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Niederwerth
Cäcilia Eintracht 1869 Niederwerth wird aufgelöst

Kürzlich fand im Vereinslokal "Zur Rheinschanz" die letzte offizielle Probe als eingetragener Verein und mit Chorleiter Jürgen Hofstötter (vorn rechts) statt.

Winfried Scholz

Niederwerth. Auf der Rheininsel Niederwerth endet am Donnerstag, 30. Juni, offiziell eine fast 150-jährige Ära. Der Gesangverein Cäcilia Eintracht 1869 Niederwerth hat auf Beschluss der Mitgliederversammlung beim Amtsgericht Koblenz beantragt, den Chor mit dem heutigen Datum aus dem Vereinsregister zu löschen. Außerdem hat sich der Verein beim Kreis-Chorverband abgemeldet. Der seit 1995 gemischte Gesangverein war ab 1932 auf der Insel gleichzeitig weltlicher und Kirchenchor. Zuletzt waren 24 Frauen und 14 Männer aktiv.

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Von unserem Mitarbeiter Winfried Scholz

Der Vorsitzende Heinz Münz nennt zwei wesentliche Gründe: fehlender Nachwuchs und der damit einhergehende hohe Altersdurchschnitt sowie eine immer weiter abschmelzende finanzielle Basis infolge geringer werdender Einnahmen. Die Zweite Vorsitzende Margret Baulig ergänzt: „Ein Gesangverein verursacht zunächst hohe Kosten durch Notenmaterial, Fahrten zu auswärtigen Auftritten und vor allem das Honorar des Chorleiters. Die können durch Mitgliederbeiträge allein nicht mehr gedeckt werden.“ Zusätzliche Einnahmen erzielte der Verein früher durch das beliebte Fest an Rhein in Flammen auf der Werther Südspitze und von 1996 bis 2011 mit dem Erdbeerfest. Letzteres musste dann wegen des Alters der Mitglieder eingestellt werden.

Vorläufer des Vereins waren Die Rheinsänger, etwa zwei Dutzend junge Männer, die am Cäcilientag im November 1869 zum ersten Mal öffentlich in einem Gottesdienst auftraten. Erster Chorleiter war der Dorfschullehrer Fuchs. Im Vereinsarchiv befindet sich noch ein Foto aus dem Jahr 1881, auf dem die Gründungsmitglieder sich stolz mit Gehrock und Fliege dem Fotografen präsentieren. 1883 wurde der Vereinsname in MGV Cäcilia geändert. Im gleichen Jahr wurde der MGV Eintracht gegründet, der sich mehr dem weltlichen Liedgut verschrieb. Beide Vereine wetteiferten miteinander, viele Sänger waren allerdings auch Mitglieder in beiden Chören. Am 12. November 1932 schlossen sich dann beide Chöre zum MGV Cäcilia Eintracht zusammen, der dann die Aufgaben eines Kirchenchors übernahm und zudem das weltliche Liedgut pflegte. Die Dirigenten kamen meistens von auswärts und mussten vor und nach der Probe über den Rhein gerudert werden.

Seine Glanzzeit erlebte der MGV unter dem Dirigenten Hans Reinhard, der den Chor mehr als 50 Jahre leitete, mit „eiserner Hand“, wie die RZ im Jahr 1988 titelte. Seit 2007 leitet Jürgen Hofstötter den Chor. Nicht zu kurz kam das gesellige Beisammensein. Ein Glanzlicht war die Sängerreise nach Wien im Dezember 1983. Eine Bereicherung war gewiss die Gründung eines Frauenchors im Jahr 1995. Seitdem trat Cäcilia Eintracht als gemischter Chor auf.

Ganz zu Ende soll es eventuell mit dem Gesang auf Niederwerth nicht sein. Die Idee von Heinz Münz ist, dass der Chor mit einfacheren Liedern als Kirchenchor und, wenn gewünscht, auch bei sonstigen Anlässen unter der Leitung von Organistin Marli Plechinger weitermacht. Ob und wie es weitergeht, soll eine erste Probe am Donnerstag, 7. Juli, zeigen.

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