Würdigung der Kunstfertigkeit fehlt
Was jedoch fehlt, ist eine Würdigung der Kunstfertigkeit, mit der das im neugotischen Stil gestaltete Monument hergestellt wurde. Dabei steht es beispielhaft für die große Qualität der Erzeugnisse dieses Industriebetriebs, der bereits in kurtrierischer Zeit produzierte, aber seine Glanzzeit in der preußischen Ära am Rhein hatte. Wer das Rheinische Eisenkunstguss-Museum besucht, staunt auch heute noch darüber, was damals bereits technisch möglich war.
Die noch erhaltenen Musterbücher zeugen dagegen vom „Tagesgeschäft des frühen Industriebetriebs, dessen Gießhalle heute ein Industriedenkmal von Weltrang ist. Unter anderem sind Einfassungen und Treppengitter, Rahmen für Beete sowie Treibhausfenster zu sehen. Wer sich historische Gebäude in der ganzen Region anschaut, wird auch Balkon- und Fenstergeländer finden. Auch diese wurden in der Sayner Hütte produziert.D
Das Monument zeugt aber auch von der Vielseitigkeit der Baukünstler in preußischer Zeit, die nicht nur die unterschiedlichsten Stile beherrschten, sondern sich auch technisch in Grenzbereiche vorwagten. Der bekannte Koblenzer Architekt Ferdinand Jakob Nebel (1782–1860) schuf die Pläne für den Brunnen.
Er war Sohn des Kurzwarenhändlers Johann Nikolaus Nebel, der in der napoleonischen Ära am Rhein Bürgermeister von Koblenz war. Ferdinand Jakob Nebel wollte jedoch nicht in die Fußstapfen des Vaters treten, sondern entschied sich nicht nur für ein Studium des Bau- und Hüttenfachs in Berlin, sondern „danach“ auch für mehrjährige Studienreisen, die ihn unter anderem nach Paris führten. Die französische Hauptstadt war damals auch bei der Ausbildung von Architekten führend.
Nach seiner Rückkehr wirkte Ferdinand Jakob Nebel zunächst beim Festungsbau in Mainz, dann in Koblenz. Er blieb im Staatsdienst und wurde 1823 Landbauinspektor für sechs Landkreise des Regierungsbezirks Koblenz, wo er insbesondere für die Staatsbauten zuständig war. Aber auch Entwürfe für kirchliche Bauten stammen aus seiner Feder.
Pionier für die Baustoffindustrie
Der Koblenzer Architekt gilt auch als Pionier für die Baustoffindustrie. Er entwickelte 1845 das erste Verfahren zur Herstellung von Leichtbausteinen aus Bims. Diese sogenannten Schwemmsteine waren allerdings wegen mangelnder Stabilität lange Jahre nur für das Füllen von Gefachen der Fachwerkbauten geeignet, doch sollte sich das im Zuge der Weiterentwicklungen ändern. Auf jeden Fall kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Nebel die Grundlage für die erfolgreiche Baustoffindustrie im Koblenz-Neuwieder Becken schuf.