Straßenfest und Demo zum Christopher Street Day - Das Motto: Two Rivers, one Love
Christopher Street Day: Koblenz wird laut, bunt und ein bisschen schrill
Am kommenden Wochenende wird in Koblenz der Christopher Street Day gefeiert. Heute startet bereits die Pride Week.
Alexander Thieme-Garmann (Archiv

Schrille Drag Queens, eine große Party, eine Demo und politische Forderungen: Am dritten Wochenende im August wird in Koblenz der Christopher Street Day gefeiert. Wieder groß, wie vor der Pandemie, sagt Mitorganisator Udo Eulgem. „Two Rivers, one Love“ ist das Motto, zwei Flüsse, eine Liebe.

Lesezeit 3 Minuten

Aber hat sich das nicht fast ein wenig überlebt, ist „anders sein“ nicht heute sowieso völlig normal? „Nein“, sagt Eulgem. „In vielem ist man zwar weiter als vor einigen Jahren. Aber in manchem gibt es sogar ganz bedenkliche Rückschritte.“ Denn auch wenn heute die Ehe für alle, Adoptionen auch für homosexuelle Paare und vieles mehr gelebte Realität sind, so bedeute das noch lange nicht, dass andere Lebensweisen von allen akzeptiert werden.

Auch bei uns in Koblenz gibt es einen Rechtsruck. Und das sind Leute, die unsere Lebensweise ablehnen.“

Eulgem weiß, wovon er spricht, sein Outing ist schon lange her, und mit seiner Kunstfigur Dörte Dutt ist der Koblenzer vielleicht das bekannteste Gesicht der hiesigen queeren Szene. „Auch bei uns in Koblenz gibt es einen Rechtsruck“, sagt er. Dass die AfD mit mehr als 10 Prozent in der Kommunalwahl erfolgreich war, zeige dies. „Und das sind Leute, die unsere Lebensweise ablehnen.“ Wie sehr, das erfährt er immer wieder in den sozialen Netzwerken auf dem Profil seines Alter Egos Dörte Dutt. „Was ich da an Hasskommentaren bekomme, das möchten Sie nicht lesen.“ Und auch die reale Gewalt gegen queere Personen habe in Koblenz wie andernorts zugenommen.

In Koblenz soll eine Atmosphäre der Akzeptanz und Toleranz entstehen

Aber die hiesige Szene geht nicht nur für ihre eigenen Interessen am Samstag auf die Straße, mit einer Demo und einem großen Straßenfest mit politischen Reden: „Es gibt weltweit immer noch Staaten, in denen queere Menschen geprügelt, gefoltert, ins Gefängnis geworfen, getötet werden“, sagt Eulgem.

Neben der Demo, die für die Koblenzer Organisatoren deshalb zwingend dazugehört, sei auch das Straßenfest enorm wichtig. Es hat sozusagen selbst eine politische Dimension: „Da kann man hinkommen, gezielt oder zufällig, und dann durchmischt es sich, und man kommt ins Gespräch miteinander“, sagt Eulgem. „Man kann Infos aus erster Hand bekommen und eine Atmosphäre der Akzeptanz und Toleranz schaffen.“

„Ganz Koblenz liebt die bunte Fee!“

Motto der Demo ist übrigens in diesem Jahr „Ganz Koblenz liebt die bunte Fee!“. Dies ist eine Anspielung auf den in ganz Deutschland mit den jeweiligen Städten verwendeten Demospruch: „Ganz XYZ hasst die AfD!“ „Dies soll als positives Empowerment für alle queeren Menschen, trotz der Erstarkung faschistischer Kräfte, verstanden werden“, so Patrick Zwiernik und sein Mann Oliver Antpöhler-Zwiernik, die gemeinsam die Demo organisieren. „Für uns ist es wichtig, gerade jetzt einmal mehr, bunt und laut zu sein. Wir stehen für eine gleichberechtigte und offene Gesellschaft, ohne Diskriminierungen.“

Das Programm des Christopher Street Days beziehungsweise der „Pride Week“

Am Montag, 12. August, wird die Regenbogenfahne um 16.30 Uhr am Rathaus gehisst und damit die „Pride Week“ eröffnet. Von Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. August, gibt es dann das große Straßenfest rund um die Liebfrauenkirche.

Freitag, 16. August: Bühnenprogramm von
18 bis 22 Uhr, danach bis 24 Uhr DJ.

Samstag, 17. August: 15 Uhr Start der Demonstration am Konrad-Adenauer-Ufer, 15 bis 22 Uhr Bühnenprogramm, danach bis 24 Uhr DJ,
ab 22 Uhr auch After
Pride Party im Circus
Maximus.

Umrahmt wird das Bühnenprogramm mit der Präsentation von Vereinen und mit Beiträgen unter dem Motto „Queer spricht“, unter anderem mit Patricia Pederzani (Queerbeauftragte der Stadt Koblenz), Julia Monroe, Joachim Schulte (Queernet) und Jan
Boris Rätz.

Auftretende Künstlerinnen und Künstler sind unter anderem True Identity Crew, Schängelmaries, Flamyngus, Koblenzer Narrenbunt, Lukas Otte, MKSM, Feelo, Zeitflug, Wanda Kay, Jens Gilles, Moderation Dörthe Dutt.

Am Sonntag, 18. August, gibt es ab 14 Uhr ein Zusammentreffen mit gemeinsamem Singen und Open-Air-Bingo an der Liebfrauenkirche.

Top-News aus der Region