So ist es Franziska Wirtgen und Emanuel Gewohn am liebsten. Die beiden Polizisten werfen einen genauen Blick in den Motorraum und auf die Felgen eines silberfarbenen Toyota Aristo, der zur Kontrolle auf dem Parkplatz neben der ED-Tankstelle an der B 256 bei Plaidt zum Halten gekommen ist. Sie erkennen eine Menge Umbauten und optische Verschönerungen. Doch: Alles ist legal und ordentlich ausgeführt.
Die 23 Jahre alte Polizeikommissarin und der 35 Jahre alte Polizeioberkommissar halten noch einen fachlich tiefgehenden Plausch mit dem Besitzer des Toyota: Tim Zimmermann aus Namedy freut sich sichtlich über das Interesse der Polizei an seinem Fahrzeug, das er selbst umgebaut hat. „Mit dem Auto ist alles in Ordnung, und dann freue ich mich einfach darüber, mich mit dem Fahrer auszutauschen“, sagt Emanuel Gewohn und lächelt. Kurz darauf darf der Aristo weiterfahren. „Pflegen, immer pflegen“, ruft Gewohn zum Abschied.
Gespräche über Modifikationen
Jean-Pascal Spiller hat da weniger Glück. Ein Beamter beanstandet einige Umbauten an seinem quietschbunten 5er BMW, den er mit Sprühfarben verziert hat. Der junge Mann aus der Nähe von Köln trägt es mit Fassung und sogar mit einer Prise Humor. „Eigentlich werde ich seltener kontrolliert, seit mein Auto so bunt ist“, sagt er. Heute sei da wohl eine Ausnahme. „Dabei war ich nicht einmal am Nürburgring unterwegs.“

Emanuel Gewohn und Franziska Wirtgen sind Teil der Tuning-Kontroll-Teams der Polizeidirektion Koblenz, Gewohn leitet die Kontrolle. Mit ihren Kolleginnen und Kollegen sind sie ab dem späten Freitagnachmittag rund um die Rhein-Mosel-Stadt unterwegs. Der Karfreitag, in der Szene „Carfriday“ genannt, markiert den Beginn der Saison für Autoposer und -tuner. Schon am Vormittag versammeln sie sich in der Eifel, pilgern in langen Kolonnen zum Schaulaufen auf den Nürburgring. Ab dem Nachmittag spielt sich dann in Region vielerorts nachfolgendes Schauspiel ab. Die Autofans verlassen den Ring und treffen sich mit ihren Fahrzeugen auf Parkplätzen, um sich auszutauschen und ihre Karossen zu präsentieren. Die Treffen finden oft spontan statt. Das Tuning-Kontroll-Team rückt in der Folge aus – sobald klar ist, wo die Autofans zusammenkommen – und sieht nach dem Rechten.
Viel Autoexpertise der Beamten
Es geht nicht darum, die Treffen aufzulösen. Die Polizisten, die besonders viel Autoexpertise mitbringen, schauen indes nach der Verkehrssicherheit der Fahrzeuge und der Rechtmäßigkeit der Modifikationen. „Es geht keinesfalls darum, den Leuten die Freude am Auto zu nehmen“, machen Gewohn und Wirtgen klar. Sie wollen die Kontrollfunktion der Polizei erfüllen, zugleich aber mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, wie Gewohn erläutert. Er selbst hat schon viele Autos umgebaut und kann den Spaß am Hobby sehr gut nachvollziehen.

„Carfriday“ in Koblenz: Am Globus trifft das Tuning-Kontroll-Team der Polizei auf Hunderte modifizierte Autos
Der Anblick war selbst für erfahrene Polizisten außergewöhnlich: Mehr als tausend oft getunte Autos drängten sich auf dem Globus-Parkplatz in Koblenz-Bubenheim zusammen. Autofans hatten sich dort über soziale Medien zum "Carfriday" verabredet.
Das Konzept Tuning-Kontroll-Team scheint zu ziehen – und Interesse zu wecken. Vor gut zweieinhalb Jahren hat die Koblenzer Polizei es aus der Taufe gehoben, wobei die Beamten auch noch andere Aufgaben haben. Was sie eint, so bestätigt es Franziska Wirtgen, sei die Affinität und Freude am Auto. Was mit fünf, sechs Polizisten begann, ist mittlerweile zudem gewachsen. Bis heute hat sich das Team etwa verdreifacht.

In diesem Jahr begleitet sogar Kameraleute und eine Reporterin Gewohn, Wirtgen und ihre Kollegen. Die Journalisten arbeiten an einem Beitrag über die Tuningkontrollen für ein TV-Autoformat, sie begleiten die Polizisten sodann auch zum Globus nach Bubenheim. Dort, so hat Emanuel Gewohn erfahren, treffen sich ebenfalls etliche Autofans. Die Kontrollen verlagern sich also sodann auf den Parkplatz des Handelshauses.

Carfriday: Auto-Enthusiasten pilgern zum Nürburgring
Am hohen Feiertag der Tuner und Poser zieht es wieder Tausende Autofans in die Eifel. In langen Staus brauchen sie aber erst mal Geduld, bevor der Spaß losgehen kann.
Eine dreistellige Zahl Schaulustiger beobachtet die Polizisten bei der Arbeit, einige haben sogar Klappstühle mitgebracht. „Da ist schon Einiges los hier“, sagt eine junge Frau, während Motorraum um Motorraum unter die Lupe genommen wird.