Saniert, aber weiter einsturzgefährdet? Bauaufsicht ordnet Stopp des Innenausbaus an
Bruchbude in Koblenz-Neuendorf erneut versiegelt: Saniert – aber einsturzgefährdet?
Weiß ist es nun gestrichen – mit grau abgesetzten Fenster- und Geschosssimsen, und das Dach ist neu eingedeckt: Das Haus „Am Ufer“ 9 war lange olivgrün und marode. Seit Februar sind Handwerker darin zugange. Nun wurde ein Baustopp verhängt.
Katrin Steinert

Das Wohnhaus mit der Nummer 9 am Neuendorfer Ufer kann viele Geschichten erzählen – nun kommt eine weitere hinzu: Die Bauaufsicht der Stadt Koblenz hat den Zutritt erneut untersagt und einen Stopp der Trockenbauarbeiten, die zur Sanierung gehören, verhängt.

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Wie die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, hat der Eigentümer bislang nicht nachgewiesen, dass das Gebäude standsicher ist. Derweil wurden schon vor Wochen Menschen durchs Haus geführt, die vermutlich potenzielle neue Mieter sein dürften, berichten Einheimische.

Das Haus, um das es hier geht, ist in dem Koblenzer Stadtteil immer wieder Gesprächsthema. An dieser Adresse passiert ständig etwas, das sich schnell herumspricht. So machte die Neuigkeit von den augenscheinlichen Sanierungsarbeiten, die im Februar dieses Jahres begannen, im Nu die Runde.

Arbeiter schleppten Bauschutt raus und Zementsäcke rein. Massive Balken wurden im Eingang liegend gesehen, die mutmaßlich für eine neue Dachkonstruktion vorgesehen waren. Die alte sollte überarbeitet werden. Ein neues Lattenskelett wurde von außen sichtbar aufs Dach gezimmert, und das ganze neu eingedeckt.

Mehrere Sicherheitsauflagen hatte die Stadt dem Eigentümer gemacht, nachdem sie das Haus wegen Einsturzgefahr im November 2022 versiegelt hatte. Unter anderem, um sicherzustellen, dass das Dach nicht abrutscht und angrenzende Wohngebäude samt Nachbarn gefährdet würden.

Auf Nachfrage unserer Zeitung, warum am Haus nun, da es ein neues Dach und eine neue Rückwand hat, ein Baustopp verhängt wurde, erklärt Stadt-Pressesprecher Thomas Knaak: „Der schwerwiegendste Mangel ist die nicht testierte Standsicherheit des Objekts. Dazu kommen weitere Baumängel, fehlende Absturzsicherungen und brandschutztechnische Mängel.“

Dass die Arbeiten abrupt untersagt wurden, hängt laut Knaak mit dem fehlenden Nachweis zusammen. Bei einem Außentermin wurde festgestellt, dass mit den Trockenbauarbeiten im Inneren tragende Bauteile verdeckt wurden. „Da bereits zuvor jegliche Arbeiten, welche die statische Prüfung erschweren, untersagt wurden, wurde am Ort die Einstellung der Arbeiten angeordnet.“ Das Haus wurde versiegelt und erhielt ein neues Türschloss.

So lange versiegelt, bis alle Mängel beseitigt sind

Thomas Knaak erklärt, dass das Haus so lange versiegelt bleibt, bis die Mängel beseitigt sind und der Nachweis der Standsicherheit vorgelegt wurde. Die Forderungen wurden dem Eigentümer mit bauaufsichtlicher Verfügung übermittelt. Sollte er bis Fristende nicht tätig werden, können Zwangsmittel festgesetzt werden, erklärt Knaak.

Unsere Zeitung hat mehrfach über die Vorgänge an der Schrottimmobilie berichtet: Im Sommer 2022 brach die Rückwand ein, bereits vorher hatte die Stadt schon die Nutzung untersagt. Die Mieter mussten ausziehen, was einige anfangs ignorierten. Dann wurde das Gebäude wegen Einsturzgefahr versiegelt. Wenige Wochen später gab es einen aufsehenerregenden Feuerwehr- und Polizeieinsatz, weil Menschen im Haus vermutet wurden. Über eine Mauer und die offene Rückwand verschafften sich die Einsatzkräfte Zutritt – und entdeckten vier Südamerikaner, die sich illegal in Deutschland aufhielten.

Eigentümer gehört auch Hefje-Grundstück

Der Besitzer dieses maroden Hauses ist derselbe, dem auch das bekannte Hefje-Gelände gehört, das um die Ecke in der Herberichstraße – nur 100 Meter entfernt – liegt. Dort soll der 49-jährige Koblenzer, der Schrottimmobilien an sozial Schwache vermietet, mutmaßlich unerlaubt giftige Abfälle in einem Gewölbekeller gelagert haben und ist wegen Bodenverunreinigung angeklagt. In Kürze steht die Verhandlung am Amtsgericht an, bei der sowohl dieser Vorwurf als auch der des Siegelbruchs am maroden Wohnhaus und ein weiterer mutmaßlicher Verstoß gegen Recht und Ordnung verhandelt werden.

Katrin Steinert

Die Fassade des Wohnhauses hat sich übrigens mittlerweile geändert: Anstelle des Olivegrüns erhielt es einen weißen Anstrich mit grauen abgesetzten Fenster- und Geschosssimsen und sieht auf den ersten Blick herausgeputzt aus. Etliche der alteingesessenen Neuendorfer blieben von Beginn an skeptisch, dass das Haus gut in Schuss sein wird, wenn die Arbeiten erledigt sind. Nun sind diese vorerst gestoppt.

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