Es begann mit einer Schmiede
Burgener Firmengeschichte endet nach 125 Jahren
Fortan wird Johann Schranz junior kaum noch berufsbedingt am Schreibtisch sitzen. Bis Ende des Jahres müssen lediglich noch einige Formalitäten abgewickelt werden.
Johannes Kirsch

Eine besondere Firmengeschichte kommt nun in Burgen an ihr Ende: Die Schranz Schutzplanken GmbH ging aus einer 1900 gegründeten Dorfschmiede hervor. Jetzt schreibt der Familienbetrieb das letzte Kapitel der eigenen Historie.

Die Tatsache, dass ein gewisser Johann Schranz im Jahr 1900 im Moseldorf Burgen eine Schmiede eröffnete, mag zunächst unspektakulär erscheinen. Gab es doch in jedem noch so kleinen Örtchen eine Anlaufstelle, bei der die Pferde beschlagen oder Viehwagen repariert wurden. Jene Handwerksstätte mit Amboss und Schmiedehammer sollte aber Keimzelle einer großen familiengeführten Burgener Erfolgsgeschichte werden.

Der Enkel jenes Dorfschmieds, der Hans-Werner Schranz heißt, in Reminiszenz an seinen Großvater und Firmengründer aber ebenfalls Johann gerufen wird, führte bis zum Januar dieses Jahres die Schranz Schutzplanken GmbH. Nach 125 Jahren wurde der Betrieb eingestellt – doch das letzte Kapitel der Unternehmensgeschichte ist noch nicht geschrieben.

Das gute Verhältnis zu den Mitarbeitern war Johann Schranz junior (rechts) immer sehr wichtig. Auf dem Bild ist er zu sehen mit (von rechts) Horst Nießen, Manuel Schranz und Johannes Wirz.
Johannes Kirsch

Der Reihe nach: Die Söhne von Johann Schranz senior, Hugo und Karl, erweiterten den einfachen Schmiedebetrieb nach dem Zweiten Weltkrieg um eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder, Autos und Landmaschinen, um eine Tankstelle sowie um die Herstellung von Hoftoren und Geländern. Aus diesem Zweig entwickelte sich unter Landmaschinenmeister Karl Schranz der Leitplankenbau. „Mein Onkel Karl“, sagt Johann Schranz junior heute, „schuf die Grundlage dafür, dass ich 1984 einen sehr gut gehenden Betrieb übernehmen konnte. Das Unternehmen hatte einen guten Ruf und die Zusammenarbeit mit der damaligen Straßenmeisterei Cochem war exzellent“.

Mit 38 Jahren verfügte Schranz zu dieser Zeit bereits über hervorragende Expertise in der Branche und berufliche Erfahrung in anderen Unternehmen – der Firma Johann Ditandy in Koblenz sowie Karl Ditandy in Oberfell. Die Erfolgsgeschichte des Betriebes setzte sich fort. Auch in einem Alter, in dem andere längst dem Ruhestand frönen, hielt Schranz noch das Zepter in der Hand. Nun aber ist Schluss: Da sich weder innerhalb noch außerhalb der Familie ein Nachfolger gefunden hat, wurde die Arbeit eingestellt.

„All das, was er, zuvor mein Großvater und danach ich selbst aufgebaut haben, wäre niemals ohne unsere treuen und fleißigen Mitarbeiter zustande gekommen.“
Johann Schranz jun., Inhaber der Schranz Schutzplanken GmbH

„Der Unternehmenserfolg hatte vieler Gesichter. Auf meinen Onkel Karl Schranz habe ich beispielsweise immer mit großer Bewunderung gesehen. Aber all das, was er, zuvor mein Großvater und danach ich selbst aufgebaut haben, wäre niemals ohne unsere treuen und fleißigen Mitarbeiter zustande gekommen“, bringt der letzte Firmenchef seine Dankbarkeit zum Ausdruck. Außergewöhnlich in diesem Zusammenhang ist sicherlich, dass die gesamte Belegschaft fast ausschließlich aus Burgen kam. Krystofiak Spizek und Johannes Wirz, die zuletzt noch beim Betrieb beschäftigt waren, wechselten mit dem verbliebenen Equipment zur Firma Brühl Stahlbau in Koblenz.

Schranz pflegte stets ein sehr persönliches Verhältnis zu seinen Mitarbeitern. Dazu zählten neben Spizek und Wirz auch Manuel Schranz, Frank Dittrich, Edi Groß, Jürgen Klopschinski, Horst Nießen und Günter Schmitt. Hervorheben möchte Schranz außerdem den Montagefachmann für Schutzplanken Lothar Klopschinski. Formell wird die Firma Schranz Schutzplanken GmbH aus organisatorischen Gründen noch bis Jahresende weiterbestehen, doch dann wird die endgültige Abmeldung des Gewerbes erfolgen.

Der Zusammenhalt in der Familie Schranz wurde und wird stets großgeschrieben. Das Unternehmen war stets in Familienhand. Vor dem letzten Chef Johann Schranz junior stand dessen Onkel Karl Schranz (2. von links, hier zusammen mit seinen Söhnen Winfried und Dietmar samt Schwiegertochter) an der Spitze der Firma.
Johannes Kirsch

Ein wenig Wehmut schwinge da schon mit, gibt Schranz offen zu, doch allzu melancholisch wolle er nicht werden. Das wichtigste Steckenpferd des 78-Jährigen scheint nun der Sport zu sein: „Ich gehe regelmäßig mit dem Hund spazieren und spiele zudem in Oberfell Tennis.“ Wie übrigens Onkel Karl, der bis zu seinem 94. Lebensjahr noch dem kleinen gelben Filzball hinterherlief.

Stolz auf das Erreichte sein kann Schranz auf jeden Fall. Nicht nur der gute Ruf bei den Straßenmeistereien und Tiefbaufirmen der Region sowie beim LBM Cochem-Koblenz, sondern auch eine bloße Zahl zeugen von der enormen Leistung des Unternehmens: Allein unter dem letzten Inhaber wurden kaum vorstellbare 30.000 Tonnen Stahl für lebensrettende Schutzplanken verarbeitet – zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.

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