Von unserer Mitarbeiterin Kerstin Perkert
Sie sind wegen räuberischer Erpressung angeklagt, schweigen jedoch zu den Vorwürfen. Am zweiten Prozesstag haben die zwölfjährige Tochter der Frau und ihre Nachbarn ausgesagt. Die Geschichte bleibt dennoch verworren.
Die 37-Jährige soll zunächst eine Beziehung mit dem Älteren gehabt haben. Als sie ihn dann mit dem Jüngeren betrog, soll sie nicht gewusst haben, dass die beiden Männer sich kannten. Doch diese haben sich laut Anklage daraufhin verbündet und raubten sie aus.
So soll das Verbrechen abgelaufen sein: Als die Frau, die in der Pflege tätig ist, am 13. März 2015 auf dem Weg zur Arbeit war, passten die beiden Männer sie ab und forderten Geld. Hintergrund war, dass einerseits der 57-Jährige ihr während der Beziehung öfters mit Geld ausgeholfen hatte und dass der 29-Jährige angeblich Geld in ihrer Wohnung verloren hatte, das nicht mehr auffindbar war.
Als die gebürtige Russin sich weigerte, soll der 29-Jährige sie gegen sein Auto geschubst und schließlich dort hineingedrängt haben. Man sei dann zur Bank gefahren, um Geld von ihrem Konto abzuheben, das aber leer war. Daraufhin sollen die Männer ihr Handy, Schmuck, Geldbörse und Schlüssel gestohlen sowie sie zur Unterschrift eines Schuldscheins über 5000 Euro gezwungen haben.
Außerdem gab die Frau an, sie sei mit einer Pistole und den Worten „Ich werde dich jetzt töten!“ bedroht worden. Später stellte sich heraus, dass es sich dabei um eine Plastikpistole handelte, die im Auto des 29-Jährigen sichergestellt wurde. Die beiden mutmaßlichen Täter hätten außerdem angedeutet, der Tochter der Frau etwas anzutun.
Vor Gericht verstrickte sich die 37-Jährige immer wieder in Widersprüche. Mal war die Rede von einem Handy, mal von zweien, mal erwähnte sie die Pistole, mal nicht. Die Frau spricht nur gebrochen Deutsch, sodass eine Verständigung trotz Dolmetscherhilfe schwierig war. Sie rechtfertigte die Widersprüche zum einen mit der schlechten Kommunikation und zum anderen mit ihrer schlechten psychischen Verfassung.
Die Tochter der Frau wurde ebenfalls vom Gericht vernommen. Sie schilderte einen Vorfall vor der angeklagten Tat, als zwei Männer sie in der eigenen Wohnung bedrängten und beiseiteschubsten, da sie die Mutter suchten, die aber nicht da war.
Auch die beiden Nachbarinnen, ebenfalls Mutter und Tochter, erzählten, dass zwei Männer bei der 37-Jährigen öfters geklingelt und nach ihr gerufen hätten. Wahrscheinlich war einer der beiden Männer der angeklagte 57-Jährige, den 29-Jährigen erkannte keine wieder. Die beiden Nachbarinnen waren es auch, zu denen die 37-Jährige nach der Tat am 13. März floh und von wo aus sie die Polizei verständigte. Nach Eindruck der Nachbarinnen war die Frau „total verängstigt“ und „komplett aufgelöst“ und hatte außerdem große Angst um ihre Tochter.
Im Laufe der Verhandlung zeigte es sich noch als besonderes Hindernis, dass beide Angeklagten sowie ein dritter in die Geschichte verstrickter Mann alle denselben Vornamen tragen. Die Verhandlung wird in den kommenden Wochen mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt.