Ernst Linde-Heimes und Dorothee Mendner wollen nach mehr als 40 Jahren ihr "Goldstück" in Koblenz abgeben - Das sind die Gründe
Buchhandlung in der Koblenzer Altstadt sucht neue Besitzer: Wird denn heute überhaupt noch gelesen?
Buchhandlung Heimes
Autor Ernst Heimes kommt zum Abschluss der Stiftslesungen nach Treis-Karden. Foto: Sascha Ditscher
Sascha Ditscher

Koblenz. Ihr „Goldstück“ wollen Dorothee Mendner und Ernst Linde-Heimes hergeben, steht auf den Karten, die in ihrem Buchladen ganz zentral in der Koblenzer Altstadt ausliegen. Nach mehr als 40 Jahren machen die beiden ernst: Im Januar wollen sie im Entenpfuhl aufhören, hoffen aber auf eine weitere Zukunft für den Buchladen.

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Beim Mineralwasser im benachbarten Café erzählt Linde-Heimes, was die beiden Quereinsteiger bewegt aufzuhören und was ihnen die Buchhandlung die ganzen Jahrzehnte bedeutet hat.Dass die Besitzer den Laden abgeben wollen, liegt nicht (nur) am Alter, auch wenn sie beide rund um die 70 Jahre alt sind – Mendner 73, Linde-Heimes 68. „Wir hätten auch perspektivisch ans Aufhören gedacht, aber noch nicht sofort“, auch wenn beide längst nicht mehr jeden Tag im Laden sind, sagt der Moselaner. Nötig ist der Schritt nun schon früher als geplant, weil das Haus verkauft wurde und der Mietvertrag nicht verlängert wird – im Januar 2025 ist also Schluss mit der Buchhandlung an diesem Ort. „Und woanders noch mal anzufangen, das ist zu viel“, sagt Linde-Heimes.

Was sind gute Bücher?

Schon seit einigen Jahren ist der Betrieb durch einen Wasserschaden sehr eingeschränkt – früher gehörte neben dem Erdgeschoss im Entenpfuhl auch der erste Stock dazu mit weiterer Verkaufsfläche, einem Büro und einem Veranstaltungsraum, in dem rund 50 Menschen Platz finden konnten. Seit dem Wasserschaden drängt sich nun alles auf rund 65 Quadratmetern plus der überdachten Fläche an der Straße: besondere Karten, Sonderangebote, Bestseller, die nun eben dazugehören, auch wenn das Herz der beiden Buchhändler für andere Dinge schlägt, Bildbände, Kinderliteratur.

„Für gute Bücher“, sagt Linde-Heimes, für ihn sind das Bücher, die ihm als Leser das Gefühl geben, in die Gefühls- und Gedankenwelt eines anderen Menschen einzutauchen. Bücher, die einem das Gefühl geben, etwas geschenkt zu bekommen. „Das ist aber natürlich total subjektiv!“ Und trotzdem sehr befriedigend, diese als gut befundenen Bücher dann sozusagen unters Volk zu bringen.

Dazu gehören auch Bücher der Büchergilde Gutenberg, darauf ist Linde-Heimes nach wie vor ein wenig stolz. Denn die vor 100 Jahren gegründete Büchergilde arbeitet nur mit jeweils einer Buchhandlung in einer Stadt zusammen, außer in ganz großen. Und sie hat den Anspruch, Literatur in hochwertiger Ausstattung für alle zugänglich zu machen, unabhängig von Stand oder Bildungsgrad.

„Wir erleben es nicht so, dass nicht mehr gelesen würde, auch wenn das oft behauptet wird.“

Ernst Linde-Heimes

Mit einer ganz ähnlichen „Mission“ ist 1983 die Buchhandlung Heimes gegründet worden, damals zunächst in der Schanzenpforte. Zuvor hatte der in Cochem-Cond geborene und nun schon lange in Löf lebende Heimes alles Mögliche gemacht, war zu Beginn seines Berufslebens Flugzeugmechaniker, dann Krankenpfleger. Aus seinem politischen Engagement unter anderem in der Anti-Atomkraft-Bewegung entstand dann die Idee, selbst politisch aktiv zu werden – oder einen Buchladen zu gründen.

Buchhandlung Heimes
Im Entenpfuhl 33 ist die Buchhandlung, schon seit vielen Jahren. Hier aber kann sie auf keinen Fall bleiben, auch mit neuen Besitzern nicht.
Sascha Ditscher

Das zweite Projekt setzte sich durch, in Dorothee Mendner fand er eine Weggefährtin, die dann auch die Buchhandel-Schule besuchte. Es folgten vier Jahrzehnte, erst in der Schanzenpforte, dann unweit des heutigen Ladens und nun schon lange an dieser Stelle im Entenpfuhl. Sein Engagement führt Linde-Heimes indes auch in anderer Hinsicht schon lange fort: Er hat sich als Schriftsteller einen Namen gemacht, hat zum KZ-Außenlager Cochem geforscht und veröffentlicht und einige Zeit auch Kabarett gemacht.

Früher waren es mal zwölf Mitarbeiter

Einfach war es nicht immer, mit Büchern Geld zu verdienen – aber zutiefst befriedigend, sagt Linde-Heimes. Und er sieht auch heute nicht schwarz für den Buchhandel: „Dass nicht mehr gelesen wird, wird immer mal behauptet, aber es stimmt nicht.“ Natürlich gebe es Wellen, und wenn er es abschätzen müsste, würde er einschätzen, von den vier Jahrzehnten seien vor allem zwei wirtschaftlich gesehen richtig gut gewesen – „die mittleren“, sagt er und lächelt. Zwölf Mitarbeiter hatte die Buchhandlung zwischenzeitlich, erzählt der Moselaner, zwei sind es heute noch.

Die Buchhandlung war zudem immer auch mehr als ein Laden, erzählt der 68-Jährige. Tolle Veranstaltungen haben die beiden Inhaber immer gemacht, rund um Bücher, aber auch rund um Autoren und Inhalte. Das Bücherfrühstück, das nun seit einiger Zeit in Diehl's Hotel in Ehrenbreitstein stattfindet, ist eine der Top-Veranstaltungen.

Es gab zwei Interessenten

Nun also sucht der Buchladen Liebhaber. Zwei ernsthafte Interessenten habe es gegeben, die den Laden gern weiterführen möchten. In den jetzigen Räumen geht es ja nicht, aber Mendner und Linde-Heimes wollen ihre Geschäfts- und Kundenkontakte gern weitergeben. Aber die Interessenten sind daran gescheitert, dass sie kein passendes Ladenlokal gefunden haben – und dann auch abgesprungen. Denn der Laden soll unbedingt weiter möglichst zentral in der Altstadt liegen – und das ist bezahlbar fast unmöglich, sagen die Besitzer traurig.

Noch aber hoffen sie, dass ihr Goldstück einen Liebhaber oder eine Liebhaberin findet. Ernst Linde-Heimes will die dann frei werdende Zeit nutzen, um weiter zu schreiben. Seine Bücher können dann hoffentlich im neuen Buchladen verkauft werden.

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