Der bekannte Architekt Ferdinand Nebel war Schöpfer des Monuments an der Brexstraße
Brunnen zeugt von der Qualität der Sayner Hütte: Bekannter Architekt erschuf das Monument
Der Brunnen an der Sayner Brexstraße sieht aus wie ein Unikat, ist es aber nicht. Er ist bereits in einem Musterkatalog der Sayner Hütte aus dem Jahr 1823 zu finden.
Reinhard Kallenbach

Im Bereich zwischen Brex- und Abteistraße, direkt gegenüber der Feuerwehr, befindet sich ein gusseiserner Brunnen, der nicht nur an die qualitativ hochwertige Arbeit der Sayner Hütte erinnert, sondern auch an die Vielseitigkeit seines Schöpfers. Das Monument ist aber auch ein Symbol für den unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz in den örtlichen Vereinen für die Bewahrung des kulturellen Erbes.

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Der Brunnen an der Sayner Brexstraße sieht aus wie ein Unikat, ist es aber nicht. Er ist bereits in einem Musterkatalog der Sayner Hütte aus dem Jahr 1823 zu finden.
Reinhard Kallenbach

„Auf der Sayner Hütte nach einem Entwurf des preußischen Bauinspektors Ferdinand Nebel im Jahre 1825 gegossen. 1935 wurde der Brunnen hier aufgestellt, vorher befand er sich auf dem Gelände der Sayner Hütte. Ein baugleicher Brunnen ist in Wetzlar erhalten. Restauriert im Jahre 2001 durch den Förderverein Abtei Sayn e. V“: Für Eilige enthält die hinter dem Brunnen angebrachte Tafel eigentlich alle wichtigen Informationen.

Würdigung der Kunstfertigkeit fehlt

Was jedoch fehlt, ist eine Würdigung der Kunstfertigkeit, mit der das im neugotischen Stil gestaltete Monument hergestellt wurde. Dabei steht es beispielhaft für die große Qualität der Erzeugnisse dieses Industriebetriebs, der bereits in kurtrierischer Zeit produzierte, aber seine Glanzzeit in der preußischen Ära am Rhein hatte. Wer das Rheinische Eisenkunstguss-Museum besucht, staunt auch heute noch darüber, was damals bereits technisch möglich war.

Die noch erhaltenen Musterbücher zeugen dagegen vom „Tagesgeschäft des frühen Industriebetriebs, dessen Gießhalle heute ein Industriedenkmal von Weltrang ist. Unter anderem sind Einfassungen und Treppengitter, Rahmen für Beete sowie Treibhausfenster zu sehen. Wer sich historische Gebäude in der ganzen Region anschaut, wird auch Balkon- und Fenstergeländer finden. Auch diese wurden in der Sayner Hütte produziert.D

Erläuterungstafel zur Geschichte des Brunnens an der Brexstraße.
Reinhard Kallenbach

Der Brunnen an der Brexstaße dürfte schon zu seiner Entstehungszeit etwas Besonderes gewesen sein. Auf dem Hüttengelände aufgestellt, diente er mit seinen drei Schalen und dem markanten Mittelpfeiler mit seiner „Krone“ aus gotischem Maßwerk gewissermaßen als Eigenwerbung.

Das Monument zeugt aber auch von der Vielseitigkeit der Baukünstler in preußischer Zeit, die nicht nur die unterschiedlichsten Stile beherrschten, sondern sich auch technisch in Grenzbereiche vorwagten. Der bekannte Koblenzer Architekt Ferdinand Jakob Nebel (1782–1860) schuf die Pläne für den Brunnen.

Er war Sohn des Kurzwarenhändlers Johann Nikolaus Nebel, der in der napoleonischen Ära am Rhein Bürgermeister von Koblenz war. Ferdinand Jakob Nebel wollte jedoch nicht in die Fußstapfen des Vaters treten, sondern entschied sich nicht nur für ein Studium des Bau- und Hüttenfachs in Berlin, sondern „danach“ auch für mehrjährige Studienreisen, die ihn unter anderem nach Paris führten. Die französische Hauptstadt war damals auch bei der Ausbildung von Architekten führend.

Nach seiner Rückkehr wirkte Ferdinand Jakob Nebel zunächst beim Festungsbau in Mainz, dann in Koblenz. Er blieb im Staatsdienst und wurde 1823 Landbauinspektor für sechs Landkreise des Regierungsbezirks Koblenz, wo er insbesondere für die Staatsbauten zuständig war. Aber auch Entwürfe für kirchliche Bauten stammen aus seiner Feder.

Pionier für die Baustoffindustrie

Der Koblenzer Architekt gilt auch als Pionier für die Baustoffindustrie. Er entwickelte 1845 das erste Verfahren zur Herstellung von Leichtbausteinen aus Bims. Diese sogenannten Schwemmsteine waren allerdings wegen mangelnder Stabilität lange Jahre nur für das Füllen von Gefachen der Fachwerkbauten geeignet, doch sollte sich das im Zuge der Weiterentwicklungen ändern. Auf jeden Fall kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Nebel die Grundlage für die erfolgreiche Baustoffindustrie im Koblenz-Neuwieder Becken schuf.

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