Fortschritte sieht, beispielsweise beim Hotelbau an der Löhrstraße und auch im Rosenquartier in Lützel. Oder auch am Florinsmarkt, da sind wir zuversichtlich, dass etwas wirklich Attraktives entsteht, und zwar für den ganzen Bereich, der hat wirklich hohes Potenzial zwischen Mosel und Altstadt.

Die Buga 2029 steht ja an. Wird sich da viel verändern?

Für Koblenz ist die Buga wichtig, wir werden sicher eine große Anlaufstelle für Touristen sein, auch was Gastronomie und Hotellerie angeht. Da kann die Stadt sehr profitieren. Die Verkehrsplanung wird da sehr wichtig werden. Dann kann die Buga wirklich ein großes Potenzial haben, dass beispielsweise die Plätze in Koblenz noch einmal aufgewertet werden.

Bei vielem sind der Stadt ja auch die Hände gebunden, weil sie kein Geld hat. Spinnen wir mal: Was würden Sie denn tun, wenn Geld absolut keine Rolle spielen würde?

Puh! (lacht) Wenn Geld keine Rolle spielen würde? Dann würde ich mir wünschen, dass wir weniger Verkehr in der Stadt hätten, vielleicht mit großen Park-and-Ride-Plätzen. Und noch mehr Grün. Die Stadt könnte dann selbst Wohnungen bauen. Den ÖPNV ausbauen, den Ausbau regenerativer Energien vorantreiben, die Infrastruktur an Schulen und Kitas deutlich schneller verbessern. Und wenn Geld wirklich keine Rolle spielen würde, dann würden wir das eine oder andere Gelände oder Gebäude zurückkaufen und selbst entwickeln oder sanieren. Den Koblenzer Hof zum Beispiel.

Zur Person

Sebastian Althoff ist 42 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Söhne (sechs und drei Jahre alt). Der gebürtige Dortmunder hat in Kaiserslautern Raum- und Umweltplanung studiert. Seit 2015 arbeitet er bei der Stadtverwaltung Koblenz im Amt 61 – Amt für Stadtentwicklung und Bauordnung, zunächst als Sachbearbeiter im Bereich Bebauungsplanung, dann von 2018 bis 2024 als Sachgebietsleiter des Sachgebietes Bebauungsplanung und seit Oktober 2024 ist er Leiter des Amtes 61.

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