Selbst in den Schulferien, in denen Jungs seines Alters meist anderes im Kopf haben als klassische Musik, kommt Duy-Tam Tran zur Musikschule und studiert mit seinem Lehrer Georg Schmitz neue Lieder auf der Gitarre ein. Schon im Treppenhaus sind die melodischen Klänge aus dem Übungsraum zu hören. „Mir gefällt es besonders, das Ergebnis zu sehen, nachdem ich lange für ein Stück geübt habe“, erklärt Tran begeistert.
In seiner Freizeit spielt er Tischtennis oder Videospiele, aber den Fokus legt er auf die Musik. „Um die Stücke gut spielen zu können und damit aufzutreten, muss man konstant üben. Es nützt nichts, wenn man wie vor einem Mathetest erst wenige Tage vorher anfängt zu lernen – man muss sich gut vorbereiten“, sagt Tran. Damit irgendwann jeder Griff perfekt sitzt, müsse sich schließlich ein Muskelgedächtnis in den Händen aufbauen, und das funktioniere nur durch kontinuierliches Proben.
Mit sieben Jahren
Bereits mit sieben Jahren fing er an, Gitarre zu spielen, nachdem er beim Tag der offenen Tür in der Musikschule vorbeischaute. Er erinnert sich: „Ich habe damals die Gitarre ausprobiert und direkt gemerkt, dass ich das machen will.“ Dass er nun ausschließlich klassische Musik spielt, sei ein Zufall gewesen. „Die Musikrichtung habe ich mir nicht wirklich aktiv ausgesucht, das hat sich einfach so entwickelt“, so Tran. Er erklärt, dass die Grundlagen beim Gitarrespielen meist durch Volkslieder oder klassische Stücke vermittelt werden. „Da war es einfach der nächste Schritt, anspruchsvollere klassische Musik zu lernen“ – und dabei ist er dann geblieben. Anstelle von Rock, Pop oder Indie befasst sich Tran also mit Johann Sebastian Bach und seinesgleichen.
Am liebsten spielt er die Lieder, die er gerade neu einstudiert, an denen noch gefeilt werden muss. Die Herausforderung macht ihm Spaß. Genau dieser Ehrgeiz brachte ihn nun dazu, an seinem ersten Wettbewerb teilzunehmen: dem Koblenz Guitar Festival. Die mehrtägige Veranstaltung lockt seit 2014 Gitarrenspieler und Musikexperten aus aller Welt nach Koblenz. Dort können sich die Künstler austauschen, Kontakte knüpfen und sich in verschiedenen Wettkampfkategorien miteinander messen.
Auszeichnung im Fokus
Einer der Preise, die auf dem Festival vergeben wurden, ist der D'Addario Young Talent Award. Die Auszeichnung des amerikanischen Saitenherstellers wird dem jüngsten Teilnehmer verliehen, der sich für die zweite Runde des Wettbewerbs qualifizieren konnte. In diesem Jahr ist das Duy-Tam Tran. Von der Teilnahme an dem Festival berichtet er: „Es hat Spaß gemacht, aber ich war nervös. Man hat nur eine Chance, der Jury vorzuspielen und zu zeigen, was man kann.“ Von der Nervosität ließ er sich nicht abhalten und räumte gleich seinen ersten Preis ab. Nun plant er bereits seine Teilnahme am nächsten Wettbewerb. Gemeinsam mit einem anderen Musikschüler möchte er bei Jugend musiziert als Duo antreten.
Doch nicht nur weitere Wettbewerbe haben das Interesse des 15-Jährigen geweckt. Auch für seine berufliche Zukunft kann er sich vorstellen, das Gitarrespielen in den Vordergrund zu stellen. „Ich würde gerne Musik studieren“, so Tran. „Dafür ist der D'Addario Young Talent Award genau der richtige Grundstein“, weiß Georg Schmitz. Außerdem hält er die jahrelange Erfahrung seines Schülers für förderlich. „Das ist wie im Hochleistungssport – es ist ein Vorteil, wenn man schon früh damit anfängt“, so Schmitz. Er rechnet seinem Schützling gute Chancen aus, sowohl bei Wettbewerben als auch bei der Qualifizierung für die Vorklasse der Musikhochschule.