David Langner ist seit dem 1. Mai 2018 Oberbürgermeister von Koblenz - Ein Blick auf seine Wahlversprechen
David Langner ist ein Jahr im Amt: Was hat der OB von seinen Versprechen umgesetzt?
Seit dem 1. Mai 2018 ist David Langner Oberbürgermeister von Koblenz. In einem Gespräch hat er jetzt über Erfolge in seinem ersten Jahr gesprochen – ebenso wie über Themen, die sich als schwieriger herausgestellt haben als gedacht.
Thomas Frey

Koblenz. Vieles hat David Langner im Oberbürgermeister-Wahlkampf angekündigt – und ab dem 1. Mai 2018, seinem ersten Tag im Amt, ging es an die Umsetzung. Über dieses erste Jahr als OB und vor allem darüber, was aus seinen Wahlversprechen geworden ist, haben wir mit dem Stadtchef gesprochen.

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Wie oft haben Sie sich im vergangenen Jahr zurück an Ihren früheren Schreibtisch in Mainz gewünscht?

Ungelogen: kein einziges Mal. Wirklich. Ich habe mich hier von Beginn an wohlgefühlt. Schwierige Themen gab es in Mainz ja auch.

Was für eine Bilanz ziehen Sie aus Ihrem ersten Jahr?

Ein Jahr hat natürlich auch nur 365 Tage, und insofern ist klar, dass man nicht alles, was man im Wahlkampf versprochen hat, direkt einlösen kann. Zum Start war es mir besonders wichtig, in der Verwaltung und im Rat für meine Ziele zu werben, um die Leute mitzunehmen. Insgesamt ist das erste Jahr gut angelaufen, ich fühle mich gut aufgenommen.

Was ist aus Ihren zentralen Wahlversprechen geworden?

  • Stärkung des ÖPNV: Der ÖPNV war mit Sicherheit das größte Thema. Der neue Nahverkehrsplan, die Gründung einer städtischen GmbH für den ÖPNV – da erleben wir wirklich eine große Veränderung. Günstiger, mehr Busse, engere Taktung, neue Linien: Da bin ich, ich will nicht sagen stolz, aber sehr zufrieden. Mehr wäre überhaupt nicht möglich gewesen. Umgesetzt wird dies aber erst im Dezember 2020 – wenn bis dahin alle Hürden genommen sind.
  • Einführung eines 2-Euro-Tickets: Wir haben beschlossen, dass wir die Ticketpreise reduzieren und auch ein 2-Euro-Ticket einführen. Man muss allerdings dazu sagen, dass wir um eine bestimmte Prozentzahl von dem jetzigen Preis reduzieren. Und da es bis zur Einführung der neuen Tarife auch Preissteigerungen über den Verkehrsverbund gegeben hat und noch geben könnte, kann es sein, dass wir am Ende nicht bei 2 Euro landen, sondern vielleicht bei 2,20 Euro.
  • Vereinfachung des Wabensystems: Problem ist, dass wir die Preise einvernehmlich mit dem Verkehrsverbund reduzieren müssen, und natürlich haben die umliegenden Kreise andere Interessen als die Stadt Koblenz. Deswegen haben wir uns am Ende auf eine Tariftabelle geeinigt, die das bestehende Wabensystem weiterführt und in der es nicht eine Großwabe Koblenz gibt. Aber der Aufschlag, den wir jetzt machen, wird sicherlich noch Folgeerscheinungen haben.
  • Ausbau der Radwege: Als Oberbürgermeister plane ich nicht die Straßen selbst, da muss man diejenigen in der Verwaltung mitnehmen, die dafür zuständig sind. In Koblenz stand der Autoverkehr ja bislang immer im Zentrum. Jetzt gucken wir Stück für Stück: Wo werden Straßen in der Stadt neu geplant, und wo berücksichtigen wir dann den Fahrradverkehr anders? Bei der Pfaffendorfer Brücke, bei der Südallee und bei der Beatusstraße planen wir jetzt gerade sichtbare Veränderungen zugunsten der Fahrradfahrer.

Bei der neuen Pfaffendorfer Brücke wollte die Stadt ja erst wie gehabt einen gemeinsamen Weg für Radfahrer und Fußgänger anlegen.

Ich bin froh, dass wir zu der Lösung gefunden haben und jetzt einen separaten Radweg bauen. Was für mich wichtig ist, dass wir auch die Verbindungen von der und auf die Pfaffendorfer Brücke für die Fahrradfahrer entsprechend gestalten. Die Zuführungen in Richtung Hauptbahnhof und in Richtung Neustadt, am Schloss vorbei, das sind Achsen, die besser werden müssen. Sonst nützt den Radfahrern der breiteste Weg auf der Brücke wenig.

  • Lösung der Wohnungsproblematik: Für die Entwicklung der Fritsch-Kaserne ist seitens der Stadt eine Entscheidung für einen Investor gefallen, jetzt muss die Bima die Kaufverträge aushandeln und wir den städtebaulichen Vertrag. Beim Thema Wohnen bin ich ansonsten eher ernüchtert. Wir haben fast keine eigenen Flächen, und da die Bundeswehr mitgeteilt hat, dass sie ihre Flächen zunächst behalten will, sind uns ein paar Konversionsflächen verloren gegangen. Deswegen bin ich auch froh, dass es bei der Fritsch-Kaserne weitergeht.
  • Ausweisung von Neubaugebieten: Es wird einen neuen Flächennutzungsplan geben in Koblenz, der letzte ist aus den 80er-Jahren. Das ist die Grundlage dafür, wo welche Nutzungen möglich sind. Dann schauen wir uns auch an, wo potenzielle Wohnbauflächen möglich sind. Da ist in diesem Jahr ehrlicherweise noch nicht so viel umgesetzt worden.
  • Beschleunigung von „Dauerbrenner“-Projekten: Das Projekt Fritsch-Kaserne ist weitergegangen, bei der Entwicklung der Alten Münz ist Bewegung reingekommen, und beim Hallenbad sind wir sogar sehr weit gekommen. Wir haben das Thema Sauna/Gastronomie geklärt, das vorher ein großes Problem war, und in diesem Jahr soll laut Plan der Bau beginnen.
  • Entwicklung der Stadtteile: Ich bin froh, dass wir die neue Stelle des Vereinsbeauftragten geschaffen haben, der sich mit Räumlichkeiten für Vereine beschäftigt. Letztlich geht es da auch um Begegnungsmöglichkeiten für alle, Ehrenamt und Stadtteile sollen gleichermaßen gefördert werden. Der Ausbau des ÖPNV ist in den Stadtteilen auch ein Thema, wenn zum Beispiel Busse zwischen den Höhenstadtteilen auf der rechten Rheinseite fahren. Größere Projekte haben wir in diesem Jahr aber nicht umgesetzt.

Was war im vergangenen Jahr das schwierigste Thema?

Die Brücke, logischerweise. Das ist eine blöde Entscheidung, die man da fällen muss. Wir haben die Planung der neuen Pfaffendorfer Brücke weiter vorangetrieben, wir haben nichts gestoppt, von daher habe ich mir persönlich nichts vorzuwerfen. Aber wenn man so eine Einschränkung vornehmen muss wie zurzeit, ist das nicht einfach.

Wie wird so eine Entscheidung getroffen?

Irgendwann saßen zwei Kollegen bei mir im Büro und haben gesagt: Wir haben schlechte Nachrichten für Sie. Die Entscheidung haben wir dann gemeinsam gefällt. Wobei ich vom OB erwarte, dass die Sicherheit im Vordergrund steht.

Sie als Person standen in der Debatte stark im Fokus.

Der Bürgermeister ist derjenige, der in so einer Situation die Verantwortung trägt, und ich will mich da auch nicht wegducken. Das finde ich feige, das macht man nicht.

Hätten Sie im Nachhinein etwas anders machen können?

Ich hätte vielleicht eher drauf achten müssen, dass das eine oder andere früher hätte kommuniziert werden können. Aber: Der Zeitraum von dem Punkt, an dem wir von dem Zustand der Brücke erfahren haben, bis zu der Entscheidung, sie nur eingeschränkt befahrbar zu machen, war extrem kurz. In so einer Situation gibt es immer einen gewissen Reibungsverlust. Das sollte nicht passieren aber ist am Ende vielleicht auch menschlich.

Ist der Job als Oberbürgermeister unterem Strich so, wie Sie erwartet haben?

Er ist schon, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Ich muss nur auf mich aufpassen, um mich nicht komplett von der Aufgabe auffressen zu lassen. Damit ist niemandem gedient. Ich brauche meine Freiräume und muss diese stärker verteidigen als vorher.

Das Gespräch führte Stephanie Mersmann

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