„Da war ein kräftiger Sicherheitsmann. der mich nach Impfpass, Genesenbescheinigung oder Testergebnis fragte“, sagt der 59-Jährige, der sich an die RZ gewandt hat, weil er sich über diese Maßnahme „wahnsinnig geärgert“ hat. „Ich war sicher, dass das nicht stimmt, aber der Mann bestand darauf.“ Also ließ sich der Wähler testen, „im Übrigen unter fragwürdigen hygienischen Bedingungen.“ Erst dann, nach etwa 25 Minuten, durfte er seine Kreuzchen machen, berichtet er. Andere hätten diese Beharrlichkeit und Geduld nicht gehabt, erzählt er: „Ich habe in der Zeit, in der ich gewartet habe, drei Pärchen und eine Einzelperson weggehen sehen, die kamen bestimmt nicht wieder.“ Ein älterer Mann habe sich wie er auch testen lassen, sei aber ebenso verdattert gewesen.
„Sehr, sehr ärgerlich“ so bewertet Dirk Urmersbach, Abteilungsleiter Verkehr und Wahlen bei der Stadt die Panne, die aber schnell gelöst gewesen sei. Schon am Sonntag hatte er der RZ gegenüber berichtet, dass es an zwei Wahllokalen in der Stadt „übereifrige Security-Mitarbeiter“ gegeben hatte, die die Wähler nach ihren Impf-, Genesenen- oder Testnachweisen gefragt und ihnen ohne diese den Zugang nicht gewährt haben. „Dabei war klar kommuniziert, in allen Schulungen und Unterlagen, dass die 3G-Regel für die Wahlhelfer, nicht aber für die Wähler gilt“, sagt Urmersbach, die entsprechenden Unterlagen liegen der RZ vor. Am Morgen, kurz nach 8, hatten zwei Bürger angerufen und auf diese Fehler in zwei Wahllokalen hingewiesen.
„Wir haben sofort die Leitung der Security-Firma informiert, da diese die Kontakte zu allen Mitarbeitern hat, und sie aufgefordert, dies abzustellen“, sagt Urmersbach. Bis heute habe sich auch kein weiterer Wähler bei der Stadt beschwert, dass er Tests oder Impfung vorzeigen musste. „Das ist wirklich ärgerlich, aber wo Menschen arbeiten, passieren Fehler“, sagt Urmersbach. Auf das Wahlergebnis hätten diese Einzelfälle keinen Einfluss, denn in der kurzen Zeit, bis es abgestellt wurde, seien nicht viele Wähler dort gewesen.
Der Vorstädter, der den Test gemacht hat, hält die Antworten der Stadt für eine Schutzbehauptung: Warum sind überhaupt Tests im Wahllokal gewesen, wenn es nicht geplant war, Wähler zu testen?, fragt er. Doch Dirk Urmersbach kann dies erklären: Da Wahlhelfer der 3G-Regel unterliegen und es sein konnte, dass krankheitsbedingt jemand spontan hätte einspringen müssen, seien in jedem Koffer für die Wahlhelfer auch einige wenige Tests gewesen.
Dennoch hat der Koblenzer, der seinen Namen nicht öffentlich nennen möchte, weil er Repressalien befürchtet, das Gefühl, die Vorgehensweise sei nicht allein auf Security-Mitarbeiter zu schieben: „Der Schriftführer und die anderen Wahlhelfer müssen das mitbekommen haben, die saßen nur ein paar Meter entfernt, als ich meinem Unmut lautstark Luft gemacht habe“, sagt er. Der Wahlvorsteher bestätigt einen Vorfall, bewertet ihn aber ganz anders: „Ja, wir haben mitbekommen, dass direkt bei dem ersten Wähler um kurz nach 8 ein Wortwechsel zwischen dem Mann und dem Sicherheitsdienst entstand, als ein Nachweis über 3G gefordert wurde“, sagt er. „Ich habe dann schnell klargemacht, dass selbst wenn dem Security-Dienst diese Regel vorliegen würde, wir eine Möglichkeit finden würden, ungetestete Wähler eben notfalls einzeln ins Wahllokal zu lassen.“ Währenddessen habe der Wähler aber dem Test schon zugestimmt, die Verantwortlichen beim Wahlamt seien informiert worden und hätten dies an die Sicherheitsfirma weitergegeben. „Alles war in fünf Minuten erledigt“, sagt der Wahlvorsteher, „danach war alles gut bis zum Schluss, und der Securitymann hat sich entschuldigt, dass er das falsch verstanden hätte.“ Dass jemand weggegangen wäre, ohne zu wählen, das hat der Wahlvorsteher nicht gesehen, kann es aber auch nicht ausschließen.