Fridays for Future ruft für diesen Freitag, 14. Februar, zum bundesweiten Klimastreik auf. In Koblenz gehen die örtliche Fridays-for-Future-Gruppe sowie das Klimabündnis Koblenz gemeinsam auf die Straße. Mit der Demo soll das Thema Klimaschutz kurz vor der Wahl in den Fokus gerückt werden. Mit dabei ist auch die Koblenzer Klimaklägerin Mareike Bernhard. Aus ihrer Sicht findet die Klimakrise derzeit gefährlich wenig Beachtung.
Im September hat Bernhard mit weiteren Einzelklägern, dem Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine Verfassungsbeschwerde gegen die Klimapolitik und das überarbeitete Klimaschutzgesetz der Bundesregierung eingelegt.
Health for Future Koblenz: Klimakrise ist Gesundheitskrise
Der Vorwurf der Kläger: Die Ziele der deutschen Klimapolitik seien vor dem Hintergrund des 1,5-Grad-Ziels nicht ausreichend. Außerdem reichten die Maßnahmen im Klimaschutzgesetz nicht einmal aus, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. „Wir warten darauf, wann das Bundesverfassungsgericht darüber entscheiden will“, erklärt Bernhard unserer Zeitung.
Die 35-Jährige ist Assistenzärztin im Fachgebiet Innere Medizin. Am Freitag wird Bernhard als Gründungsmitglied von „Health for Future Koblenz“ bei der Klimademo mit dabei sein. Die Gruppe ist Teil des Klimabündnisses Koblenz. Auf ihrem Flyer zur Bundestagswahl schreibt „Health for Future Koblenz“: „Als Angehörige aus allen Bereichen des Gesundheitswesens sind wir in Sorge um Ihre und unser aller Gesundheit.“

Die Gruppe bewertet die Klimakrise auch als Gesundheitskrise. Designt ist ihr Flugblatt wie ein ärztliches Rezept, auf dem zudem zu lesen ist: „Empfehlung: Die Klimakrise als Notfall behandeln. Den Klimawandel stoppen. Leben retten. Klimaschutz wählen.“ Alle Wahlberechtigten bittet „Health for Future Koblenz“, am 23. Februar wählen zu gehen und dabei „die Risiken und Nebenwirkungen für die Klimapolitik“ zu bedenken.
Die Klimapolitik ist etwas, das aus Bernhards Sicht im aktuellen Wahlkampf zu wenig Beachtung findet. Auch beim TV-Duell zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sei der Klimaschutz kaum zur Sprache gekommen.
„Wenn wir diesen wieder abmildern, fürchte ich, dass wir als Land eine Transformation, die längst woanders im Gange ist, verschlafen.“
Mareike Bernhard sorgt sich um den Klimaschutz.
„Der Klimaschutz ist für uns Gesundheitsschutz und Wohlstandsschutz“, erklärt Mareike Bernhard gegenüber unserer Zeitung. Sie sorgt sich, dass Deutschland Rückschritte beim Klimaschutz machen könnte: „Wenn wir diesen wieder abmildern, fürchte ich, dass wir als Land eine Transformation, die längst woanders im Gange ist, verschlafen.“ Erneuerbare Energien seien auf dem Vormarsch, sagt Bernhard und verweist etwa auf den Ausbau in China.
Deutschland könne die Klimakrise nicht allein lösen. Doch gerade jetzt, wo die USA aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen wollten, müsse Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen. „Wir brauchen weltweit mehr Klimaschutz und frühere Klimaneutralität, um nicht in einigen Jahren als Staat und Staatengemeinschaft mit den Auswirkungen der Klimakrise und den hierdurch verursachten Problemen und Kosten überfordert zu sein“, ist Bernhard überzeugt. Sie stellt sich beispielsweise die Frage, wie Patienten in Hitzeperioden in einem Gesundheitssystem versorgt werden sollen, das heute schon am Rande seiner Belastungsgrenze sei.

Koblenzerin klagt gegen Klimapolitik: „Die Folgen müssen von unseren Kindern getragen werden“
Die Koblenzerin Mareike Bernhard will eine Verfassungsbeschwerde gegen die Klimapolitik der Bundesregierung einlegen - gemeinsam mit weiteren Einzelklägern sowie dem Solarenergie-Förderverein Deutschland und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.
Was sie sich von einer neuen Bundesregierung wünscht? „Ich wünsche mir von der kommenden Bundesregierung, dass sie die Chancen des Klimaschutzes in den Blick nimmt und den Menschen vermittelt, dass Klimaschutz und ein fossilfreies und klimaneutrales Deutschland allerspätestens 2040 eine riesige Chance auf mehr Wohlstand und Zufriedenheit sind“, sagt Mareike Bernhard.
Ihr sei es wichtig, dass die Gefahren der Klimakrise – und die damit verbundenen Herausforderungen – ehrlich benannt werden. Außerdem spricht sie sich für die Einführung des sogenannten Klimageldes aus, durch das Einnahmen aus der CO2-Bepreisung wieder an die Bürger zurückfließen sollen. „Durch ein solches Klimageld würde ein sozialer Ausgleich geschaffen.“
Mit Demo Debatten anstoßen, die den Teilnehmern wichtig sind
Mit der Klimademo am Freitag hoffen Bernhard und ihre Mitstreiter, kurz vor der Wahl „endlich die Debatten anzustoßen, die aus unserer Sicht so wichtig sind zu diskutieren“, sagt Mareike Bernhard. Jeder, der sich demokratisch für mehr Klimaschutz einsetzen wolle, dürfe sich an der Demo beteiligen. Der Treffpunkt ist um 16 Uhr am Koblenzer Hauptbahnhof.
Bernhard bittet jedoch, zu respektieren, dass die Demonstration parteilos sei. „Das bedeutet, wir möchten keine Parteilogos haben und werben nicht für einzelne Parteien“, sagt Mareike Bernhard. „Außerdem stehen wir für unsere Demokratie ein und tolerieren niemanden, der rechtes Gedankengut in sich und nach außen trägt.“