Wohnungen sind in Koblenz Mangelware, vor allem solche, die im normalen und unteren Preissegment angesiedelt sind. Dass mehrere Hundert, genauer gesagt 336 (aktueller Stand), in der Stadt leer stehen, die der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gehören, hatte unsere Redaktion im vergangenen Jahr öffentlich bekannt gemacht. Die Bima kündigte eine bundesweite Sanierungs- und Neubauoffensive an. Der Startschuss dafür fiel kürzlich in Koblenz, wie die Presseabteilung erklärt. So ist der aktuelle Stand.
1 Leerstände in Koblenz: Aktuell stehen in Koblenz 336 Wohnungen der Bima leer, erklärt Thorsten Grützner auf Anfrage unserer Redaktion. In 15 Fällen sind diese auf normale Mieterfluktuation zurückzuführen und „werden wieder schnell vermietet sein“, sagt der Sprecher von Bundesimmobilien – der neuen Wortmarke der Bima, wie es heißt.
64 der leer stehenden Wohneinheiten dienen als Ausweichquartiere für Bestandsmieter, wenn deren Wohnungen kernsaniert werden – wie beispielsweise für die Mieter, deren Zuhause auf der Pfaffendorfer Höhe saniert werden, was schrittweise bis 2032 passieren soll (siehe Punkt 4).
Auch einige Wohnungen, die bereits saniert wurden und leer stehen, werden als Ausweichunterkünfte für Bestandsmieter vorgehalten. „Das belastet natürlich die Leerstandzahlen in Koblenz“, betont Grützner und spricht von einem bundesweiten Phänomen.
2 Sanierung der Leerstände: Wie die Bundesimmobilien mitteilt, hat sie kürzlich in Koblenz damit begonnen, fast 160 Wohnungen zu sanieren. „Die Maßnahmen sind der Auftakt eines groß angelegten bundesweiten Programms“, heißt es. Deutschlandweit sollen rund 3000 Wohnungen, die aufgrund ihres Zustandes nicht vermietbar sind, schnellstmöglich wieder auf den Wohnungsmarkt kommen.
Die betroffenen Wohnungen sind dabei nicht auf einen Standort oder Straßenzug in Koblenz beschränkt. Schwerpunkte, die Sprecher Thorsten Grützner im Datensystem beim schnellen Überfliegen auf Nachfrage erkennt, sind der Kratzkopfer Hof, die Oranienburger und Von-Witzleben-Straße auf der Pfaffendorfer Höhe sowie die Schleidener Straße in Metternich. „Es gibt aber auch Einzelstandorte wie beispielsweise die Dauner Straße 13“, erklärt Grützner.
Im Pressetext heißt es: „Die Sanierungsarbeiten in den ersten Mietobjekten in Koblenz begannen im April.“ Als Generalunternehmer wurde die Allianz Handwerker Service beauftragt. Früher beauftragte man oft einzelne Unternehmen für einzelne Einheiten, was die Abwicklung und den zeitlichen Ablauf im bundesweiten Netz der Bima-Liegenschaften enorm verzögerte.
Es ist ein Millionenprojekt: Insgesamt 300 neue Wohnungen will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben auf der Pfaffendorfer Höhe bis zum Jahr 2032 bauen und mehr als 200 bestehende Wohnungen sanieren.300 Wohnungen: Bima startet Bauoffensive in Koblenz
3 Warum ist der Auftakt der Bundesoffensive in Koblenz? Dass man mit der bundesweiten Aktion ausgerechnet im Koblenz beginnt, erklärt Pressesprecher Thorsten Grützner so: „Das liegt daran, dass man nicht mit kleinen Paketen starten wollte.“ Knapp 160 Wohnungen seien ja schon recht viel. Kurz gesagt: In Koblenz kann man direkt größere Mengen abräumen, um dem deutschlandweiten Ziel der 3000 zügig sanierten Mietwohnungen näherzukommen. Für weitere Standorte in Westdeutschland werden aktuell die Ausschreibungen vorbereitet, heißt es. In Koblenz gab es bereits die Zuschläge.
Christian Lüdtke, zuständiger Geschäftsbereichsleiter Wohnen bei der Bima, betont: „Mithilfe des Sofortprogramms zum Abbau des Bima-Wohnungsleerstands werden wir unserem Ziel, alle leer stehenden Wohnungen der Bima so schnell wie möglich wieder zu vermieten, einen großen Schritt näherkommen.“
4Wie weit ist man bei den Kernsanierungs- und Neubauprojekten auf der Pfaffendorfer Höhe? Auf der Pfaffendorfer Höhe befindet sich stadtweit der größte Bima-Wohnbestand mit 78 Mehrfamilienhäusern, in denen rund 390 Wohneinheiten liegen. Insgesamt gehören der Bima in Koblenz 1421 Wohnungen.
Im März dieses Jahres lud die Bima zu einem Pressetermin ein und verkündete: Man werde im rechtsrheinischen Stadtteil 300 neue Wohnungen bauen und 200 weitere kernsanieren. Schrittweise – bis zum Jahr 2032 – sollen alle neuen Wohnungen errichtet und die alten Häuser saniert sein.
Für die aktuellen Mieter bedeutet dies: Sie müssen ihr Zuhause – teilweise nach Jahrzehnten – verlassen, haben aber die Option, zurückzukehren.
5Wann verlassen die Mieter ihre Wohnungen in der Ludwig-Beck-Straße? Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt Peter Isakeit von der Bundesimmobilien: „Umzüge haben noch nicht stattgefunden.“ Derzeit vereinbart die Bima mit ihren Mietenden Verträge über die Ausweichwohnungen, erklärt der Pressesprecher. „Die Umzüge erfolgen dann im Herbst/Winter 2025.“
Im ersten Bauabschnitt in der Ludwig-Beck-Straße 1–12 sind 48 Wohnungen betroffen, die kernsaniert werden. Zusätzliche 42 Wohnungen werden durch eine Aufstockung errichtet. Als Herausforderung bei diesem Projekt bezeichnet Isakeit, dass man geeignete neue Wohnungen für die Mietenden finden musste. „Dies ist bereits für fast alle erfolgt.“
Der zweite Bauabschnitt beginnt – wenn alles planmäßig verläuft, in knapp zwei Jahren, Anfang 2027. „Hier sind wiederum circa 50 Wohnungen betroffen.“ Der Umzug der Mietenden in Ausweichwohnungen erfolgt wieder zeitlich vorgezogen.
Wie ist der Zustand der leer stehenden Wohnungen
Insgesamt stehen 334 Wohnungen von Bundesimmobilien in Koblenz leer. Knapp die Hälfte davon (160) „lassen sich aufgrund von gravierenden Mängeln derzeit nicht vermieten“, erklärt Pressesprecher Thorsten Grützner auf Anfrage. 121 davon sind Bestandteil des „Sofortprogramms zum Abbau des Bima-Wohnungsleerstands“, wovon der Großteil bereits in Paketen zur Sanierung vergeben wurde und die Maßnahmen teilweise begonnen haben.
27 Wohnungen können aktuell nicht genutzt werden, da die kompletten Gebäude saniert werden müssen, erklärt Grützner. Für 70 Wohnungen wird derzeit geprüft, wie sie weiter genutzt werden könnten, „da die Herrichtung mit immensen Kosten verbunden ist und einer gründlichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bedarf“, sagt Grützner. kst