Es ist eine der letzten Fuhren, die ihren Weg in den Hofladen des Polcher Landwirtes finden wird – am Sonntag, dem Johannistag, war offiziell Schluss mit der Spargelernte. Beste Zeit also, um bei den Bauern der Region einmal nachzufragen, wie zufrieden sie mit der Saison waren.
Von einer sehr guten Kundennachfrage berichtet Diplom-Agraringenieur Holger Scherhag vom Naturhof Scherhag in Dieblich: „Gerade an Ostern und um den Muttertag herum hatten wir wirklich massiven Spargelabsatz, und auch sonst sind wir eigentlich fast jeden Tag ausverkauft gewesen.“ Es stimmt zwar, dass auch er in diesem Jahr weniger Tonnage als noch 2018 gestochen habe, das Produkt als solches habe sich allerdings als außerordentlich schmackhaft erwiesen.
„Der lange Sommer 2018 war natürlich ideal für die Pflanzen, um besonders viele Reserven, sprich Kohlenhydrate, einzulagern“. Da Scherharg seine Spargelfelder, die rund 20 Prozent seiner gesamten Anbauflächen ausmachen, künstlich bewässert, war das Dieblicher Gemüse weitaus weniger Dürrestress ausgesetzt als anderenorts.
Der Johannistag, klärt er auf, hat für Spargelbauern heute längst nicht mehr die Relevanz, wie einst. Es gibt inzwischen viele Frühsorten, deren Ernte teilweise schon im März beginnt. „Sechs bis acht Wochen lang wird von der Pflanze geerntet“, so der Agraringenieur. Das Stechen auf solchen Frühanlagen endet dann schon im Mai. Ein guter Spargelbauer entwickele zudem ein Gespür dafür, „wann die Pflanze in die Grätsche geht“ und es Zeit ist aufzuhören. Mit dem Austreiben der verbliebenen Knospen wird schließlich der Erfolg des kommenden Jahres gesichert, betont Scherhag. Auf den Dieblicher Plantagen herrscht daher bereits seit gut einer Woche Erntestopp.
Auf dem Niederwerth wurde am Freitag zum letzten Mal frischer Spargel gestochen. Hier spricht auch Helmut Schmidt von einem „relativ guten“ Spargeljahr, wenngleich es phasenweise etwas zu kühl für eine optimale Entwicklung der empfindlichen Pflanze war. Aufgefallen ist ihm ein zunehmender Wandel im Kauf- und Essverhalten der Kunden. „Spargel wird verstärkt nur noch fürs Wochenende eingekauft. Die Pflanzen wachsen aber natürlich jeden Tag weiter. Da war es Anfang der Woche schon mal schwierig mit dem Absatz des frischen Spargels“, beschreibt Schmidt das Dilemma. Nichtsdestotrotz plant er, die Anbauflächen im kommenden Jahr leicht auszubauen.
Von einem zeitigen Start bereits Anfang April berichtet Landwirt Heinrich Feils aus Naunheim. „Es war bereits sehr früh sehr mild in diesem Jahr“, zieht er Bilanz. Insgesamt sei der Ertrag aber etwas geringer ausgefallen als 2018. Schuld daran sei zum einen der ungewöhnlich kühle und sonnenarme Mai, der das Wachstum der Pflanzen verlangsamt habe, zum anderen der vorherige Sommer, der viel zu trocken ausfiel. „Zur vollen Regeneration hätte der Spargel mehr Wasser gebraucht“, erklärt Feils. Das Resultat seien im Durchschnitt schmalere Stangen gewesen, für die er beim Verkauf nicht die bestmöglichen Preise habe aufrufen können.
Auch in Polch bei Familie Adams mag man nicht klagen: Ganze drei Monate konnte man das begehrte Stangengemüse aus dem eigenen Anbau im heimischen Hofladen anbieten. „Einen ganzen Monat länger als im Vorjahr“, sagt Landwirt Gregor Adams. Da es deutschlandweit zu keiner Überproduktion gekommen sei, ist er auch mit der Preisentwicklung zufrieden. Nach dem „Spargelsilvester“ wie man den Johannistag in Polch nennt, geht die Arbeit an vielen Fronten allerdings erst richtig los. „Jetzt kommen die Kartoffeln, Speisemöhren, das Getreide“, blickt Adams auf die nächsten, nicht minder arbeitsintensiven Wochen.