Fünf Kriterien müsse die VG erfüllen, heißt es von Kim Lachmann von der Stabsstelle der Wirtschaftsförderung, Touristik und Presse der VG: Zum einen müsse es einen Ratsbeschluss zur Bewerbung geben, des Weiteren müsse eine Steuerungsgruppe gegründet werden. Das dritte Kriterium bezieht sich auf Produkte, die in der VG erwerbbar sein müssen. Zudem soll die Zivilgesellschaft einbezogen werden sowie Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden.
Im Frühjahr 2019 sei man die Bewerbung um das Zertifikat angegangen, mit einem Ratsbeschluss war das erste Kriterium dann bereits erfüllt, sagt Lachmann. Die Steuerungsgruppe, die sich aus politischen, aber auch kirchlichen und Vereinsvertretern sowie Schulvertretern zusammensetzt, habe dann zum ersten Mal im August 2019 getagt. Infoveranstaltungen und Bürgeraktionen in Schulen, bei Pfarrfesten und in Vereinen waren angedacht und geplant, doch dann kam Corona. Damit waren nicht nur Infos für die Bürger ins Stocken geraten.
Zu den Kriterien gehören eben auch die Produkte, erklärt Lachmann, dazu zählen solche, die in Lebensmittelgeschäften zu erwerben sind, aber auch solche, die bei Gastronomen Verwendung finden. „Aber über die Lockdownphasen hatten die Gastronomen erst mal andere Themen als Fair Trade“, sagt Lachmann.
Trotz Zwangspause konnten doch Aktionen durchgeführt werden: So wurden 1000 Jutebeutel an Bürger verteilt, bei den Pfarrfesten in Urmitz und Mülheim-Kärlich fair gehandelte Produkte verkauft, an der Christophorus-Grundschule eine Infoveranstaltung durchgeführt. Auch vier Gastronomen konnten inzwischen für die Aktion gewonnen werden, sagt Lachmann, die gleichzeitig die Projektbeauftragte der Steuerungsgruppe ist. Zu den vieren gehört der Örmser Biergarten Rheinkilometer 602, die Tchibo-Filiale im Gewerbepark, die Bäckerei Geisen GmbH in Kettig und die Kantine Gengel in der Verwaltung der VG selbst. Zu den Produkten gehören neben Kaffee und Tee auch Kokosmilch oder Rohrzucker und Schokolade.
Eine Idee der Verwaltung, um zum einen die Bürger auf Fair Trade zu sensibilisieren und zum anderen die angeschlagene Gastronomie wiederzubeleben, soll eine Art Broschüre inklusive Stempelheft herausgebracht werden. In dieser sollen Gastrobetriebe mit Fair-Trade-Produkten zudem gesondert vorgestellt werden. Wer die beiliegende Stempelkarte füllt, soll laut Plänen der VG ein Fair-Trade-Paket erhalten, „als kleines Bonbon“, sagt Lachmann.
Unabhängig von der Bewerbung zur Fair-Trade-Town stehe man mit örtlichen Landwirten in Kontakt, berichtet Lachmann. Auch im regionalen Handel durch Landwirte plant man Aktionen, die die Erzeuger an das Thema Fair-Trade heranführen. So will die VG Obst- und Gemüsebeutel an landwirtschaftliche Direktvermarkter ausgeben, die diese wiederum an ihre Kunden verkaufen können.
Das Thema fairen Handel und gleichzeitig die lokalen Anbieter unterstützen? „Man kann das eine tun, ohne das andere auszuschließen“, sagt Lachmann. Man möchte Menschen für ein Thema sensibilisieren. „Die Zertifizierung steht dabei nicht im Vordergrund, sondern, dass man die Leute auf ein Thema aufmerksam macht, was zu einem Umdenken führt.“