Am Tag der Inklusion haben sich Vertreter von Verbänden, Vereinen und Unternehmen mitten in Koblenz auf dem Zentralplatz und im Forum Mittelrhein vorgestellt. An zahlreichen Ständen, bei Bühnenprogramm und Live-Musik konnten sich die Besucher über inklusive Angebote informieren oder sogar mithilfe von Simulationen die Welt aus den Augen von Menschen mit Behinderung sehen. Das Ziel von alldem: das Verständnis für Menschen mit Behinderung stärken und ein lebendiges Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung setzen.

Katharina Kubitza, Behindertenbeauftragte der Stadt Koblenz, betonte: „Wir möchten Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen und für mehr Solidarität und Teilhabe in unserer Gesellschaft werben.“ In der Praxis sah das dann ganz unterschiedlich aus. Einen Einblick in den Alltag von Menschen mit Sehbehinderung gab die Förder- und Wohnstätten gGmbh mit Sitz in Kettig. Mithilfe eines Blindenstocks konnten Besucher versuchen, einen Parcours zu meistern. Zudem wurden zahlreiche Arbeiten aus der Werkstatt der Förder- und Wohnstätten gGmbH gezeigt – von Keramik bis Kerzen.
Am Stand von Frank Scherb, Gründer des Vereins pro plus rlp, erhielt man einen Einblick in das Leben von Menschen mit nicht direkt sichtbaren Einschränkungen wie ADHS. Um typische Begleiterscheinungen ADHS-Betroffener sichtbar zu machen, wurde die Simulation einer Reizüberflutung angeboten. In dieser befand sich eine Testperson inmitten der lauten Welt eines Cafés. Hier beeinflussten Gespräche am Nachbartisch, Hintergrundmusik oder das Klirren von Geschirr stark die Konzentration.

Jeden ersten Samstag im Monat sind Menschen mit neurologischen Besonderheiten wie beispielsweise ADHS oder Autismus eingeladen, in den Räumen von pro plus rlp ihre Gedanken und Erfahrungen auszutauschen. Eva Carow, Teamleiterin des neurodiversen Treffs sagt: „Genauso sind Mitglieder der queeren Community bei uns willkommen.“
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das Ende Juni in Kraft tritt, sorgt unter anderem dafür, dass Museumsexponate mit einem QR-Code ausgezeichnet sein müssen, der auf eine Website mit erklärenden Details in gesprochener Form weiterleitet. Für Druckerzeugnisse wie diese gibt es ein Expertenunternehmen in Koblenz: Kreye Siebdruck.

Vorreiter aus Koblenz: Warum Kreye Blindenschrift druckt
Die Koblenzer Firma Kreye hat ihr Angebot im Namen der barrierefreie Kommunikation erweitert. Als eine von wenigen Firmen in Deutschland fertigen sie neben Siebdrucken auch Braille- und Taktildrucke an.
Ellen Kreye-Leder, geschäftsführende Gesellschafterin, stellte an ihrem Stand Aufkleber, Schilder oder auch Visitenkarten aus, mit denen das Leben barrierefreier gestaltet sein kann. Auch Etiketten für Gewürze mit Braille-Schrift zählten zum Angebot. „Ein ähnliches Format bieten wir auch für Speisekarten an“, versicherte Kreye-Leder, die auch einen Flyer mit dem Alphabet der Brailleschrift zum eigenen Testen anbot.

Im Forum Mittelrhein wurde es beim Tag der Inklusion sportlich. Alfred Langen und seine Helfer von der Rhein-Mosel-Werkstatt hatten in einem Leerstand einen Rollstuhl-Parcours aufgebaut. Menschen ohne Gehbehinderung konnten hier testen, wie viel Kraft und Geschick sie aufwenden müssen, um den Umgang mit dem Hilfsmittel auf Rädern zu meistern. Alfred Langen, nebenbei auch Sportinklusionslotse im Behinderten- und Rehabilitationssport-Verband RLP, war stets zur Stelle, wenn die eingebauten Schwierigkeitselemente wie die schiefe Ebene alleine nicht zu meistern waren.
In unmittelbarer Nähe zum Parcours hatte das Escape-Room-Center Neuwied ein Online-Spiel angeboten, in dem auch Menschen mit Einschränkungen in die Rolle des Agenten schlüpfen und verschiedene Rätsel lösen konnten. Die städtische Behindertenbeauftragte Katharina Kubitza zog am Ende des Tages insgesamt ein positives Fazit, auch wenn ein Gewitter den Aktionstag etwas früher beendete: „Die Veranstaltung wurde gut angenommen, auch von Menschen, die hier unterwegs zum Shoppen waren. Viele hatten sichtbaren Spaß bei den Mitmachangeboten.“