Was den (neuen) Leiter der Rübenacher Grundschule antreibt und warum er eine Spezialtür im Büro hat
Der neue Schulleiter der Grundschule Rübenach David Janser im RZ-Gespräch: „Jedes einzelne Kind zählt“
David Janser wird von vielen Seiten dafür geschätzt, dass er seinen Job als Schulleiter in Rübenach mit großem Engagement ausfüllt. Die Schulgemeinschaft ist ihm wichtig, sagt er, weil diese die Kinder stärkt. Hier kündigt er beim Frühlingsfest an, dass die Schule gleich eine sportliche Auszeichnung erhalten wird. Foto: Herbert Hennes
Herbert Hennes

Er gilt als Problemlöser und guter Zuhörer: Der neue Schulleiter der Grundschule Rübenach erklärt, was ihm bei seiner Arbeit wichtig ist und warum er sich zur Amtsübernahme eine spezielle Tür gewünscht hat.

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Eine Bürotür ist es, die als Sinnbild dafür gelten kann, wie der neue Schulleiter von Rübenach tickt. Denn David Jansers Tür steht immer offen. Damit sie das darf (Brandschutz!), musste diese extra für ihn so ausgerüstet werden, dass sie bei Feuer selbstständig schließt, wie es alle anderen Brandschutztüren im Haus auch können. Ein Geschenk, das sich der Rektor zu seinem Start vom Schulträger, der Stadt Koblenz, wünschte.

Seine Tür steht immer offen – nur für Gespräche wird sie geschlossen. Foto: Katrin Steinert
Katrin Steinert

Der 49-Jährige erklärt das so: „Alle sollen sehen, dass ich für sie da bin, dass ich offen für Gespräche und Fragen bin, und dass jeder willkommen ist, um sich auszutauschen oder Unterstützung zu suchen.“

Janser selbst freut sich dabei auch, die Kinder und Kollegen sehen zu können, wenn er am Schreibtisch sitzt. Von dort aus überblickt er das weitläufige Flurrechteck rund um die Treppenanlagen im ersten Obergeschoss. Mädchen und Jungen laufen in den Pausen herum, Kollegen eilen rauf und runter, manchmal auch Eltern, einige suchen den direkten Draht zum Rektor.

David Janser lächelt nett durch seine Brille. Er trägt an diesem Tag Bluejeans, Baumwollpulli, die Ärmel hochgeschoben, und schwarze Lederboots. Er begrüßt den Besuch – und schließt die Tür. Jeder weiß, dass hier jetzt gesprochen wird, und im Notfall natürlich geklopft werden darf.

Mannschaftsspieler statt Einzelkämpfer

Dass es heute im Gespräch mit unserer Zeitung um ihn gehen soll, ist dem 49-Jährigen nicht so richtig angenehm: „Wir haben 25 Grundschulen in Koblenz. Alle Schulleitungen sind miteinander vernetzt, und alle zeigen ein unglaubliches Engagement und gucken, dass es den Kindern an ihrer Schule gut geht.“ Für Janser, der lange Fußball spielte, zählt vermutlich immer mehr die Team- als die Einzelleistung.

Jansers Arbeitsstätte, die Rübenacher Grundschule, war in den vergangenen Jahren regelmäßig Zielscheibe jugendlicher Aggressionen: Wände wurden besprüht, Scheiben eingeschlagen, Feuer angezündet und vieles mehr.

Das macht neugierig auf den Mann, der ausgerechnet hier die Geschicke leiten will – was er seit Oktober 2022 tut. In wenigen Wochen, am 6. Juni, feiert er seine offizielle Amtseinführung.

Der sportbegeisterte Pfaffendorfer scheint dabei für die Schule ein Glücksgriff zu sein. Stichworte, die fallen, wenn man über ihn spricht: Problemlöser, aufmerksamer Zuhörer, motivierend, gute und klare Kommunikation, holt Projekte an die Schule. Und die Einheimischen haben das Gefühl, die Schule blüht nach den Corona-Jahren mit dem neuen Leiter wieder richtig auf.

Jeder kann sehen, dass der Schulleiter da ist - und den Kontakt zu ihm suchen.
Katrin Steinert

Viel Bewegung an der Schule

Seit Janser die Geschicke lenkt, gibt es viel Bewegung in der Schule: Der Fußballartist und Youtube-Star Jannik Freestyle war da, es gab ein einwöchiges Tanzprojekt „Gemeinsam sind wir stark“ mit großem Auftritt aller zwölf Klassen in der Turnhalle. Es gibt Fußball- oder Golfschnuppertage. In der Adventszeit sangen alle jeden Montag zusammen auf dem Schulhof. Neulich gab’s ein großes Frühlingsfest mit Kuchenverkauf und unzähligen Workshops, eine Auszeichnung mit der Sepp-Herberger-Urkunde für zusätzliche angebotene Sportstunden …

Herr Janser, mal frech gefragt: Wären Sie gern Eventmanager geworden?

Nein, eher nicht. Aber eine Schule zu leiten, vereint zahlreiche Aufgaben. Einer der Bereiche lässt sich gewiss mit dem Tätigkeitsfeld eines Eventmanagers vergleichen. Die Arbeit in der Schule bedeutet immer Teamarbeit. Dabei ist es besonders reizvoll, vielfältig mit anderen zusammenzuarbeiten, und das überzeugte mich schon früh, diesen beruflichen Weg gehen zu wollen. Ganz generell habe ich die Liebe zu meinem Beruf schon früh gespürt und weiß, dass ich hier goldrichtig bin.

Welche Rolle spielen die vielen Veranstaltungen an Ihrer Schule?

Ich sag mal so: Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an Ihre Schulzeit denken? Bestimmt nicht an die x-te Stunde Mathe. Nein, im Ernst. Für die Kinder und ihre Entwicklung ist es ganz wichtig, Schule als Gemeinschaft zu erleben. Natürlich ist unsere Kernaufgabe der Unterricht. Wir müssen den Kindern immer guten Unterricht anbieten, der sie fördert und fordert und fürs Leben stark macht. Aber, dazu braucht es ein Fundament.

Sind Veranstaltungen dieses Fundament?

Nein, nicht direkt, aber sie tragen dazu bei. Unser Fundament besteht aus drei Säulen. Erstens: Die Kinder sollen mit Freude in die Schule gehen. Zweitens: Sie sollen sich hier geschützt und beschützt fühlen. Drittens: Jedes Kind muss das Gefühl haben, dazuzugehören. Nur wenn uns das gelingt, dass jedes Kind Teil der Gemeinschaft ist, können Unterricht und Lernen gelingen.

Und wenn das nicht klappt?

Dann muss man an den Säulen arbeiten. Corona hat leider dazu beigetragen, dass einige Jahrgänge dieses wichtige Gefühl von Gemeinschaft nicht erleben durften. Das ist jetzt glücklicherweise wieder anders. Und bei uns darf jedes Kind sicher sein, dass es in der Grundschulzeit unsere schöne Gemeinschaft in vielen verschiedenen Veranstaltungen und Projekten erleben kann.

Wie wollen Sie es denn hinbekommen, dass sich wirklich jedes Kind dazugehörig fühlt?

Das gelingt nur, wenn wir das als Team und Schulgemeinschaft hinbekommen und alle dafür einstehen. Die Tanzprojektwoche „Gemeinsam sind wir stark“ ist ein gutes Beispiel dafür. Tanz verbindet auf ganz wunderbare Weise. Und es ist einfach schön zu sehen, wenn Kinder sich entdecken und entwickeln. Manche wissen gar nicht, was sie können. Unsere Aufgabe ist es auch, ihnen Räume dafür zu bieten.

Was treibt Sie in Ihrem Beruf an?

Jedes einzelne Kind ist der Grund, warum ich das hier mache. Wenn ich sehe, dass ein Kind strahlend herkommt, ist das unbezahlbar. Kinder sind jeden Tag ganz direkt in ihrer Art und in ihren Reaktionen.

Wer eine Schule leitet, bekommt jede Menge Anfragen und Organisationsdinge auf den Schreibtisch.
Katrin Steinert

Am ersten Schultag nach den Herbstferien standen Sie am Eingang und haben jeden persönlich begrüßt, viele mit Namen. Sie fragten einige: Hast du neue Schuhe, Ohrringe oder ähnliches. Warum?

Das hat etwas mit meiner Haltung zu tun. Jedes Kind ist hier willkommen und wichtig. Wenn uns gelingt, den Menschen zu sehen, dann entsteht eine Beziehung. Wenn man als Kind weiß, dem Lehrer fällt alles auf, dann gelingt eine Beziehung, auf der man aufbauen kann, es entsteht ein Schutzraum, in dem Kinder wachsen können. Ich bin überzeugt: Als Lehrer muss man ganz genau hinschauen und zuhören können.

Von Kollegen und Eltern ist zu erfahren, dass Sie gut zuhören können und Dinge anpacken. Sie sind als Problemlöser bekannt.

Das freut mich, wenn das so ankommt. Mir ist es wichtig, genau hinzuhören und klar rauszubekommen, worum es eigentlich geht, wenn jemand zu mir kommt.

Gibt es etwas, woran Sie sich schon die Zähne ausgebissen haben?

Ich habe das Glück, dass ich ein großer Optimist bin. Ich weiß, dass manche Dinge Zeit und Beharrlichkeit brauchen, um gemeinsam einen guten Weg zu finden. Ich glaube, das spürt auch ein Team. Es darf darauf vertrauen, wenn es ein Problem gibt, bleibe ich dran, es zu lösen.

Haben Sie eine Lösung für den umstrittenen Standort der beiden blauen Container auf dem Schulgelände, in denen ein Jugendtreff eingerichtet werden soll?

Ich schätze sehr, dass es eine gute Zusammenarbeit zwischen Schulträger und Schule gibt. Aber: Der Vandalismus auf dem Schulgelände und am -gebäude ist etwas, das nicht wir, sondern die Stadt lösen muss. Sie muss etwas anbieten, damit das nicht passiert. Wir unterstützen natürlich, dass etwas für die Jugend gemacht wird. Dabei wird sich zeigen, ob das Schulgelände für die beiden Container als Jugendtreff ein geeigneter Ort ist. Wir müssen unseren Schulhof vor Schulbeginn leider immer wieder von Glasscherben, Zigaretten und sonstigem Müll befreien. Wir hoffen, dass sich diese Problematik nach dem Start des Jugendtreffs verbessern wird.

An jeder Grundschule gibt es Kinder, die durch Aggressionen auffallen, die sie an anderen oder dem Mobiliar auslassen. Wie gehen Sie mit solchen Kindern um?

In der Grundschule arbeiten wir vor allem präventiv. Wir stärken die Kinder im Unterricht und in Projekten in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung. Dazu gehört auch, ihnen die Notwendigkeit und Funktion von Ordnungsregelungen nahezubringen. Dadurch tragen wir dazu bei, dass sie die Ordnung innerhalb und außerhalb der Schule bejahen und danach handeln. Bei Verstößen gegen die Ordnung in der Schule greift ein vorhandener Maßnahmenkatalog.

Kommen wir mal zu Ihnen persönlich: Sie engagieren sich für Sport in der Schule und bilden auch fachfremde Lehrer weiter, damit diese Sport unterrichten können. Stimmt es, dass Sie selbst früher in Rübenach gekickt haben?

Ja, das stimmt. Ich habe während meines Lehramtsstudiums mit zwei Rübenachern in einer Männer-WG in der Koblenzer Innenstadt gewohnt. Die beiden nahmen mich mit zum Fußballtraining nach Rübenach. So habe ich als Student einige Jahre hier gekickt, kenne und schätze dadurch auch etliche Menschen aus dem Ort. Und während des Trainings habe ich immer auf die Grundschule geschaut …

… in der Sie heute als Schulleiter arbeiten und für 254 Kinder sowie 20 Lehrkräfte und 25 Mitarbeitende im Ganztagsbereich verantwortlich sind.

Ja, wie das Leben so spielt. Meine Entscheidung für Rübenach wurde auch schnell eine Herzenssache. Denn diese Stelle bringt alles mit, was ich mir wünsche: Sie liegt in meiner geliebten Heimatstadt Koblenz, ich kann vieles aus 25 Jahren Berufserfahrung einbringen, ich habe eine Verbindung zu Menschen aus dem Ort und ich bin Schulleiter in einem Stadtteil, in dem viel passiert, weil es ein reges Vereinsleben gibt. Das ist ein ganz großer Gewinn für die Kinder. Das wollen wir in Zukunft noch weiter ausbauen – ganz im Sinne der Gemeinschaft, die Kinder stark macht.

David Janser: 13 Jahre an Grundschule Horchheim tätig

David Janser wurde in Kaiserslautern geboren, ist in Pfaffendorf aufgewachsen und hat in Koblenz Grundschulpädagogik und Sport studiert. Nach schulischen Ausbildungsstationen und anschließenden Dienststellen im Westerwaldkreis war er 13 Jahre lang an der Horchheimer Grundschule tätig, davon das letzte Jahr als kommissarischer Schulleiter. „Da konnte ich mich erproben.“ Janser hat zwei erwachsene Kinder, die beide bereits aus dem Haus sind.

„Ein guter Zeitpunkt, wenn man als Vater nicht mehr im Alltag gebraucht wird, um sich auf eine Rektorenstelle zu bewerben“, sagt der 49-Jährige. Er lebt mit seiner Frau auf der Pfaffendorfer Höhe.

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