Schlafzimmer an der Rezeption
Dort, wo Gäste an der Rezeption einst Postkarten kauften, befindet sich ein Schlaf- oder Arbeitszimmer. Der frühere Speisesaal hat sich in ein großes Wohnzimmer mit Balkon zur Mosel verwandelt. Und im Untergeschoss, wo sich einst Gemeinschafts-, Dusch- und Toilettenräume aneinanderreihten, kommen alsbald eigene Kellerabteile und Fahrradkojen hin.
Metzler stammt aus St. Goar, pendelt jeden Tag zwischen Rhein und Mosel, um sein Herzensprojekt voranzutreiben. Er erinnert sich noch genau an seine erste Besichtigung: „Klingt blöd, aber mich hat's gleich erwischt und ich wusste: Hier lässt sich was Tolles draus machen.“ Vor allem die spezielle Lage hat es dem gebürtigen Trierer angetan. „Schon im Erdgeschoss genießt man das freie Moselpanorama von Hatzenport bis zur Burg Thurant. Das haut einen immer wieder um.“ Dreht man sich einmal um die halbe Achse, kann man aus dem gegenüberliegenden Fenster in die unmittelbare Natur blicken. Metzler schwärmt: „Hier ragt der Wald direkt ins Wohnzimmer.“
Private Terrasse im Wald
Der „Mann mit den bunten Ideen“, wie ihn einer seiner Handwerker aus der Eifel nennt, hat sich für das Waldstück etwas ganz Besonderes ausgedacht. „Hier war früher nur Böschung“, sagt Metzler, als er über die wohnungseigene Brücke läuft und schließlich auf einer Holzterrasse anhält. Das Plateau ist eine der vielen Besonderheiten, die er sich überlegt hat. Drei Wohneinheiten haben ihre private Terrasse im Wald, die restlichen Wohnungen jeweils große Balkone oder eine Dachterrasse. Alle zeigen in Richtung des Waldes, „damit die Leute zur Ruhe kommen können – heute dürfte niemand mehr so hoch und so nah am Wald bauen“, betont Metzler.
Vorne Mosel, hinten Wald – und mittendrin das Gebäude, das auf den Namen Moselblau 927 getauft wurde. Der Name bezieht sich auf die restaurierte Fachwerk-Fassade: Die rot-bräunlichen Elemente strahlen inzwischen in einem hellen Blauton, „Moselblau“, wie Metzler es nennt. „Es war eine mutige Entscheidung, auf diese Farbe zu setzen“, sagt der 57-Jährige. Aus dem Ort gäbe es jedoch durchweg positive Reaktionen.
Die Seele des Gebäudes darf bei der Sanierung nicht verloren gehen.
Eric Metzler will Altes mit Neuem verbinden, nicht ersetzen.
Mit Akzenten wie diesen möchte er dem Gebäude neue Spannung verleihen: „Das Alte soll als alt und das Neue als neu erkennbar sein. Die Seele des Gebäudes darf bei der Sanierung nicht verloren gehen.“ Wer sich umschaut, erkennt an vielen Stellen Materialien mit Bezug zur Geschichte und zur Region, unter anderem Bruchstein und Treiser Grauwacke, Moselschiefer oder heimische Basaltlava.
Auch im Inneren zeigt sich Metzlers Liebe zu klaren Linien, Kontrasten und Details: So gibt es sichtbare Betondecken über warmen Holzböden, eigens entworfene Waschtische im Stil alter Herbergsmöbel, frei stehende Badewannen im Schlafzimmer und fest eingebaute Wandschränke für Waschmaschinen und Medien.
Das alte Fachwerkhaus mit einem neueren Anbau aus den 70ern ist für Metzler ein Glücksgriff: „Die hohen Räume und die Weite der früheren Schlafsäle waren eine perfekte Basis für die offenen Grundrisse.“ Mit Dämmung, Wärmepumpe und Fußbodenheizung ist das Haus inzwischen auf dem neuesten Stand der Technik.
Der Bauherr blickt kurz vor Fertigstellung stolz auf das Gebäude, in das er viel Geld, Zeit und vor allem Herzblut gesteckt hat. „Anfangs waren viele skeptisch, ob das zu schaffen ist“, erinnert er sich. „Mich hat das eher angespornt.“ Der gelernte Journalist hat schon in einigen Städten ungewöhnliche Objekte realisiert, vor allem in Berlin Dachrohlinge zu Penthäusern umgebaut.
Auf dem Flachdach eines mehrstöckigen Gebäudes errichtete er ein Doppelhaus, in einer Fabrikzufahrt eine Loftwohnung – es sind immer besondere Objekte, an die Eric Metzler sein Herz verliert. In Brodenbach fehlen jetzt nur noch die richtigen Menschen, die sich für eine der neun Wohnungen begeistern und hier leben wollen. „Menschen, die das Besondere genießen und wertschätzen.“
Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.immpossible.de
Ein Umbau mit Hürden
Als Eric Metzler vor zweieinhalb Jahren anfing, das Gebäude mit Handwerkern aus der Region und seinem Kernteam umzubauen, stand er plötzlich vor einigen Herausforderungen. Die plötzliche Corona-Pandemie und Inflation durch den Ukrainekrieg hatten ihre Auswirkungen. Die Preissteigerungen machten ihm zu schaffen, auch wenn er einige Dinge schon davor einkaufen konnte und im Keller lagerte.
Es gab jedoch auch andere Komplikationen. Jede Wohneinheit ist mit zwei Parkplätzen ausgestattet, hier musste der Bebauungsplan aufwendig geändert werden. Metzler betont: „Ich bin ein Einzelkämpfer, was einen Großteil der Herausforderung ausmacht. Ich habe gekämpft wie ein Löwe, um neue Leitungen für den Fernseh- und Internetempfang zu bekommen. Jetzt habe ich den ersten Glasfaseranschluss in Brodenbach, wovon auch die anderen Bewohner der Straße profitieren.