Koblenzer Denkmal ist marode
Das Deutsche Eck bröckelt und muss saniert werden
Das Denkmal ist ein beliebtes Fotomotiv.
Kevin Rühle

Auf wie vielen Fotos im Jahr das Deutsche Eck in Koblenz verewigt ist, kann man kaum zählen. Auf den meisten sieht das Kaiserdenkmal sicher so beeindruckend aus, wie es ist. Wenn man nah herangeht, sieht man aber: Das Denkmal hat große Schäden.

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Breite Fugen, aus denen Blümchen und Unkraut heraussprießen, abgeplatzte Stellen an den riesigen, schweren Steinquadern, Risse in den Steinen: Das Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz, so beeindruckend und monumental es ist, wenn es als dankbares Fotomotiv für Gäste aus aller Welt am Zusammenfluss von Rhein und Mosel steht, ist ganz sichtbar in die Jahre gekommen.

Der Laserscan zeigt jedes Detail des Denkmals.
Stadt Koblenz/Amt für Stadtvermessung und Bodenmanagement

Schon frühere Untersuchungen haben dies gezeigt, nun stellt ein neues Gutachten klar: Die Sanierung ist unumgänglich – und sie sollte bald erfolgen. Die wichtigsten Infos, wie sie die Mitglieder im Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität nun von Gutachter Bruno Kutiak gehört haben.

Klaffende Fugen sind ein großes Problem des Denkmals.
Doris Schneider

1Die Schäden kann man mit dem bloßen Auge erkennen: Viele der Fugen zwischen den großen Steinen sind ausgewaschen. Moos, das stellenweise zu finden ist, zeugt von Feuchtigkeit. Sogar ganze Büsche sind schon aus den Fugen gewachsen. Im Kolonnadengang auf halber Höhe zum Reiterstandbild, auf dem die Wappen der Bundesländer zu finden sind, ist eine Stelle abgestützt.

Viele Stufen, viele Steine sind ein bisschen schief und krumm. In den Steinen sind teilweise auch tiefe Risse. Immerhin ist das Denkmal nun schon fast 130 Jahre alt. Die Schäden sind unterschiedlich intensiv an den drei Bauwerken, sagt der Gutachter: Der Kolonnadengang ist am stärksten betroffen, danach die Pfeilerhalle, auf der das eigentliche Denkmal für Kaiser Wilhelm I. steht, gefolgt von der Treppe. Aber: „Das Bauwerk ist sicher, man kann es betreten“, sagt der Gutachter. Und die Skizzen zeigen auch: Es sind viele, aber eben doch auch nur punktuelle Schäden, man muss nicht das Bauwerk in seiner ganzen Fläche sanieren. Und das Fundament hat zum Glück fast keine Schäden.

Der stark zementhaltige Mörtel, der bei einer früheren Sanierung genutzt wurde, hat selbst Schäden verursacht.
Doris Schneider

2 Das sind die Hauptgründe für die Schäden: Feuchtigkeit macht dem Bauwerk zu schaffen. Und um diese aus den Steinen herauszuhalten, hat man zudem bei früheren Sanierungsarbeiten stark zementhaltigen Mörtel in die ausgewaschenen Fugen zwischen den Steinen aufgetragen – der aber hat sich als kontraproduktiv erwiesen, da er die Feuchtigkeit quasi eingeschlossen hat. Zudem ist das ganze Bauwerk mit einer Betonplatte und Ziegelpfeilern auf Grundwasser gegründet, und dessen Spiegel ist im Lauf der Zeit Schwankungen unterworfen, so Bruno Kutiak. Beim Kolonnadengang, der am stärksten beschädigt ist, kommt hinzu, dass durch die halbrunde Form Kräfte nach außen drücken, sodass es zu weiteren Verformungen kommt.

Stellenweise ist der Bau schon abgestützt.
Doris Schneider

3Zeitplan und Kosten: Die Sanierung kann in Abschnitten erfolgen, so Bruno Kutiak, beginnend mit den Kolonnaden, die am stärksten von Schäden betroffen sind (Kosten geplant rund 1,5 Millionen Euro). Dann sollte der Bereich der Pfeilerhalle folgen (knapp 700.000 Euro), dann der Treppenaufgang (gut 700.000 Euro). Wenn alles läuft wie geplant, könnten die Kosten für die Sanierung in die kommenden drei Haushalte eingeplant werden. Insgesamt geht es also um knapp 3 Millionen Euro, die in den Jahren 2026 bis 2028 verwendet werden könnten.

Marion Lipinski-Naumann (SPD) und Manfred Diehl (Wählergruppe Schängel) regten im Ausschuss an, nach Fördermöglichkeiten für die Sanierung zu suchen und die beiden Koblenzer Bundestagsabgeordneten Josef Oster (CDU) und Thorsten Rudolph (SPD) zu bitten, sich für eine Zuwendung einzusetzen. Fördermöglichkeiten seien im Moment nicht in Sicht, sagte Josef Heinen, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements der Stadt, aber man halte die Augen offen: Ab und zu gebe es Töpfe für Denkmalsanierung, vielleicht könne man da etwas anzapfen.

Blick von oben auf die Landzunge, auf der unter anderem die Fahnen der Bundesländer wehen.
Doris Schneider

4So läuft die Sanierung im Detail: Die Unterlagen, die nun den Mitgliedern im Stadtentwicklungsausschuss vorgelegt wurden, sehen folgende Arbeiten vor: Die schadhaften Fugen werden wieder hergestellt, indem zunächst der Bewuchs entfernt wird, dann eine Mörtelinjektion vorgenommen und die Stelle neu verfugt wird – diesmal mit kalkhaltigem Mörtel, der an den Altbestand angepasst ist. Dazu soll ein Bauchemiker hinzugezogen werden. Dann wird der zementhaltige Mörtel entfernt. Lose Bauteile und stark geschädigte oder verkippende Steinteile werden gesichert. Hohlräume und Risse werden mit Injektionen geschlossen, die Oberflächen gereinigt und Verunreinigungen und Verkrustungen entfernt. Dies geschieht in ähnlicher Arbeit an der Außenseite der Kolonnaden und an der Pfeilerhalle, im dritten Schritt dann auch an den Treppen.

5Und so geht es weiter: Damit der Zustand sich nicht wieder verschlechtert, schlägt der Gutachter vor, dass nach den Arbeiten ein Monitoring geplant wird, nach dem regelmäßig das Bauwerk auf Schäden begutachtet wird. Denn auch in 100 Jahren wollen vermutlich Touristen und Koblenzer noch Fotos am Deutschen Eck machen – auch wenn das Fotografieren dann vielleicht ganz anders funktioniert.

Das Deutsche Eck

Am 31. August 1897 wurde das kupferne Denkmal von Kaiser Wilhelm I. im Beisein von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Bereits kurz nach dem Tod von Kaiser Wilhelm I. entstand die Idee, dem Kaiser, der nach drei Kriegen die vollendete Einigung Deutschlands herbeigeführt hatte, ein Denkmal zu setzen.

Im März 1945 wurde das Denkmal durch Artilleriebeschuss zerstört. Bundespräsident Theodor Heuß widmete den reiterlosen Sockel 1953 zum Mahnmal der deutschen Einheit um. Im Herbst 1993 wurde eine Rekonstruktion des Denkmals auf den Sockel gehoben, die die Verlegerfamilie der Rhein-Zeitung, Werner und Anneliese Theisen, der Stadt Koblenz gestiftet hat. Das 37 Meter hohe Monument – 14 Meter entfallen auf das Reiterstandbild, das Kaiser Wilhelm I. mit einem Genius zeigt – ist heute Magnet für mehr als 2 Millionen Besucher jährlich, so die Koblenz-Touristik.

Vor Jahren bot die Firma Kärcher an, das Denkmal kostenlos zu reinigen. Dies lehnte die Stadt Koblenz aus unterschiedlichen Gründen ab.

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