Eigentum auf dem Oberwerth
Bilder zeigen: Bunker, Bauruine, Luxuswohnen in Koblenz
Eine Abrisszange beißt Teile der Fassade weg: Der Abbruch des Hochbunkers in der Goethestraße in Koblenz begann im August/September 2022.
Katrin Steinert. Katrin Steinert (Archiv)

Alte Militärareale und Schutzbunker gibt es in Koblenz einige, und an etlichen Stellen entstehen spannende Nachnutzungen. Auf dem Oberwerth wird in Teilen eines Hochbunkers ein Luxuswohnprojekt umgesetzt. Bilder zeigen den Wandel.

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Bunker dienten einst dem Schutz der Bevölkerung – auch in Koblenz wurden im Zweiten Weltkrieg etliche errichtet – und nach bundesweiten Erlassen ab 2007 und 2012 entwidmet. Verschiedenste Nachnutzungen bieten sich für die speziellen Gebäude an, die keine Fenster und dicke Wände haben. Eine davon ist exklusive Wohnbebauung, die auch im Koblenzer Stadtteil Oberwerth geplant ist.

Das entstehende Wohneigentum ist allerdings hochpreisig, weil sich ein solches Projekt für den Bauträger ansonsten nicht rechnet. Denn: Der Abriss eines Bunkers gilt als extrem kostenintensiv. Wie Insider berichten, fällt allein für die Abbrucharbeiten ein niedriger einstelliger Millionenbetrag an. Und wenn die Vermarktung der Luxuswohnungen nicht läuft, kann eine Millionenbaustelle auch mal ins Stocken geraten – wie unsere Bilder vom Bunker-Wohnprojekt auf dem Oberwerth in Koblenz zeigen, das mittlerweile den Namen „Goethe Living“ trägt.

Im August/November 2022 begannen die Abrissarbeiten auf dem Areal

Ein Abrissbagger knabbert mit seiner starken Zange im November 2022 ein Loch in die Fassade des Hochbunkers in der Goethestraße. Diese soll bin zur Decke des ersten Obergeschosses abgetragen werden.
Katrin Steinert. Katrin Steinert (Archiv)

Dass die Vermarktung der Wohnungen mitunter schwierig sein kann und eine entsprechende Expertise nötig ist, zeigte sich bei diesem Bauprojekt. Die Arbeiten begannen im September 2022. Auf den Bannern am Baugerüst wird damals für das Wohneigentum unter dem Namen „Wohnen mit Geschichte“ geworben.

Der Hochbunker sollte im Grundbestand erhalten bleiben. Das erklärte Geschäftsführer Harald Halfen in einem kurzen Telefonat mit unserer Zeitung, das wir im November 2022 führten. Halfen berichtete damals, dass er den Bunker in einem Bieterverfahren von der Stadt Koblenz erworben hatte.

"Wohnen mit Geschichte", so wird in den ersten Monaten für 17 geplante Wohnungen geworben. Auf entsprechenden Bannern am Gerüst ist zu sehen, wie der Neubau im alten Weltkriegsrelikt einmal aussehen soll – und für Eigentumsinteressenten sind die Kontakte angegeben.
Katrin Steinert. Katrin Steinert (Archiv)

Zu erkennen ist damals auf den Bannern, dass ein Teil der Bunkerfassade stehen bleibt, in die sich, optisch dunkel abgesetzt, der Neubau einfügt. Wie genau die Kubatur des Gebäudes aussehen wird, ob es ein Vorder- und ein Hinterhaus geben wird, ist für ungeschulte Augen nicht zu erkennen.

Indes sorgen die massiven Abrissarbeiten am Stahlbetonbunker in der Goethestraße für reichlich Lärm, Staub und Erschütterungen – sehr zum Leidwesen der Anwohner, die sich über fehlenden Schutz und mangelnde Informationen über Bauphasen und Abläufe beschweren.

Ab Januar 2023 tut sich auf der Abrissbaustelle plötzlich nichts mehr

Auf diesem Bild ist zu sehen, dass die oberen Ebenen der Fassade weggeknabbert sind – und dass der alte Schutzbunker mitten in einem Wohnviertel steht (Wohnhaus rechts im Bild). Was zu Kriegszeiten sicher von Vorteil war, ist beim Abriss alles andere als vorteilhaft: Lärm, Staub und Erschütterungen machen den Anwohnern zu schaffen – hier ein Bild von Januar 2023.
Katrin Steinert. Katrin Steinert (Archiv)

Plötzlich war es still auf dem Bunkerareal in der Goethestraße. Seit Anfang des Jahres 2023 ruhte die Baustelle, und viele Oberwerther fragten sich, was los ist – und ob es hier überhaupt irgendwann weitergehen würde. Ein Mann aus der Nachbarschaft meinte: „Mit uns spricht ja leider keiner.“ So kursierten monatelang Gerüchte.

Dicke Betonbrocken, teils so groß wie ein Auto, liegen herum – wie ein Bild von November 2023 zeigt.
Katrin Steinert. Katrin Steinert (Archiv)

Das Gelände wirkte damals gespenstisch: Mitten im ausgehöhlten Inneren des Bunkers lagen riesige Betonklötze. Die meterdicke Decke und die Außenmauern waren bis ins erste Obergeschoss abgetragen worden und ragten wie Ruinenränder empor. Das einst runtergeschnittene und teils platt gefahrene Grün breitete sich wieder aus, wie sich bei einem Besuch im November 2023 am Ort zeigte.

Auf der Bunkerbaustelle breitet sich durch den Stillstand die Natur wieder aus, wie auf dem Bild von November 2023 zu sehen ist.
Katrin Steinert. Katrin Steinert (Archiv)

Manche Anwohner meinten damals, der Investor warte gezielt, bis Baukosten und Zinsen für Kredite deutlich sinken. Einer vermutete, dass dies Jahre dauern wird: „Wir wären froh, wenn wir die Bauruine vom Hals hätten.“ Denn im Sommer zogen Staubwolken durch die Nachbarschaft, der Schmutz legte sich auf Autos und Gartenmöbel, klebte an Fenstern. Das Projekt „Wohnen mit Geschichte“ – so der Werbeslogan – war ins Stocken geraten.

Fakt ist: Der Investor plant um

Die lauten und staubigen Arbeiten der Fräse auf dem Bunkerareal nerven die Anwohner. In mühevoller wochenlanger Prozedur zerkleinert eine Fräse die Betonbrocken zu Schutt, um diesen abzutransportieren.
Katrin Steinert. Katrin Steinert (Archiv)

Unsere Redaktion recherchierte damals, warum sich hier nichts tat. Der Investor wollte mit uns zwar nicht reden, aber wir erfuhren: Er plante um. Von 17 auf 14 Wohnungen sollte der Grundriss umgestaltet werden, um der Nachfrage nach größeren Eigenheimen Rechnung zu tragen.

Die Preise sind damals bereits hoch: Interessenten sollten für eine 85 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung im Erdgeschoss 934.750 Euro zahlen, für eine 135 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Penthousewohnung 1.300.300 Euro. Vermarktet wurden sie über die Immobilienvermittlung der Sparkasse Koblenz. Deren Slogan: „Vom Schutzraum zum exklusiven Wohn(t)raum!“

Wo einst Brocken und Schutt lagen, ist das meiste abtransportiert worden, zeigt sich beim Besuch im Juni 2025.
Katrin Steinert

Anfang 2025 geht es weiter: mit neuem Konzept und Verkaufserfolg

Zwei Jahre lang ruhte die Baustelle, bis Anfang 2025 wieder Bagger mit Fräsen auftauchten und das Material zerkleinerten. Ein neues Architekturbüro und ein neues Maklerbüro sind am Start. Das Team rund um Carsten Unger von der LBS Immobilien Südwest hat für die Vermarktung hochwertige Videoproduktionen, Werbebroschüren und Illustrationen anfertigen lassen – und der Verkauf läuft erstmals. 70 Prozent der Wohnfläche sind verkauft, hieß es im Juni dieses Jahres.

So soll der Bau später zur Straße hin aussehen: drei Geschosse mit einem Staffelgeschoss, in dem die beiden Penthousewohnungen liegen. Links neben dem Gebäude ist der Zuweg zur Tiefgarage geplant.
Planungsgruppe 4. Planungsgruppe 4/Halfen Baumanagement & Service GmbH

Eine Fräse bearbeitete die Bodenplatte, und auch aus der Fassadeninnenseite wurde Beton breitspurig abgetragen – dort, wo später die Fensterachsen als Durchbrüche entstehen sollen.

Aus der Luft: Der entstehende Bau mit Luxuswohnungen in der Goethestraße ist umgeben von viel Grün, wie die Animation zeigt. Das Gelände, auf dem das Gebäude steht, ist rund 3000 Quadratmeter groß. Nach hinten raus sind die Privatgärten und der Gemeinschaftsgarten geplant.
LBS Immobilien Südwest

Bald soll die Bodenplatte eingebracht werden, und dann beginnt der Rohbau. Illustrationen zeigen, wie die Adresse mit den Luxuswohnungen einmal aussehen wird: drei Vollgeschosse, ein Staffelgeschoss mit den Penthousewohnungen, Balkone, Loggien, Gärten und Gemeinschaftsgarten. Und ganz in der Nähe: viel Grün und der Rhein.

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