Vielen Anwohnern wird die Corona-Zeit 2020 ins Gedächtnis zurückkehren, wenn es um dieses Urteil geht. Damals gab es starke Dissonanzen zwischen Anwohnern und Studentenschaft im Zuge von privaten Studentenpartys während der Lockdownphase der Pandemie. Die WHU hatte daraufhin sogar ein Onlinetreffen mit Studenten, Vertretern der WHU und Anwohnern organisiert, um eine Möglichkeit zur Aussprache zwischen den Parteien zu bieten. Einen Zusammenhang zwischen Rauswurf des Studenten und den Aufregungen in der Bevölkerung Vallendars im Jahr 2020 verneint Andres. Zu dem nun vollzogenen drastischen Schritt und der Motivation der WHU dahinter schreibt der Rektor:
Wie haben Sie als Vertreter der WHU auf den Vorfall reagiert?
Die WHU – Otto Beisheim School of Management bildet Studierende in verantwortungsbewusster Unternehmensführung aus. Wir sind ein Ort, an dem die Studierenden ihre Talente entfalten können. Die WHU hat einen „Code of Conduct“, zu dem sich alle Mitglieder der Hochschule mit ihrem Studien- oder Arbeitsvertrag bekennen. Für den Umgang mit individuellen Verstößen gegen den Code of Conduct hat die Hochschule einen internen Prozess. Wenn es die Notwendigkeit gibt, ergreift die Hochschule darüberhinausgehende Maßnahmen, wie im vorliegenden Fall geschehen.
Ein „Rauswurf“ ist ein drastischer Schritt, viele andere Unis würden einen solchen Fall wohl ignorieren und als „Erstsemesterfehltritt“ abtun: Wieso haben Sie diesen Schritt vollzogen?
Uns ist es wichtig, dass neue Studierende sowohl fachlich als auch sozial gut in der Hochschule aufgenommen und integriert werden. Um hierfür einen geordneten Rahmen zu bieten, organisiert die Hochschule zu Studienbeginn ein Programm mit studienbezogenen und sozialen Inhalten, teils selbst als Hochschule, teils in Kooperation mit studentischen Gruppen. Die studentischen Paten werden anhand bestimmter Kriterien sorgfältig ausgewählt. Das Programm wird seit vielen Jahren sehr gut angenommen, das Patensystem hat sich bewährt. Die WHU greift dabei grundsätzlich nicht in die Privatsphäre der Studierenden ein. Wenn jedoch, wie im vorliegenden Fall und in der Pressemitteilung des Landgerichts beschrieben, ein massiver Missbrauch dieser Vertrauensposition stattfindet, ergreift die Hochschule angemessene Maßnahmen.
Welches Signal wollten Sie damit an Studenten, Eltern und Bevölkerung senden? Wie bewerten Sie die Klage und das jetzige Urteil?
Wir machen damit deutlich, dass die Hochschule individuelles studentisches Fehlverhalten wie im vorliegenden Fall nicht dulden will und kann. Die WHU sieht sich durch das Urteil des Landgerichts in ihrem Vorgehen und der Reaktion auf das individuelle Fehlverhalten bestätigt.
Die Fragen stellt Stefanie Braun