Einen Starttermin fürSanierungsmaßnahme gibt es aber noch nicht
Baugenehmigung liegt vor: Wann und wie geht es am Koblenzer Münzmeisterhaus weiter?
Ohne Anbau für Aufzug und sanitäre Anlagen wäre eine neue Nutzung des Münzmeisterhauses nicht möglich. Dennoch stehen die aktuellen Planungen für einen Kompromiss. Das Gebäude wird deutlich kleiner als ursprünglich vorgesehen. Visualisierung: Ternes Architekten
Ternes Architekten

Seit 13 Jahren ist das historische Münzmeisterhaus auf dem Münzplatz eingerüstet. Doch aus der immer wieder angekündigten Sanierung und Erweiterung wurde bislang nichts. Jetzt ist allerdings Bewegung in die Sache gekommen. Denn es gibt eine Baugenehmigung. Und auch der Investor bewegt sich.

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„Der Abstimmungsprozess mit allen Beteiligten verlief sehr konstruktiv“, betont der Koblenzer Architekt Jens Ternes. Rat, Verwaltung und Fachbehörden haben den Weg für eine denkmalgerechte Sanierung und eine neue Nutzung frei gemacht. Warum alles dennoch so lange gedauert hat? „Weil die bisherigen Planungen so nicht umsetzbar waren“, bilanziert Jens Ternes. Er selbst hat vor drei Jahren das Projekt übernommen – um nach eigener Aussage einen Beitrag zur Aufwertung der Innenstadt zu leisten.

Zu seinem Auftrag in der Altstadt kam er eher zufällig. Vor gut drei Jahren hatte er sein Projekt für eine transparente Markthalle auf dem Münzplatz vorgestellt und kam dadurch ins Gespräch mit dem Investor. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich mehrere Planer an dem Projekt abgearbeitet. Streitpunkt war vor allem der Anbau zur Erschließung des in den 1760er-Jahren errichteten Barockgebäudes. „Ohne ein solches Gebäude ist eine Nutzung unmöglich“, sagt auch Jens Ternes.

Was sein Konzept von den anderen unterscheidet? Zunächst einmal die Dimensionen. Der Architekt legt das Gebäude kleiner aus als ursprünglich vom Investor anvisiert. Es ist mit einer Höhe von 11,30 Metern deutlich niedriger als die bisherigen Vorschläge, die sich an der vollen Höhe des historischen Gebäudes (rund 14 Meter) orientierten. Und auch die Breite liegt mit 7 Metern deutlich unter früheren Varianten. „Wir brauchen weniger Raum, als es der Bebauungsplan zulässt“, betont Jens Ternes. Der Architekt verweist ferner darauf, dass die Idee einer Markthalle, mit der er gern die Innenstadt aufwerten möchte, wohl bis auf Weiteres eine Vision bleiben wird.

Apropos Bebauungsplan: Die für das Projekt nötigen Veränderungen waren immer ein Streitpunkt. Nicht nur den Ratsmitgliedern, sondern vor allem auch den Anliegern erschien das Gewünschte schlicht und ergreifend überdimensioniert. Auch wenn es immer noch Kritiker gibt, lösen die neuen Pläne sämtliche Erschließungsprobleme. So wird es eine behindertengerechte Aufzugsanlage geben, die vom Gewölbekeller bis zum Dach reicht. „Die Landesbauordnung schreibt für öffentliche Gebäude einen solchen Aufzug vor“, erklärt Jens Ternes. Der Architekt verweist zudem darauf, dass es im Erdgeschoss, Obergeschoss und im Dachgeschoss sanitäre Anlagen für die künftigen Nutzer und ihre Gäste geben wird. Eine davon soll behindertengerecht ausgestattet sein.

Völlig neu ist auch die Gestaltung des Erschließungsbaus. Bislang reichten die Vorschläge von radikal modern bis historisierend. Die Hauptkritik war bislang, dass der neue Trakt das historische Gebäude optisch erdrückt. Genau das wollen Ternes und sein Team vermeiden. Deswegen wird es zwischen altem und neuem Teil einen zurückhaltenden gläsernen Verbindungstrakt geben. Das eigentliche neue Gebäude setzt bewusst einen starken Kontrast zum Bestand, soll sich aber dennoch zurückhaltend präsentieren. Möglich machen sollen das heimische Materialien. Das ist mit der Denkmalpflege abgestimmt. Als Verkleidung für die Fassade soll deutscher Schiefer verwendet werden. „Den gibt es nach wie vor auf dem Markt“, betont Jens Ternes.

Es bleibt die Frage, wie es mit dem Münzmeisterhaus selbst weitergehen soll. Hier reichten die Bewertungen von „katastrophal“ bis „ist alles gar nicht so schlimm“. Jens Ternes sieht die Sache realistisch. „13 Jahre Leerstand sind natürlich nicht spurlos vorbeigegangen“, sagt der Architekt. Er betont aber auch, dass die Sanierung so behutsam wie möglich erfolgen soll, wobei der barocke Dachstuhl eine besondere Herausforderung ist. Hier gibt es erheblichen Handlungsbedarf, das weitere Vorgehen muss eng mit der Denkmalpflege abgestimmt werden.

Warum sich Jens Ternes das Projekt antut? Weil es sich nicht nur aus seiner Sicht um eine Spezialimmobilie mit hohem Identifikationswert handelt – auch mit Blick auf eine Neuentwicklung von Alt- und Innenstadt für die Zeit nach der Corona-Krise. Natürlich wäre es für den Architekten einträglicher, stattdessen ein Projekt auf der „grünen Wiese“ zu übernehmen. Doch genau diese Fixierung wäre aus seiner Sicht zu kurz gegriffen. Deswegen war das Bauen im Bestand für ihn schon immer ein großes Thema – und es ist für ihn eine zentrale Herausforderung bei der Neuentwicklung von Stadtkernen.

Wie das Gebäude künftig genutzt werden soll? Auch wenn es eine große Küche geben wird, sind durchaus Varianten denkbar, wobei der Investor nach wie vor an ein gastronomisches Konzept denkt. „Klein, fein, regional, vielleicht sogar eine Weinlounge mit regionalen Weinen auch mit Blick auf den Gewölbekeller“, bringt es Jens Ternes auf den Punkt. Neu ist übrigens, dass der Investor jetzt für neue Beteiligungsformen bis hin zur kompletten Übernahme des Objektes durch Dritte ist. Und offenbar gibt es bereits Interessenten, die sich vorstellen könnten, mit einzusteigen. Fakt ist aus Sicht von Investor und Architekt aber auch, dass man mit einer gastronomischen Projektentwicklung inklusive der Möglichkeit der Außenbestuhlung ein gut funktionierendes Konzept in zentraler Altstadtlage umsetzen kann. Aber: Das Münzmeisterhaus ist schon allein wegen seines begrenzten Raumangebots ein Objekt für Liebhaber. Das ist wohl der Grund, warum es immer noch keinen Starttermin gibt.

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