Es ist eigentlich ein so friedvoller Ort. Die Sonnenstrahlen bahnen sich an diesem Montagmorgen ihren Weg zwischen den Bäumen am Franzosenfriedhof. Bilder und Skulpturen zieren die Gräber, die zwischen Grünstreifen liegen. Doch wenn man genau hinschaut, sieht man, dass der Ort entweiht ist: Gräber sind verwüstet, Statuen und Schalen entwendet.
Mindestens 14 Grabstellen auf dem Lützeler Friedhof am Petersberg sind von bisher unbekannten Tätern geschändet worden, so die Polizei am Montagvormittag auf Nachfrage der Rhein-Zeitung. Täterhinweise lägen bisher keine vor.
Vor Ort konnten dann insgesamt 14 Geschädigte festgestellt werden, die alle angaben, dass an dem Grab eines Angehörigen entweder etwas gestohlen oder beschädigt worden sei.
Verena Dörfer
Am vergangenen Samstag, 16. Dezember, wurde den Kolleginnen und Kollegen der Polizeiinspektion Koblenz 2 über eine Angehörige gemeldet, dass ein Grab verwüstet worden sei, berichtet Verena Dörfer, Pressesprecherin im Polizeipräsidium. „Vor Ort konnten dann insgesamt 14 Geschädigte festgestellt werden, die alle angaben, dass an dem Grab eines Angehörigen entweder etwas gestohlen oder beschädigt worden sei“, berichtet sie.
Überwiegend handele es sich um entwendete Statuen oder Schalen aus Bronze. „Wir gehen davon aus, dass unbekannte Täter gezielt Edelmetall entwendet haben.“ Der Gesamtschaden wird derzeit auf einen mittleren fünfstelligen Wert beziffert. Der Tatzeitraum seien wahrscheinlich die späten Abend- oder Nachtstunden in der Nacht zu Samstag, so die Polizeisprecherin weiter. Der Vorgang werde durch den hiesigen Bezirksdienst bearbeitet. „Aktuell liegen keine Täterhinweise vor.“ Der Friedhof werde verstärkt durch die zuständige Dienststelle bestreift.
Belohnung ausgesetzt
In einem Post auf Facebook war der Fall am Sonntagvormittag veröffentlicht worden. Demnach seien Kupfer- und Messingstatuen und Kupferketten „von mehreren Koblenzer Sinti-Großfamilien“ auf dem Franzosen-Friedhof entwendet worden. Die Gräber seien beschädigt worden.
Die Rede ist hier von mehr als 30 geschändeten Gräbern. Es wird eine Belohnung von 5000 Euro in Aussicht gestellt „für die Person, die uns sagen kann, wer das gewesen ist“. Wer die Belohnung zahlt, geht aus der Nachricht nicht hervor. Der Polizei ist zum Finderlohn nichts bekannt.
Dass die Zerstörungen und Diebstähle einen sintifeindlichen Hintergrund haben, davon geht die Polizei nicht aus, betont sie auf erneute Nachfrage: „Es gibt keinerlei Hinweise, die diese Annahme begründen könnten“, ergänzt Pressesprecherin Violetta Heinrich. Bereits Ende Oktober hatte es den Verdacht auf sintifeindliche Verwüstungen gegeben. Seinerzeit hatte es Vandalismus an der kleinen Kapelle in Maria Trost gegeben. Die sogenannte Trümmermadonna wurde massiv beschädigt, ihr Kopf wurde abgeschlagen.
Hier waren Mitglieder der Sinti-Gemeinden ebenfalls davon ausgegangen, dass es ein gezielter Anschlag auf ihre Kultur sein könnte, die Polizei war von einem „gewöhnlichen Vandalismus“ ausgegangen, der vermutlich keinen sintifeindlichen Hintergrund habe. Das betont Violetta Heinrich auch jetzt noch einmal: „Es handelte sich um eine Serie von Sachbeschädigungen, die keinerlei Rückschlüsse auf Antizionismus schließen ließen. Ein sintifeindlicher Hintergrund konnte ausgeschlossen werden.“