Koblenzer Gruppe Omas gegen rechts packt Bücherkisten für Kita- und Schulkinder
Demokratie übt sich früh: Koblenzer Omas packen Bücherkisten für Kita- und Schulkinder
Vertreterinnen der Koblenzer Omas gegen rechts haben sich mit Alexandra Kilp (links), Leiterin des St. Antonius Kindergartens zusammengesetzt, um über das Bücherkistenprojekt zu reden. Foto: Kim Fauss
Kim Fauss

Koblenz. „Im Dschungel wird gewählt“, „Eine Wiese für alle“ oder „Raffi und sein pinkes Tutu“ sind nur einige Beispiele für die Kinderbücher, die nun in der Kindertagesstätte St. Antonius in Lützel Einzug finden sollen. Angestoßen wurde die Aktion von den Koblenzer Omas gegen rechts, die sich von ihren Bamberger Kolleginnen inspirieren lassen haben. Im Gespräch mit der RZ berichtet die Gruppe, warum sie sich für dieses Projekt starkmacht und was bereits zur Umsetzung in die Wege geleitet wurde.

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Gemeinsam mit dem Förderverein Lesen und Buch Freunde der Stadtbibliothek Koblenz gehen die Omas gegen rechts nun ihr neustes Projekt an: Lesefrühförderung und die Vermittlung von Werten wie Toleranz, Respekt, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Kinderrechte. Nach der Genehmigung des Förderantrags bei „Demokratie leben!“, wodurch die Aktion finanziell unterstützt wird, erklärte sich die Leiterin der Kindertagesstätte St. Antonius, Alexandra Kilp, dazu bereit, das Konzept zu auszutesten.

„Unsere Erzieher und Pädagogen haben die Bücher bereits gelesen und sind guter Dinge, dass die Geschichten bei uns Anwendung finden werden“, erklärt Kilp. Zu beachten sei allerdings, dass es sich dabei nicht um Bücher handelt, die für die Kinder frei zugänglich ausliegen. „Es geht um wichtige, sensible Themen, welche die Erzieher mit den Kindern gemeinsam angehen müssen. Man muss im Nachgang darüber sprechen“, führt Kilp aus.

Soziales Ungleichgewicht ausgleichen

Das Projekt der Omas gegen rechts sei bei ihr sofort auf offene Ohren gestoßen, denn „wir haben hier viele Kinder mit Migrationshintergrund aus der Ukraine oder Syrien, teils mit Fluchtgeschichte.“ Da spiegeln die Bücher eben oft Situationen wider, die die Kinder kennen und mit denen sie lernen müssen umzugehen. „Grade hier in Lützel, einem Stadtteil, der von Vielfalt jeglicher Art geprägt ist, wird man mit solchen Themen konfrontiert“, fügt Kilp hinzu.

Das betreffe nicht nur die Migration, sondern auch soziale Ungleichheit oder schwierige familiäre Verhältnisse. Durch die ausgewählten und pädagogisch erprobten Bücher sollen den Kindern solche Situationen nun verständlich nähergebracht werden und die Kinder erreichen, sodass sie daraus ein positives Werteverständnis mitnehmen. „Die Geschichten sollen die Kinder herausfordern und letztlich bereichern“, fasst sie zusammen.

Bürokratie erweist sich als große Hürde

„Wir haben das Rad nicht neu erfunden“, betont eine der Omas gegen rechts. Doch diesem Projekt wollten sie sich anschließen und es in Koblenz verwirklichen. Die Gruppierung der Frauen im Seniorenalter setzt sich gegen Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Diskriminierung jeglicher Art ein. Mit ihrem neuen Projekt verfolgen sie das Ziel, Werte wie Toleranz und Respekt bereits den jüngsten Mitgliedern der Gesellschaft zu vermitteln. Für diese Idee erhielten sie bei ihren Kooperationspartnern und Unterstützung viel Zuspruch.

Die größte Hürde, die sich ihnen auftat, sei lediglich die Bürokratie beim Fördermittelantrag gewesen. „Wenn man sich mit solchen Anträgen nicht auskennt, dauert das ewig“, beklagt eine Teilnehmerin der Gruppe. Alexandra Kilp merkt an dieser Stelle an: „Alles steht und fällt mit dem Engagement, und wenn ein Thema wichtig ist, dann schafft man es auch, bürokratische Hürden zu überwinden.“

Omas wollen sich weiter einsetzen

In Zukunft wollen die Omas gegen rechts noch weitere Schulen und Kindergärten zur Teilnahme an diesem Projekt bewegen, und auch in der Stadtbibliothek sollen die Bücherkisten zum Ausleihen zur Verfügung stehen. In der Kindertagesstätte St. Antonius heißt es nun erst mal: „Wir könnten uns vorstellen, das vielleicht vorerst bei den Vorschulkindern anzuwenden und dann werden wir mal schauen, wie es läuft“, so Kilp. Eine entsprechende Empfehlung an weitere Kindertagesstätten oder Schulen, die dem gleichen katholischen Träger unterliegen wie ihre Einrichtung, hat sie sich bereits vorgenommen. Kim Fauss

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