„Ein Friedensappell für den Nahen Osten“ steht auf dem Plakat, welches das Einpersonen-Theaterstück „Ich werde nicht hassen“ ankündigt. Es wird am morgigen Allerheiligentag in der Pallottikirche in Vallendar aufgeführt. Es basiert auf der Geschichte des palästinensischen Arztes Izzeldin Abuelaish aus Gaza. Er musste miterleben, wie am 16. Januar 2010, damals gab es einen dreiwöchigen Krieg, drei seiner acht Kinder und eine Nichte durch israelische Panzergranaten bei einem Angriff auf sein Haus getötet wurden. Die Attacke erfolgte, als er gerade mit einem israelischen Fernsehjournalisten live in Kontakt war. Fernsehzuschauer in Israel und in Teilen der Welt erlebten die Worte eines aufgelösten Vaters: „Unser Haus wurde bombardiert, meine Töchter sind tot. Oh Gott, was haben wir getan?“
Erst kurz zuvor war seine Frau an Leukämie verstorben. Abuelaishs Erlebnisse hätten in Hass münden können. Aber er ging einen anderen Weg. Er setzt sich für eine Aussöhnung zwischen den verfeindeten Völkern ein. In seinem Buch „Ich werde nicht hassen“ schreibt er: „Meine drei Töchter und meine Nichte sind tot. Rache wird sie mir nicht zurückbringen.“ Das einzig Gute, das aus diesem Bösen kommen kann, sei die Teilung zu überwinden, die uns seit über sechs Jahrzehnten trennt. Es gebe nur einen Weg, eine Brücke über die Gräben zu bauen: zusammenleben und die Ziele beider Völker anzuerkennen. Er bringt die Kraft auf, zu erklären: „Wenn ich wüsste, dass meine Töchter das letzte Opfer auf dem Weg zu Frieden zwischen Palästinensern und Israelis wären, könnte ich das akzeptieren.“
Mehrfach für den Friedensnobelpreis nominiert
Doch die Geschichte verläuft bisher bekanntlich anders, was das Theaterstück auf grausame Weise so aktuell macht. Der aktuelle Krieg im Nahen Osten ist noch barbarischer geworden. Nachdem am 7. Oktober 2023 Hamasterroristen mehr als 1200 Israelis ermordeten und weitere 200 als Geiseln verschleppten. Seitdem wurden in dem sich anschließenden Krieg einige Zehntausend Menschen getötet, die meisten waren Zivilisten. Eine Versöhnung erscheint unmöglicher als je zuvor.
In dem Buch schildert Izzeldin Abuelaish sein Leben und das schwere Dasein seiner Landsleute im Gazastreifen. Er wurde 1955 im Flüchtlingslager Jabalia geboren. Aufgrund seiner guten schulischen Leistungen konnte er in Ägypten Medizin studieren. Im israelischen Soroka Medical Center absolvierte er seine Facharztausbildung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sein damaliger Chef Marek Glezermann schildert lobend wie er sein Programm bewältigte, trotz aller Hindernisse wegen mühsamer oder oft untersagter Grenzüberquerungen. Trotz allem, was er durchgemacht hatte, habe Abuelaish unerschütterlich an einen Friedensprozess und ein Zusammenleben von Juden und Palästinensern geglaubt. Heute lebt er als Arzt in Kanada. Dreimal wurde er für den Friedensnobelpreis nominiert.
Diskussion im Anschluss an die Aufführung
Die Autoren Sylvia Armbruster und Ernst Konarek haben aus dem Buch das gleichnamige Einpersonenstück verfasst. Unter der Regie von Ali Jalaly, der aus dem Iran stammt, verkörpert der in Köln lebende Schauspieler Michael Morgenstern mehrere Rollen. Das Stück wurde bisher vielfach aufgeführt. Im Gespräch mit unserer Zeitung hebt Morgenstern besonders hervor, dass es dem Regisseur gelungen ist, dass das Stück, wo es um Dialog und Ausgleich zwischen Israel und Palästina geht, 2018 auf dem großen Fajr-Festival in Teheran aufgeführt werden durfte. Morgenstern ist sich bewusst, dass die Aufführung am 1. November angesichts der aktuellen Lage im Nahen Osten auch ein Wagnis sein kann. Er kündigt an: „Es wird im Anschluss eine Diskussion stattfinden.“
Das Stück beginnt um 19.30 Uhr in der Pallottikirche neben Haus Wasserburg in Schönstatt. Karten zum Preis von 15 Euro (7 Euro ermäßigt) gibt es an der Abendkasse. Mehr Informationen erhalten Interessenten unter www.haus-wasserburg.de