Koblenz
Bald werden Unternehmer ältere Mitarbeiter umwerben

Koblenz - In 15 Jahren gibt es in Deutschland sechs Millionen Erwerbstätige weniger als heute. Unternehmen können sich in ihrer Personalpolitik also keine Fehler leisten: Mitarbeiter müssen gehalten, junge Kräfte gefunden, die Potenziale älterer Arbeitnehmer genutzt werden. „Der demografische Wandel ist ein Mega-Thema, ein Tsunami, der auf uns zukommt“, sagte Rudolf Kast, einer der führenden Personalmanager Deutschlands, beim IHK-Demografie-Forum in Koblenz. Er und andere Experten informierten Unternehmer aus der Region darüber, was sie schon heute tun können und müssen, um vom Fachkräftemangel nicht überrollt zu werden.

Koblenz – In 15 Jahren gibt es in Deutschland sechs Millionen Erwerbstätige weniger als heute. Unternehmen können sich in ihrer Personalpolitik also keine Fehler leisten: Mitarbeiter müssen gehalten, junge Kräfte gefunden, die Potenziale älterer Arbeitnehmer genutzt werden. „Der demografische Wandel ist ein Mega-Thema, ein Tsunami, der auf uns zukommt“, sagte Rudolf Kast, einer der führenden Personalmanager Deutschlands, beim IHK-Demografie-Forum in Koblenz. Er und andere Experten informierten Unternehmer aus der Region darüber, was sie schon heute tun können und müssen, um vom Fachkräftemangel nicht überrollt zu werden.

Laut Kast, zuletzt Personalchef des mehrmals als bester Arbeitgeber ausgezeichneten Sensorikherstellers Sick, müssen Firmen Strategien entwickeln, wie sie Mitarbeiter anlocken können. „Die Bewerbungssituation dreht sich völlig um: Jetzt müssen die Arbeitgeber für sich werben“, so Kast. Gerade unbekannte Unternehmen müssten stärker herausstellen, was sie als Firma und Arbeitgeber besonders macht. In einer Expertenrunde, moderiert von RZ-Chefredakteur Joachim Türk, herrschte Einigkeit darüber, dass Netzwerke wie Facebook in diesem Zusammenhang immer wichtiger werden. Hier werden Arbeitgeber weiterempfohlen – oder auch nicht.

Im „Talent Management“ muss man länger als drei Jahre im Voraus denken und immer für die nächsten fünf bis sieben Jahre planen und ausbilden, betonte Kast: „Um Nachwuchs zu sichern, müssen Sie auf Vorrat ausbilden und einstellen.“ Dies beherzigt die Sparkasse Koblenz, die ihre Personalarbeit mittlerweile langfristig steuert. Aus gutem Grund: „Obwohl wir ein relativ junges Unternehmen sind, sind in einigen Jahren 50 Prozent der Beschäftigten über 50“, sagte Personalmanager Jörg Perscheid. Das Geldinstitut hat auch seine Einstellungsbedingungen geändert: Seit ein paar Jahren hat ein Teil der Azubis kein Abitur, sondern „nur“ einen Realschulabschluss.

Einen Trend bei der Personalrekrutierung sieht Rudolf Kast darin, dass Fachkräfte und Auszubildende in Zukunft verstärkt im Ausland gesucht werden. „Für viele Firmen ist das unausweichlich. Sie expandieren nicht mehr wegen des Marktes ins Ausland, sondern wegen der Arbeitskräfte.“

Beim Kampf um gute Mitarbeiter setzt er aber vor allem auf die Älteren. „Hier brauchen wir einen Bewusstseinswandel: Es muss möglich sein, länger zu arbeiten.“ Seit fünf Jahren beobachtet er, dass zumindest bei den Hochqualifizierten die Nachfrage steigt. „Vor ein paar Jahren hatte ein 52-Jähriger keine Chance. Jetzt erleben wir einen echten Wertewandel.“ Auch für die Ausbildung Älterer sieht er eine Zukunft.

Die Mitarbeiter sollen also nicht mehr in die Frührente entschwinden – wie aber bleiben sie lange gesund und leistungsfähig? Für den Personalmanager ist Gesundheitsförderung eine große Herausforderung für Firmen. Sicherheit am Arbeitsplatz ist hier genauso wichtig wie eine gute Arbeitsumgebung oder die Ermöglichung einer Balance zwischen Job und Privatleben. Workshops und eine aktive Mitarbeiterbeteiligung können helfen. Er schwört auch auf flexible Arbeitszeitmodelle, mit denen zum Beispiel Auszeiten organisiert werden können. Für ihn ist klar: „Man kann Mitarbeiter länger halten, indem sie gesund bleiben.“

Stephanie Mersmann

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