Anna Drutin hat ihr Vorhaben tatsächlich umgesetzt: Innerhalb von drei Wochen hatte sie ein zentral gelegenes Ladengeschäft und etliche zertifizierte Fachkräfte online gefunden. Das „Little Rose“ wurde im April in der Pfuhlgasse eröffnet.
Doch die vergangenen acht Monate waren nicht immer leicht für die Inhaberin. „Ich habe vielen Frauen geholfen hierherzukommen, habe ihnen mithilfe anderer Wohnungen und Kleidung besorgt, ihnen Arbeit gegeben“, sagt Anna Drutin beim Treffen in ihrem Laden. Man merkt ihr an, dass sie nach der Euphorie ernüchtert ist. „Von den Frauen, die hier angefangen haben, arbeitet nur noch eine einzige bei mir.“ Alle anderen hat sie rauswerfen müssen – oder sie sind gegangen und haben sich selbstständig gemacht. „Ich wurde bestohlen und hintergangen“, sagt die Lahnsteinerin. Was genau vorgefallen war, ist für unsere Zeitung leider nicht überprüfbar.
Arbeiten neben dem Studium
Wie sie ins Little Rose kam? „Ich war hier, weil ich draußen eine ukrainische Flagge sah und mir die Nägel machen lassen wollte“, erzählt sie auf Englisch. Dann habe sie Anna gefragt, ob sie bei ihr arbeiten kann. Seit diesem Tag im Juni ist sie täglich im Salon. Wenn Kundschaft kommt, arbeitet sie. Ansonsten erledigt sie Aufgaben für ihr Studium. „Eine Win-win-Situation“, sagt Victoria. Sie ist froh über ihren Minijob und die Vereinbarkeit mit ihrem (gezwungenermaßen) Fernstudium.
Auch die 36-jährige Karina ist glücklich, wieder als Kosmetikerin arbeiten zu können. „Das ist mein Leben“, sagt sie und lacht. In Charkiw hatte die gelernte Pharmazeutin eine Ausbildung zur Kosmetikerin draufgesattelt und seit zehn Jahren ein eigenes Kosmetikstudio betrieben.Bei Kriegsausbruch flüchtete sie mit ihrer heute dreijährigen Tochter und Mutter aus Charkiw.
Gern würde die 36-Jährige in Vollzeit arbeiten. „Aber ich besuche viermal die Woche einen Deutschkurs“, schildert sie. Davor oder danach arbeitet sie immer mal wieder im Laden – und ihre Mutter passt währenddessen auf die Kleine auf. Einen Kitaplatz hat sie nicht gefunden. Selbst Einheimische warten teils Monate darauf. Wenn Karina ihren Deutschkurs beendet hat, wird ihre Mutter diesen besuchen – und die 36-Jährige ihre Tochter hüten.
Anna Drutin darf man getrost als ziemlich mutig bezeichnen. Die 31-jährige Wirtschaftspsychologin eröffnet in Kürze im Zentrum von Koblenz einen Beautysalon. Sie tut dies nicht, weil sie schon immer einen Schönheitsladen haben wollte.Perspektive für Flüchtlingsfrauen: 31-Jährige will in Koblenz Beautysalon eröffnen
Viele Menschen sparen aktuell
Anna Drutin ist nicht nur Chefin, sondern auch Kümmerin. „Ich helfe gern. Ich bin einfach so.“ Auch an diesem Tag füllt sie mit Karina zwei Formulare für deren Mutter aus, erklärt ihr, was einzutragen ist. „In Deutschland geht man mit einem ausgefüllten Forumlar zum Jobcenter und bekommt direkt wieder etwas Neues mit.“ Die 31-Jährige lacht.
Obwohl die vergangenen Monate nicht einfach waren, betont Anna Drutin: „Ich würde es immer wieder genauso machen. Ich wollte helfen. Und das tue ich.“ Ändern könne man schlechte Erfahrungen nicht. Sie hofft nun, dass die finanzielle Unsicherheit, die viele Menschen seit September und den angekündigten Preiserhöhungen spüren, bald wieder nachlässt. Denn dann wären sicher auch wieder mehr Menschen bereit, ihr Geld in Massagen, Haut und Nägel zu investieren.
Ich habe Respekt vor Anna Drutins Plan, innerhalb weniger Wochen im Koblenzer Zentrum einen Beautysalon zu eröffnen, in dem geflüchtete Ukrainerinnen arbeiten sollen. Die 31-Jährige hat sich für dieses Projekt verschuldet und muss nun jeden Monat einige Tausend Euro erwirtschaften, allein um die ...RZ-Kommentar zum Beautysalon als Flüchtlingsprojekt: Vorbild für andere, wenn es klappt