Auf dem Martberg bei Pommern befindet sich heute ein Archäologiepark - Neuer Führer erklärt reiche Geschichte
Bedeutendes Zentrum der Kelten und Römer: Auf dem Martberg bei Pommern befindet sich ein Archäologiepark
In römischer Zeit entwickelte sich auf dem Martberg ein gallorömischer Tempelbezirk von überregionaler Bedeutung. Dieser erreichte im 3. Jahrhundert nach Christus seine Blütezeit. Teile dieser Tempelanlage wurden nach dem Abschluss der Grabungen auf den antiken Grundmauern wiederaufgebaut. Das Foto zeigt den Haupttempel K und den Grundriss des Tempels M.
Caroline Raddato/Archäologiepark

Kelten und Römer haben an Rhein und Mosel Spuren hinterlassen, die auch heute noch beeindrucken. Dass die Erinnerung an die Kultur jener Zeit nicht verblasst, ist ein Verdienst der archäologischen Denkmalpflege, die in der jüngeren Vergangenheit nicht nur große Grabungserfolge gemeldet, sondern auch die Entwicklung sogenannter Archäologieparks angestoßen hat.

Eine bedeutende Anlage befindet sich auf dem Martberg. Diese steht im Mittelpunkt des jüngst erschienenen Führers „Kelten und Römer auf dem Martberg“, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der örtliche Förderverein und finanziert haben.

Der Autor des 106-seitigen, bebilderten und illustrierten Werks über die Geschichte des rund 40 Hektar großen Bergplateaus ist ein ausgewiesener Spezialist für die keltische Kultur: Dr. Hans-Helmut Wegner, der in Urbar lebt, war früher Leiter der Landesarchäologie in Koblenz, die heute unter dem Dach der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz angesiedelt ist.

Der Archäologe, der ein reiches publizistisches Werk vorweisen kann und zudem für die jüngeren Ausgrabungen verantwortlich zeichnete, legt mit seinem Führer dieses Mal einen Schwerpunkt auf die späte Eisenzeit, die in unserer Region von der jüngeren Hunsrück-Eifel-Kultur geprägt war und den Übergang zur römischen Kultur, der wissenschaftlich sehr gut nachgewiesen werden kann. Und natürlich geht es auch um die späte Blüte im dritten Jahrhundert nach Christus. Die infolge der Gabungen gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse lieferten die Grundlage für eine Rekonstruktion von Teilen des einst auf dem Martberg erbauten Tempelbezirks.

Wie man zum Archäologiepark kommt? Die Antwort heißt: Alle Wege führen nach Pommern – entweder über die Moseluferstraße oder über die Höhen via Autobahn 48 und Bundesstraße 416. Dort angekommen, geht es weiter über die Bachstraße und „Im Bachtal“. Der Park selbst liegt in etwa 180 Metern Höhe fast genau zwischen Pommern und Karden.

Wer die Anlage auf dem Martberg erbaut hat? Die ursprünglichen Anlagen haben Angehörige des keltischen Stamms der Treverer erbaut: Um das Jahr 100 vor Christus befand sich auf dem Martberg eine befestigte Großsiedlung, die in Fachkreisen Oppidum genannt wird. Dieses lag äußerst günstig an einer Querverbindung der beiden über Hunsrück und Eifel verlaufenden Verkehrsachsen, die in römischer Zeit weiter ausgebaut wurde. Die Anfänge der Besiedlungsgeschichte reichen sogar noch weiter zurück, nämlich in das vierte Jahrhundert vor Christus.

Schon in der Frühzeit bestand hier wohl auch ein bedeutendes religiöses Zentrum, dessen Bedeutung am Übergang zur römischen Zeit, in der an Rhein und Mosel die Kulturen verschmolzen, sogar noch weiter zunahm. Erbaut wurde schließlich ein gallorömischer Tempelbezirk, der im 3. Jahrhundert nach Christus seine volle Blüte entfaltete und eine Bedeutung erlangte, die weit über die Region hinausreichte.

Wann begannen die archäologischen Untersuchungen? Die ersten Ausgrabungen gab es bereits in den Jahren 1885 und 1990 unter Regie des damaligen Provinzialmuseum Bonn. Den heutigen Erkenntnisstand verdanken wir der 1986 begonnen Grabungskampagne unter Federführung der Landesarchäologie. Diese Untersuchungen wurden im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Romanisierung“ durch die DFG gefördert. Diese finanzielle Unterstützung ermöglichte es, den Tempelbezirk vollständig freizulegen und zu dokumentieren.

Bis 2013 folgte die aus mehreren Bänden bestehende Publikation der Ergebnisse. Das nun von Hans-Helmut Wegner verfasste Werk ist damit gewissermaßen eine Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse. Der Führer soll Lust auf den Besuch des Martbergs machen, wo es im Rahmen der touristischen Erschließung regelmäßig Sonderveranstaltungen gibt. Die Voraussetzungen hierfür sind ideal. Wurden doch zwei Tempel, der Haupttempel K und der Eingangstempel X sowie ein Abschnitt der Umfriedung am Originalplatz auf den antiken Grundmauern wiederhergestellt. Im Haupttempel wurde sogar die einstige Innenbemalung rekonstruiert. Grundlage für diese Maßnahme bildeten auch die in anderen Orten der früheren römischen Provinzen Ober- und Niedergermanien gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Auf dem Gelände finden Besucher zudem die Rekonstruktion eines keltischen Fachwerkgebäudes vor.

Im antiken Tempelbezirk gab es ursprünglich sechs Tempel. Jeder dieser Gebäude war einer bestimmten Gottheit gewidmet, wobei die kultischen Handlungen oder Gelöbnisse in den Außenbereichen stattfanden. Schon seinerzeit gab es Prozessionsstraßen, über die die Menschen zum Heiligtum gelangten. Deren Geschichte reichte übrigens ebenfalls weit in die keltische Zeit zurück. So zogen die Gläubigen von Karden an einem Quelleheiligtum in der heutigen Straße „Unter den Weinbergen“ zum Plateau hinauf, wahrscheinlich um den keltischen Gott Lenus zu verehren, der in der „Götterhierarchie“, dem späteren Gott Mars entsprach. Dieser Kriegsgott, der neben Jupiter der wichtigste römische Gott war, wurde – darauf lassen die archäologischen Funde schließen – auch im späteren gallorömischen Tempelbezirk verehrt.

Das Buch „Kelten und Römer auf dem Marberg ist im Rhein-Mosel-Verlag in Zell erschienen und kostet 10 Euro. Das Werk ist Band 24 der Reihe „Archäologie an Mittelrhein und Mosel“. Informationen über Öffnungszeiten des Archäologieparks und die Eintrittspreise gibt es im Internet unter www.martberg-pommern.de

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