Von unserer Mitarbeiterin Katharina Demleitner
Abhilfe gibt es kaum, weil natürliche Feinde fehlen. Auch vorbeugende Maßnahmen versprechen nicht immer Erfolg. Im Vorgarten von Helga und Reiner Willms säumt Buchsbaum den Weg. Hecken entlang des Zauns, kleinere und große kugelförmig geschnittene Pflanzen schmücken die Beete. Doch die Pflanzen, an denen sich gerade neue Triebe gebildet haben, sind längst nicht mehr alle und überall grün: Deutliche Bissspuren sind an den dicht stehenden Blättern zu sehen, vertrocknete Zweige, Äste und Gespinste, die Spinnweben ähneln, prägen das Bild. „Erst ist gar nichts aufgefallen, aber dann haben wir gesehen, dass sich nur oben grüner Austrieb bildet“, schildert Helga Willms. Wenig später entdeckt ihr Mann erste Raupen. Nachbarn berichten ebenfalls vom Befall ihrer Buchsbäume. „Dann war klar, wir haben den Zünsler“, sagt die Hobbygärtnerin mit einem Seufzen. Inzwischen sind die Fraßschäden deutlich zu erkennen, die Raupen – und mit ihnen die Gespinste – werden mehr. Trotz ihrer Tierliebe versuchen Helga und Reiner Willms jetzt, die teilweise jahrzehntelang gepflegten Buchsbäume mit Spritzmitteln zu retten.
Ganze Arbeit haben die asiatischen Killerraupen auch auf dem Hauptfriedhof geleistet. „Hier sind fast alle Hecken tot“, erklärt Stadtgärtner Winfried Mathy. Das Gefährliche an dem Schädling sei nicht, dass er Blätter frisst, sondern die Rinde befällt: „Dafür gibt es keinen Ersatz, damit ist der Buchsbaum verloren.“ Rund 100 Raupen haben der Fachmann und sein Team vom Eigenbetrieb Grünflächen und Bestattungswesen auf einer etwa einen Meter hohen Pflanze entdeckt: „Da ist nichts mehr zu machen, der Befall ist ganz schlimm.“ Was bleibt, ist sowohl auf dem Friedhof als auch im eigenen Garten die Entsorgung über den Restmüll. Denn wenn der Zünsler am Werk ist, dürfen die befallenen Pflanzenteile nicht in die Biotonne geworfen werden, weil eventuell noch lebende Raupen weiterhin für Schaden sorgen könnten.
Die Grünanlagen der Stadt sind bislang von den Attacken der Insekten verschont geblieben. Damit das so bleibt, wird an drei bis vier Stellen in den nächsten trockenen Tagen ein biologisches Mittel gespritzt, das Bacillus thuringiensis enthält. Die Raupen fressen die getrockneten Sporen des Bakteriums mit den Blättern und gehen daran ein. „Ansonsten hilft nur Kontrolle“, empfiehlt Winfried Mathy bei einigen wenigen Pflanzen das regelmäßige Absuchen und Absammeln der Raupen. Größere Hecken könnten mit als Pflanzenschutz zugelassenen Mitteln wie beispielsweise Calypso behandelt werden. Die Wirkstoffe gelangen über Wurzeln und Blätter in den Buchsbaum, machen den Zünsler unschädlich und schützen die Pflanze bis zu zwei Monate. „Wenn die Anwendung nach sechs bis acht Wochen wiederholt wird und nur einige wenige Bereiche befallen sind, ist Rettung ohne großen Schaden möglich“, weiß der Gärtnermeister.
Bislang sind in Koblenz jeweils nur zwei Populationen des unscheinbaren, hellen Kleinschmetterlings beobachtet worden, aber an sehr sonnigen Standorten könnten unter optimalen Bedingungen auch drei Populationen entstehen. Noch fehlen natürliche Feinde des Zünslers. Vögel sollen die Raupen wieder ausspucken. Bis sich das ändert, könnten noch fünf bis zehn Jahre vergehen, schätzt Winfried Mathy. Unklar ist auch, ob bestimmte Buchsbaumsorten weniger befallen werden und ob sich das eventuell ändert. Klar ist für den Stadtgärtner aber: „Auf Friedhöfen würde ich keine Buchsbäume mehr setzen“.