In der konstituierenden Sitzung des Stadtrats Mülheim-Kärlich ging es neben den üblichen Tagesornungspunkten, die eine solche Sitzung mit sich bringt, auch um die Zukunft des Tauris. Der Antrag der Stadt, ein Intressenbekundungsverfahren einzuleiten, führte zu einer hitzigen Diskussion. Was geplant ist, wer etwas dagegen hat und wie die Debatte ausging.
Was geplant ist: Der jüngste Einfall zur Rettung des Tauris ist eigentlich recht simpel, auch wenn das Wort „Interessenbekundungsverfahren“ zunächst einmal sehr technisch klingt. Grundsätzlich soll es darum gehen, herauszufinden, ob es generell einen Investor gibt, der Interesse am Kauf des Tauris hat. „Hiervon verspricht sich die Stadt Mülheim-Kärlich, einen Marktüberblick von interessierten Bietern zu erhalten, insbesondere ob und zu welchen Konditionen die Veräußerung und der Betrieb des Freizeitbades auf Grundlage der gestellten Bedingungen der Stadt Mülheim-Kärlich möglich ist“, heißt es im Antrag.
Das Verfahren zielt also primär darauf ab, die Lage am Markt zu checken und ins Gespräch mit etwaigen Interessenten zu kommen. Eine Frist von 30 Tagen wird gesetzt, danach könne man mit den jeweiligen Bietern ins Gespräch kommen und schauen, ob darunter ein potenziell geeigneter Käufer ist. Eine innerhalb der Frist abgegebene Interessenbekundung habe keine Bindungswirkung, weder für den Investor, noch für die Stadt.
Warum diskutiert wurde: Die FWG und die SPD waren sich eigentlich einig: Der Versuch einen geeigneten Investor zur Rettung des Tauris mittels eben jener Ausschreibung zu finden, sei gut. Oder zumindest würde es sich lohnen, den Markt vor weiteren Schritten zu sondieren, so die übereinstimmende Meinung von FWG und SPD. Anders – und hier flammten dann alte Konfliktlinien im Rat kurzzeitig wieder auf – sah das jedoch die CDU.
„Für uns steht außer Frage, dass wir ein Schwimmbad benötigen“, etwa fürs Schul- und Kinderschwimmen, Aquagymnastik für Senioren oder das Vereinsschwimmen, so Joachim Rünz, Fraktionssprecher der CDU. Ein solches Schwimmbad müsse aber nicht die Dimension des Tauris – also eines Spaßbades – haben. „Wir brauchen kein Freizeitbad, sondern ein Bad, das unseren Ansprüchen genügt“, führte Rünz weiter aus. Von dem Interessenbekundungsverfahren verspreche er sich nicht viel: „Das Verfahren bringt nichts.“ Die Begründung dafür sieht er in der aktuellen wirtschaftlichen Lage, in der kein Investor Millionen in ein Freizeitbad stecken wolle.
Unterdessen verursache das Verfahren weiter Kosten, etwa für die Kanzlei, die mit der Ausschreibung beauftragt werden soll. Seine Partei werde dem Antrag nicht zustimmen und fordere stattdessen, dass sich die Stadt mit der Verbandsgemeinde und den anderen Gemeinden zusammensetzt, um eine gemeinsame Lösung für ein Bad, das dann von allen Beteiligten etwa fürs Schulschwimmen genutzt werden kann, in Mülheim-Kärlich zu finden.
Mit dieser Reaktion hatten die restlichen Ratsfraktionen augenscheinlich nicht gerechnet, am wenigstens wohl Bürgermeister Harner. „Ich bin jetzt, ehrlich gesagt, überrascht von dem Statement der CDU. Im Wahlkampf habt ihr noch gesagt, dass ihr zum Schwimmbad steht und jetzt wollt ihr die Chance ausschlagen?“, fragte Harner in Richtung der CDU. „Eine Ausschreibung mit einer Frist von 30 Tagen, da verbrennen wir doch nix.“
Im Laufe der Diskussion betonte der Bürgermeister, dass er sich sicher sei, dass bei dem Interessenbekundungsverfahren mehr herauskommen wird, als bei dem noch vor der Wahl gescheiterten Investorenwettbewerb. Die SPD stimmte dem Vorschlag zu. Der Fraktionssprecher der Sozialdemokraten, Jan Badinsky, hielt das Vorgehen für sinnvoll, wunderte sich aber auch über das Statement der CDU. „Es geht doch darum, offene Gespräche zu führen“, sagte Detlef Brücken (parteilos). Wenn sich aus dem Verfahren nichts ergebe, könne man immer noch über Alternativen nachdenken.
Rückblick: Wirklich neu ist das, was die CDU im Stadtrat vortrug nicht: Bereits vor gut zwei Jahren forderten die Christdemokraten ein Umdenken in der Causa Tauris. Statt weiter Geld und Zeit in die Rettung des Spaßbades zu stecken, sollte man lieber prüfen, ob es zu einem normalen Hallenbad rückgebaut werden könne, oder ob man gar ein ganz neues, kleines Bad bauen solle. Die CDU plädierte dafür, Alternativen zur Existenz des Tauris in Mülheim-Kärlich anzugehen.
„Wir müssen uns vom Gedanken, das Tauris als Freizeitbad zu erhalten, verabschieden, weil das finanziell nicht tragbar sein wird – für Investoren und für die Stadt“, sagte Rünz gegenüber unserer Zeitung. Seine Fraktion sei dafür, andere Optionen für zum Beispiel das Schulschwimmen auszuloten. Trotz der mitunter erbittert geführten Diskussion erhielt der Antrag der Stadt eine Mehrheit im Rat – mit acht Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen aus den Reihen der CDU. Die Geschichte um die Rettung oder das Ende des Tauris bleibt damit auch weiterhin unbeantwortet.