Adi Schneider freute sich über eines ganz besonders: In allen drei Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Vallendar, also in Niederwerth, Urbar und Weitersburg, konnte er am Sonntag bei den Bürgermeisterwahlen eine Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen. Das habe ihn „positiv überrascht“, sagt der 61-Jährige. In Urbar kam Schneider auf 50,3 Prozent der Stimmen, in Weitersburg auf 55,3 Prozent, in Niederwerth gar auf 63,2 Prozent. Bemerkenswert daran ist, dass Schneiders Kontrahent Uli Zimmermann in Wahlgang eins in Urbar gewonnen und in Weitersburg zumindest vor Schneider gelegen hatte – wenn auch hier zunächst der SPD-Kandidat Dominik Pretz Rang eins bekleidet hatte, der es nicht in die Stichwahl schaffte.
Blick auf die Arithmetik
Wieso Schneider Zimmermann am Ende auch in Weitersburg und Urbar überholte? Ein Blick auf die Arithmetik hilft: Schneider hat in der Stichwahl in der gesamten Verbandsgemeinde 55,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können, Uli Zimmermann 44,5 Prozent. Damit hat auch Zimmermann zwar ein ordentliches prozentuales Plus. Doch: Das hängt vorrangig mit der niedrigeren Wahlbeteiligung zusammen und der Tatsache, dass nur noch zwei Kandidaten zur Wahl standen.
In absoluten Zahlen hat der Rechtsanwalt Zimmermann nur rund 60 Stimmen mehr erhalten als in Wahlgang eins, während Schneider um rund 500 Voten zulegte. Etliche vorherige Pretz-Wähler stimmten in der Stichwahl wohl für Schneider, dem die SPD nach dem ersten Wahlgang offiziell Unterstützung zugesagt hatte. Obgleich wie Zimmermann ein unabhängiger Kandidat, erhielt er noch dazu Rückenwind von Freien Wählern und FDP. Ganz allgemein half ihm das Narrativ des Mannes, der Erfahrung und Verwaltungsgeschick mitbringt.
Ich freue mich über die eindeutigen Mehrheitsverhältnisse
Der amtierende Bürgermeister Fred Pretz
Zimmermann hingegen konnte sich kaum weitere Wählerpotenziale erschließen. CDU und Grüne hatten sich schon länger hinter ihn gestellt. Das bescherte ihm eine stabile Basis, aber viel mehr ging in der Stichwahl dann nicht mehr. Zudem gab es im Vorfeld der Wahl bei den Grünen etwas Zwist. Die Sprecherin der Fraktion im VG-Rat, Lieselotte Kohl, hat ihr Amt vor etwa zwei Monaten niedergelegt. Auf RZ-Nachfrage spricht Kohl von „Abstimmungsschwierigkeiten im Vorfeld“, bemängelt fehlende Zusammenarbeit zwischen Ortsverband und Fraktion in Sachen Wahlempfehlung. Neben Kohl zog sich in der Folge auch der stellvertretende Fraktionssprecher Arno Schubach zurück. Hintergrund sei eine beruflich starke Belastung, sagt er.
Angesichts des Rücktritts von Kohl könne er nicht mehr die erforderliche Arbeit für die Fraktion leisten. Die Ortsverbandsvorsitzende Carmen Bohlender sagt, es sei bei den Rücktritten um eine Ortsverbandssitzung gegangen, an der nicht alle hätten teilnehmen können. „Es war aber wichtig, noch vor den Ferien einen Termin zu finden.“ Sie finde es schade, dass Kohl und Schubach ihr Amt niedergelegt hätten, so Bohlender, die Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Amtsantritt im Mai 2023
Von den vier Wahlbezirken in der Stadt Vallendar konnte Zimmermann indes bei der Stichwahl zwei für sich entscheiden, Bezirk 2 (Rathaus) und Bezirk 4 (Berufsförderungswerk), so wie auch schon im ersten Wahlgang. Wieso es hier etwas stabiler für ihn lief? Wohl auch, weil er selbst aus Vallendar kommt, ehrenamtlich engagiert ist, und auch während der Wahlveranstaltungen deutlich gemacht hatte, dass in der Stadt ein Schwerpunkt für ihn liegt. Adi Schneider wiederum hatte vor der Stichwahl noch einmal extra bei Wählern in Urbar und Weitersburg geworben. Dabei gelang es ihm, Vallendar nicht zu vernachlässigen: Alle vier Wahlbezirke der Stadt zusammengenommen hat er hier Zimmermann ebenfalls übertrumpft.
Ins Amt eingeführt wird Schneider übrigens im Mai 2023. bis dahin führt Fred Pretz noch die Verwaltung. Der amtierende Bürgermeister fungierte als Wahlleiter, daher gibt er keine politische Einschätzung der Ergebnisses ab. Formal sei die Wahl aber korrekt gelaufen, sagt Pretz, und verleiht seiner Freude über die „eindeutigen Mehrheitsverhältnisse“ Ausdruck.