Welche Folgen hat die Erderwärmung für meinen Heimatort? Kann ich als einzelne Person überhaupt etwas dagegen unternehmen? Worauf kommt es beim Umweltschutz in meiner Region besonders an? Mit diesen Fragen beschäftigten sich etwa 30 Bürgerinnen und Bürger zusammen mit dem Klimaanpassungsmanagement der Stadt Bendorf und deren Unterstützern beim Klimaworkshop am vergangenen Donnerstag.
So macht sich der Klimawandel in Bendorf bemerkbar: Die Veranstaltung beginnt mit einer Präsentation der Fakten, die sicherlich den einen oder anderen Besucher schockiert haben. Apokalyptische Waldbrände in Los Angeles, Gletscherschmelze in Grönland oder das Korallensterben vor der Küste Australiens – all das ist weit weg, doch nun ist plötzlich die Rede von Bendorf. Georg Balderer, Klimaanpassungsmanager der Stadt erklärt den Besuchern: „Die Winter werden kälter und nasser, die Sommer heißer und trockener und vor allem Extremereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen, Stürme und Hitzewellen werden in den nächsten Jahrzehnten auch in Bendorf vermehrt und heftiger auftreten.“ Auch die Natur wird unter den Folgen des Klimawandels leiden. Balderers Prognose: Die phänologischen Jahreszeiten, also die nicht fest datierten Entwicklungen der Natur, werden sich verschieben. Dadurch werden unter anderem Pflanzen zeitiger zu blühen beginnen, wodurch auch die Nahrungskette verschiedener Tiere durcheinandergeraten wird.
Maßnahmen der Stadt Bendorf: Vollständig werden sich diese Ereignisse wohl nicht verhindern lassen, aber es gilt, sich an die Veränderungen anzupassen und den negativen Folgen zumindest ein Stück weit entgegenzuwirken. Bereits im Rahmen der Bewerbung für die Landesgartenschau hatte die Stadt Bendorf 2021 begonnen an einer nachhaltigeren, klimaangepassten Gestaltung der Stadt zu arbeiten. Maren Bogon, von der Energielenker Projects GmbH weist auf, dass neben der kontinuierlichen Bemühung um entsprechende Fördermittel bereits Maßnahmen wie unter anderem die Renaturierung des Brexbachtals, vereinzelte Dachbegrünungen mithilfe eines Förderprogramms des Landkreises oder die Integration von Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen in der Stadtplanung umgesetzt wurden.
Bogon stellt außerdem Handlungsvorschläge vor, deren Umsetzung bereits in Erwägung gezogen werden. Dazu gehört die Entsiegelung öffentlicher Flächen, das konsequente Einbringen von Grünflächen in jegliche Planungsprozesse oder die Einführung von sogenannten „Tiny Forests“ in der Innenstadt. Diese Beispielmaßnahme stellt Daniel Wirges von der Umweltgesellschaft Baumpflege Wirges anschließend im Detail vor. Dabei handelt es sich um Kleinwälder, die auf Brachflächen angelegt werden sollen. „Schulen und Vereine könnten da mit Handanlegen“, schlägt Wirges vor. Außerdem gibt er den Anwesenden nochmal einen Denkanstoß: „Wir können vor dem Klimawandel nicht weglaufen aber dazu beitragen, sich daran anzupassen.“
Das wünschen sich die Teilnehmer: Nach der Vorstellung der Ist-Situation und den ersten Lösungsansätzen seitens der Stadt dürfen die Teilnehmer des Workshops selbst aktiv werden. Auch wenn sich an diesem Nachmittag nicht so viele Bürger im Ideenkino einfanden wie bei vorausgegangenen Veranstaltungen, kamen dennoch einige konstruktive Vorschläge und Diskussionen zustande. An zwei Tafeln zu den Themen „Landnutzung und Biodiversität“ und „Stadtentwicklung und Kommunale Stadtplanung“ konnten die Besucher mittels Klebezetteln ihre Wünsche und Gedanken äußern. Die Menschen stellten zum Beispiel Forderungen wie die Entsiegelung oder Begrünung des Kauflandparkplatzes, Aufklärungsveranstaltungen und Projekte in Schulen und Kindergärten sowie mehr Schattenplätze und Trinkwasserspender im öffentlichen Raum. Auch Ideen wie Bendorf fahrradfreundlicher zu gestalten oder mehr Fassaden- und Dachbegrünung anzubringen wurden wiederholt geäußert.
Dass die Bürger bei der grüneren Gestaltung der Stadt miteinbezogen werden, sieht Claudia Braun von der Stadtverwaltung als Verpflichtung, da dies schließlich die Menschen sind, die es in erster Linie betrifft. „Wir werden all diese Vorschläge mitnehmen und schauen, welche davon in unseren Maßnahmenkatalog übernommen werden. Insgesamt sind etwa 30 bis 50 Maßnahmen vorgesehen“, erklärt Braun im Nachgang an den Ideenaustausch.
Sie erwähnt jedoch auch, dass nicht jede dieser Maßnahmen am Ende umgesetzt werden kann, da einige Punkte lediglich Handlungsempfehlungen für die Bürger darstellen. „So etwas wie das Ersetzen von Schottergärten durch Wiesen wird vermutlich nicht zur Vorschrift. Da ist es einfach unser Ziel, die Bürger mit Informationsveranstaltungen oder Beispielprojekten zu inspirieren, gewisse Änderungen an ihren Privatgrundstücken vorzunehmen“, so Braun.